Der Turn- und Sportverein Lengfeld kommt nicht zur Ruhe. Nun ist der Finanzvorsitzende, Rechtsanwalt Thomas Braun, zurückgetreten. Er zieht damit die Konsequenzen, nachdem der langjährige Vorstandsvorsitzende Karlheinz Frick unter Berufung auf ein Schreiben des Amtsgerichts erklärt hatte, sein kürzlich verkündeter Rücktritt sei unwirksam und er wieder im Amt.
Die Auseinandersetzungen schwelen seit Jahren. Nun hatte ein Mitglied, unterstützt durch über 100 Unterschriften, eine außerordentliche Versammlung zur Amtsenthebung Fricks gefordert. Frick, ehemaliger Stadtrat und Vorsitzender des Verbandes Würzburger Sportvereine, spricht von einer kleinen Gruppe von Störenfrieden, seine Gegner verweisen auf starke Unterstützung aus allen Abteilungen. Sie werfen Frick vor, über Jahre hinweg Mitglieder beleidigt zu haben. So habe Frick den Verantwortlichen der Fußballabteilung schwarze Kassen und Rechtsbeugung vorgeworfen.
Die so Beschuldigten haben dies immer bestritten und verweisen darauf, dass Frick seine Vorwürfe nie belegt und die Einnahmen bei Fußballspielen durch persönliche Schätzungen ermittelt habe. Zudem legen die Gegner Fricks ein Schreiben vor, in dem dieser ein Vereinsmitglied bei dessen Arbeitgeber diffamiert.
Nach dem Antrag auf außerordentliche Mitgliederversammlung wollte Frick mit Hinweis auf die Vereinssatzung und auf die Ferien diese erst im November anberaumen. Nach der Drohung der Gegenseite, die Versammlung gerichtlich durchzusetzen, erklärte Frick mit drei weiteren Vorstandsmitgliedern seinen Rücktritt – um ihn nun zu widerrufen. Inzwischen hatte Braun versucht, mit dem erweiterten Vorstand eine Mitgliederversammlung auf die Beine zu stellen. Mit dabei war auch der zurückgetretene Sportvorsitzende Manfred Stahl. Die Versammlung sollte am 29. September sein.
Seinen Rücktritt vom Rücktritt begründete Frick mit einem Schreiben des Registergerichts am Amtsgericht. Letzteres hatte die Rücktritte für unwirksam erklärt. Der Rechtspfleger verwies darauf, dass der Verein laut Satzung von zwei Vorstandsmitgliedern vertreten werde. Da bis auf den Finanzvorsitzenden alle zurückgetreten seien, könnten die Rücktritte nicht rechtswirksam den TSV erreicht haben.
Anwalt Braun findet es verwunderlich, dass das Registergericht bei einer so schwierigen Rechtslage noch am gleichen Tag die Anfrage Fricks beantwortet hat. Er verweist zudem auf ein Schreiben Fricks, wonach dieser die Rechtsauffassung des Gerichts schon seit Wochen bekannt gewesen sei.
Für Braun lässt dies nur den Rückschluss zu, dass der von Frick erklärte Rücktritt offenbar lediglich eine „fingierte neue taktische Variante“ gewesen sei, um Zeit zu schinden. Es sei „ein erbärmliches Possenspiel“, mit dem Frick seinen Kopf als Vorsitzender nochmals für einige Wochen und zu Lasten des Vereins über die Runden retten wolle.