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Trompetensignale ein Dorn im Ohr

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Trompetensignale ein Dorn im Ohr

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    Von Montag bis Freitag drei bis vier Mal täglich dringt eine Trompetenmelodie aus der Leighton-Kaserne herüber in die Gertrud-von-Le-Fort-Straße, wo die Riedmanns wohnen. Hubert Riedmann stört sich weniger an dem Klang. Die Lautstärke ist ihm ein Dorn im Ohr und der Umstand, dass die Fanfaren schon früh am Morgen und spät am Abend zu hören sind. Um 6 Uhr hissen die US-Amerikaner ihre "Stars and Stripes", um 17 Uhr holen sie das Sternenbanner runter vom Mast. Um 23 wird Zapfenstreich geblasen. Auch um 15 Uhr ertönt das Signal, wenn auch nicht regelmäßig, sagt Riedmann, der Lehrer von Beruf ist.

    So ein Trompetensignal kann Bilder aktivieren. Wer entspannt die Augen schließt, sieht tapfere Kavalleristen vom Schlage eines John Wayne gegen einen weit überlegenen Feind preschen.

    Hubert Riedmann schließt die Augen nicht, wenn er die Fanfaren hört, denkt nicht an den Wilden Westen und seine Helden. Er ärgert sich. Weil er den Eindruck hat, dass die Trompete seit Anfang des Jahres lauter erklingt. Er vermutet, das könnte etwas mit dem zur Schau gestellten Nationalbewusstsein der Amerikaner als Folge der Anschläge vom 11. September zu tun haben.

    Trompetenklänge vom Band

    Dazu muss man wissen, dass die Trompete in den Leighton-Barracks nicht "live" geblasen wird, sondern als "Konserve" vom Band läuft. Nicht auszuschließen, dass jemand lauter gedreht hat. Sollte das der Fall sein, könnte man die Lautstärke wieder nach unten regeln, sagt Frank Schleehuber, der für die Würzburger US-Streitkräfte Öffentlichkeitsarbeit macht. Falls das Trompetensolo jedoch nicht lauter ist als in den Jahren US-Präsenz zuvor, sieht Schleehuber keinen Grund, auf die Befindlichkeit Riedmanns Rücksicht zu nehmen. Wenn zu leise geblasen wird, gehe der Sinn der Zeremonie flöten.

    Schleehuber erinnert an das Entgegenkommen des US-Kommandeurs, an Samstagen und Sonntagen auf Trompeten-Klänge zu verzichten. Auch in Kasernen der Bundeswehr erklinge beim Fahnenappell Musik. Der Unterschied sei nur, dass die Leighton-Kaserne von Wohngebieten umgeben ist.

    Die Nachbarn von Hubert Riedmann haben in der Mehrzahl keine Probleme mit dem Trompetensolo, wie eine Umfrage zeigt. Wolfgang Jehmüller findet den Zapfenstreich "fast romantisch" und "immerhin eine Melodie". Wie er denkt auch Daniela Reuss, für die die Trompete den Wecker ersetzt. "Das ist mir lieber als die Musik aus den Autos."

    Jene Musik scheint rund um die Leighton-Kaserne das eigentliche Problem zu sein. Wobei viele bei dem, was aus "amerikanischen" Autoradios - meist bei herunter gekurbelten Scheiben - ins Freie dröhnt, nicht von Musik reden mögen. "Warum müssen wir die ganzen Sommermonate den unnötigen Lärmterror ertragen?" fragen wütende Anlieger, die sich in der "Bürgerinitiative Rottendorfer Straße/Am Galgenberg" zusammengeschlossen haben.

    Vor mehr als zehn Jahren begann der Schriftverkehr mit den diversen Kommandeuren der Amerikaner. Bewirkt hat er nichts, empört sich Herr H, der ungenannt bleiben möchte, weil er Unannehmlichkeiten befürchtet. "Wir sind es mehr als leid, tagein, tagaus von diesen völlig überdrehten Bässen zugedröhnt zu werden", heißt es im letzten Hilferuf der Initiative vom Juli an Dennis W. Dingle, den derzeitigen US-Commander. Der Oberst antwortete prompt. "Ich möchte Ihnen versichern, dass wir Ihr Anliegen ernst nehmen."

    Überlaute Musik vorschriftswidrig

    Dingle erinnert an einen entsprechenden Appell in der Militärzeitschrift "Crusader", die in sämtlichen Kasernen im Raum Würzburg sowie in Kitzingen, Giebelstadt, Schweinfurt, Bamberg, Ansbach und Illesheim gelesen wird. In regelmäßigen Spots im US-Radio und Fernsehen AFN weise man die Militärangehörigen darauf hin, dass überlaute Musik nicht nur unhöflich ist, sondern gegen die Vorschriften verstößt.

    Bei der Bürgerinitiative hat die Antwort des Obersten keine Begeisterung ausgelöst. Die Maßnahmen hätten leider rein gar nichts genützt, heißt es in der Erwiderung, die Wut der Anlieger staue sich mehr und mehr an. Herr H. fordert: Wenn schon so viele Soldaten mit automatischen Gewehren um die Kaserne patrouillieren, solle der Kommandeur eben noch einen Soldaten mit einem Notizblock bewaffnen. Der könnte die Kennzeichen besonders lärmender Fahrzeuge notieren, damit deren Fahrer zur Rechenschaft gezogen werden können. Der guten Nachbarschaft wegen.

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