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WÜRZBURG: Türkische Spuren in Deutschland

WÜRZBURG

Türkische Spuren in Deutschland

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    Der Journalist Çelik, 1960 in der Türkei geboren, ist Deutscher seit 1991. Er schreibt für das in Unterfranken erscheinende türkischsprachige Wochenblatt Birlik Çelik ist unerschütterlich überzeugt von der „deutsch-türkischen Freundschaft“. In seinem Buch versucht er, ihre Entwicklung darzustellen.

    Nach der Belagerung Wiens im Jahr 1683 blieben Zehntausende türkischer Soldaten im damaligen Heiligen römischen Reich deutscher Nation zurück, zwangsläufig, als Kriegsgefangene. Çelik macht in der Folge einen Austausch von Sitten und Bräuchen zwischen den Gefangenen und den Einheimischen aus. Nach Würzburg sei auf diese Weise der Kaffee gekommen. Er schildert, wie die Janitscharen neuartige Schlag-, Streich- und Blasinstrumente Pauken nach Europa brachten und wie den Tabakgenuss populär machten. Unter dem Preußenkönig Friedrich I. habe es erstmals „permanente diplomatische Vertretungen“ zwischen Berlin und Istanbul gegeben.

    Der Würzburger Journalist schätzt frühere deutsch-türkische Beziehungen so hoch ein, dass er zu ihrer Beschönigung neigt. Er meint, „unsere Kanzlerin Angela Merkel“ übersehe „die reichen Ressourcen und das Potenzial der Türkei völlig, wenn sie sich gegen einen Beitritt des Landes zur EU stellt“. Er stellt ihr als Vorbild Kaiser Wilhelm II. gegenüber. Der „hegte Pläne, die reichen Ölfelder des Mittleren Ostens den Briten zu nehmen und mit den Türken gemeinsam auszubeuten“. Das „Schicksal“ habe „den beiden Ländern, deren Interessen somit übereinstimmten und die politisch dieselben Staaten als Kontrahenten hatten, nur eine Option, gelassen nämlich eine strategische Partnerschaft“. Als wäre der 1. Weltkrieg, in den diese Partnerschaft mündete, eine Angelegenheit des Schicksals gewesen.

    Als Nachweis deutsch-türkischer Entwicklungen ist das 270-seitige Werk problematisch, auch wegen zahlreicher Fehler und Lücken in der historischen Darstellung. Es hat eine symbolische Bedeutung, die während der vergangenen Buchmesse in Frankfurt sichtbar wurde. Zu deren Eröffnung waren der türkische Präsident Abdullah Gül und der deutsche Bundespräsident Horst Köhler gekommen, wo sie auf einem gemeinsamen Rundgang auf Çelik trafen. Der Würzburger erinnert sich an die Worte des türkischen Staatschefs so: Das Buch sei „ein ganz besonderer Beitrag zur Integration“. Gül habe die Zweisprachigkeit des Buches gelobt. Es sei „von großer Bedeutung für die deutsch-türkische Freundschaft“. Köhler habe dem Autor gratuliert. Çelik berichtet auch, dem türkischen Massenblatt Hürriyet sei die Vorstellung der „Türkischen Spuren in Deutschland“ zwei Seiten in der Wochenendausgabe Wert gewesen.

    „Türkische Spuren in Deutschland“, von Latif Çelik, erschienen im Logophon-Verlag; Preis: 15,95 Euro.

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