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ALLERSHEIM: Typischer Männerberuf: Steinmetzin hat sich durchgesetzt

ALLERSHEIM

Typischer Männerberuf: Steinmetzin hat sich durchgesetzt

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    Eine Frau unter vier männlichen Mitarbeitern zu haben, ist für Ewald Sieber Neuland.

    Die Zusammenarbeit zwischen den Kollegen ist für Janine wie für den Betriebsinhaber in Ordnung. Da – wie der Chef sagt – Janine „nicht auf die Gosch'n gefallen ist,“ würde sie sich zu wehren wissen, wenn sich die Kollegen nicht gut verhalten. Als Grund, erstmals eine Frau einzustellen, gibt der Chef an: „Ihr Können in Verbindung mit dem Willen, sich an Dinge ranzuwagen die sie noch nie gemacht hat.“ Besonders Janines extremer Wille nötigt ihm Respekt ab. Anders als männliche junge Gesellen, die gescheitert sind, weil es am Willen und an der Lust zu arbeiten fehlte, sieht er die junge Steinmetzin auf einem guten Weg.

    Der Betrieb stellt vor allem Teile für den Hausbau her. Künftig soll aber die gestalterische Fertigung mehr ausgebaut werden, was Janine besonders freut. „Etwas zu machen, was man meistens nicht als Auftrag kriegt,“ ist der Wunsch der 27-Jährigen, die gerne mal „irgendwelche Spinnereien“ in Stein verwirklicht. Etwa ein Werk wie die große Schnecke, die viele Besucher beim Pärlesmarkt in Allersheim bewundert haben.

    Derzeit ist sie damit beschäftigt, Muschelkalksteine in formschöne Gartenbänke und einen Tisch zu verwandeln. Der Betrieb, den Rudolf Sieber 1974 gegründet hat, war zunächst auf Bau-Steinmetzarbeiten ausgerichtet. Unter der Leitung von Steinmetzmeister Ewald Sieber kamen später die Anfertigung von Grabmalen und Restaurationsarbeiten hinzu.

    Janine ist gebürtige Bad Mergentheimerin und lebt in Burgbernheim. Zu ihrem Beruf kam sie durch Zufall. Nach der Realschule schwebte ihr ursprünglich der Wunsch vor, Grafikdesignerin zu werden.   Dass sie allerdings nach der Ausbildung vorwiegend am Computer beschäftigt sein würde, das war nicht ihr Ding. „Der Computer und ich verstehen uns überhaupt nicht,“ meint Janine scherzhaft.

    Mit staubigen Händen, einer Baseballkappe und in Gummistiefeln erzählt sie, dass damals Restaurator auf der Berufs-Wunschliste ganz oben gestanden hat. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine handwerkliche Ausbildung notwendig. Neben Goldschmied, was ihr gar nicht zusagte, blieb noch Steinmetz übrig. Eine Ausbildungsstelle fand sie in einem Weikersheimer Betrieb. Der Inhaber hatte bereits Erfahrung mit weiblichen Lehrlingen gesammelt. Dabei hat er festgestellt, dass diese im Gegensatz zu einigen männlichen Auszubildenden die Lehre nicht abbrechen, sondern die drei Jahre durchhalten.

    In dem kleinen Betrieb in dem Grabmale, Brunnen und Bildstöcke gefertigt wurden, arbeitete Janine Almatinger nach der Ausbildung weitere fünf Jahre. Nachdem die Auftragslage schwieriger wurde und sie ihre Arbeitsstelle verlor, wurde es, wie die Steinmetzin sagt, „richtig schwer.“   In allen Betrieben, in denen sie sich vorgestellte, wurde ihr versichert, dass ihre berufliche Qualifikation bestens sei und sie auch eingestellt werden würde, wenn sie keine Frau wäre. Als sie durch einen Bekannten von dem Allersheimer Betrieb erfahren hatte, versuchte sie ihr hier zunächst vergeblich ihr Glück.

    Ohne die Aussicht als Steinmetzin arbeiten zu können, wurde sie wieder zur Schülerin, um das Fachabitur zu machen. Noch bevor die Schulzeit begann, kam sie wieder Kontakt mit der Firma Sieber.

    Da begann Janine Almatinger zu zeigen, was an Energie in ihr steckt. Sie arbeitete neben der Schule als Steinmetzin bei Ewald Sieber. Dessen Bedenken dass die zierliche Frau mit dem Beruf, der körperlich schwere Arbeiten mit sich bringt, fehl am Platz sein könnte, hat Janine Almatinger nicht nur zerstreut. Ewald Sieber äußert sich auch sehr zufrieden über die Arbeit, die die Steinmetzin leistet.

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