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GIEBELSTADT: Turteleien, Freundschaft und Familienbande bei den Geyer-Festspielen

GIEBELSTADT

Turteleien, Freundschaft und Familienbande bei den Geyer-Festspielen

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    Auf die Plätze: Damit das Bühnenbild wirkt, wissen Sophia Gehrit, Silvia Barthel, Leonie Heinrich und Luca Greger, dass sie hinten rechts stehen müssen.
    Auf die Plätze: Damit das Bühnenbild wirkt, wissen Sophia Gehrit, Silvia Barthel, Leonie Heinrich und Luca Greger, dass sie hinten rechts stehen müssen. Foto: Foto: Julia Haug

    Die Nonnen sind umsonst gekommen. Statistin Sabine Elsäßer hat den aktuellen Plan nicht mehr im Kopf – einfach auf gut Glück ist sie nach der Arbeit als Krankenschwester zur Freilichttribüne an der alten Geyerruine in Giebelstadt gekommen. Erst als Regisseur Renier Baaken zur Probe auf die Bühne bittet, ist fix: Außer den Sprechrollen heute nur „Bauern und Mädels“ – so steht es im Online-Probenplan.

    Schwärmereien als Teenager

    Die 23-jährige Sabine und auch Nonnen-Kollegin und Mitschwester Annika Billich könnten ihren freien Montagabend also eigentlich vor dem Fernseher oder im Biergarten verbringen. Doch das kommt den beiden Giebelstädterinnen nicht in den Sinn. Für ein Schwätzchen auf den Zuschauerbänken ist der laue Abend allemal gut. Und gleichzeitig eine Gelegenheit, die Geyer-Kollegen beim Wüten, Straucheln und Zetern zu beobachten.

    Sechs Jahre Altersunterschied liegen zwischen Sabine und Annika, die noch zur Schule geht. Doch die Florian-Geyer-Spiele verbinden die Giebelstädter, knüpfen Freundschaften auch über die Altersgrenzen. Sabine ist schon das zwölfte Mal mit von der Partie: Mit zwölf beginnt sie als Bauernkind, lernt mit 14 ihren späteren Freund kennen. „Als Jugendliche war man immer in einen Geyer-Schauspieler verliebt“, sagt sie und grinst verschmitzt. Schauspielern ist nicht wirklich ihr Ding, darum stört sie sich auch nicht daran, dass sie elf Jahre später immer noch keine Sprechrolle besetzt. Dass sie deshalb nicht mehr mitmachen würde – keine Sekunde hat Sabine daran gedacht.

    Schizophrenes Statistenleben

    Als Domschüler sind auch Leonie Heinrich, Silvia Barthel, Sophia Gehrit und Luca Greger heute eigentlich überflüssig. Wie die Nonnen sind die Domschüler erst wieder beim nächsten Mal an der Reihe. Doch das Leben eines Statisten ist schizophren: Leonie ist inzwischen auch Tochter Helfenstein, „Mama“ darf sie einmal sagen. Dass sie zum sechsten Mal dabei ist beim Stück, ist Ehrensache: Geyer-Darsteller Oliver Tell ist ihr Cousin.

    Auch die drei anderen sind nicht nur Domschüler, sondern auch Bauernkinder – je nach dem, welche Szene geprobt wird. Der Bauernpulk steht im hinteren Teil der Bühne, der grobe Holztisch mit Mineralwasserflaschen als deftige Bierhumpen ganz vorne. Die Augen der Zuschauer kleben zwar dort. Trotzdem wirkt das Gesamtbild nur, wenn die etwa 50 Meter lange Bühne gefüllt ist. Einfach nur da sein, ist also während der Probe wie hernach bei der Premiere angesagt.

    Nonne Annika Billich spielt heuer das vierte Mal mit. Dieses Jahr wird ihr übel mitgespielt – zumindest deutet das ihr hysterisches Kreischen auf dem Pferdewagen an. „Ich darf schreien, das finde ich super“, sagt die 17-Jährige begeistert. Unterm Jahr sehen sie und Statistenkollegin Sabine Elsäßer sich selten. Doch im Sommer sind die Treffen gesetzt: immer zu den Proben montags und freitags, zu den Vorstellungen natürlich und jeden Herbst zum gemeinschaftlichen Geyerausflug am 3. Oktober. Weißenburg, Erfurt, Limburg und Nürnberg – immer stehen Städte im Umkreis mit einer mittelalterlichen Burg auf dem Plan.

    Keine Spur von Eintönigkeit nach so vielen Jahren? Iwo. „Die Geyer-Spiele gehören zum Sommer einfach dazu“, sind sich die jungen Frauen einig. Trotz Schichtdienst als Krankenschwester und Lernstress auf dem Weg zum Abitur. „Es geht einfach um die Gemeinschaft.“

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