Im Rahmen der Leseaktion „Würzburg liest ein Buch“ hatten elf junge Künstler die Möglichkeit, ihr lyrisches Können bei einem Poetry-Slam im Jugendkulturhaus Cairo unter Beweis zu stellen. Heraus kamen einige beeindruckende Werke.
„Da war der Regen tropf tropf tropf und kalt - rennt schnell hinaus aus dem lichten Wald.“ Mit fester und klarer und gleichzeitig doch ruhiger und melodischer Stimme beginnt Isa ihre lyrische Kurznovelle, die sie extra für diesen Abend vorbereitet hat. Sie spielt mit Worten, wird lauter, fast schon zu laut, flüstert dann im nächsten Moment und zieht ihre Zuhörer somit in den Bann ihrer Geschichte. „Schnitt um Schnitt – wie ein fester Schritt. Wie einst ein Reiter, der siegessicher durch sein erobertes Land ritt“.
Selbst verfasste Texte
Als eine „moderne Poesieschlacht“ beschreibt Pauline Füg, die am Samstagabend ins Cairo zum U-20 Poetryslam geladen hatte, den Abend im Rahmen der Stadtleseaktion. Elf Jugendliche, die zuvor in einem Workshop von der Würzburger Kulturförderpreisträgerin in die Kunst der modernen Poesie eingeführt wurden, hatten die Möglichkeit, ihre Werke vor den zahlreich erschienen Zuschauern zu präsentieren. Für die Nachwuchspoeten galten dabei nur drei Regeln: Die Texte mussten selbst geschrieben sein, es galt ein Zeitlimit von fünf Minuten und Requisiten waren verboten. Es ging um Schreibkompetenz, Kreativität und Soft Skills, gegenseitiges Zuhören und freies Sprechen vor Publikum. „Respect the poets“, betonte Pauline Füg.
Inhaltlich orientierten sich die Vorträge am Werk des in Würzburg geborenen Lyrikers Jehuda Amichai, mit dessen Leben sich die Poetry-Slammer innerhalb des Workshops auseinandergesetzt hatten. Der Konflikt zwischen Erinnern und Vergessen, der Amichai bis an sein Lebensende beschäftigte, sollte auch die Nachwuchslyriker inspirieren, die ansonsten aber komplett frei in ihrer Themenwahl waren. Entsprechend vielfältig waren die Vorträge, die auch von der Erforschung der eigenen Identität handelten.
Der Mensch als Individuum
„Ich finde es toll, dass der Mensch hier als Individuum im Vordergrund steht“, beschreibt die 17-jährige Isa die Faszination am Poetryslam. Die Schweinfurter Schülerin schreibt schon seit langem Texte für sich selber und hat vor Kurzem entschieden, sich mit ihren Werken an die Öffentlichkeit zu trauen. Auch vor dem Workshop habe sie übrigens bereits Stücke von Jehuda Amichai gelesen und bezeichnete sich als großen Fan von dessen Lyrik. Die Veranstaltung passe für sie also sehr gut zusammen, sie habe außerdem viel lernen können.
Organisiert wurde die Veranstaltung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Würzburg liest ein Buch“ von der Organisation „Demokratie leben“, die sich gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit einsetzt
Alle Slammer waren spannend
Nicht im Vordergrund stand an diesem Abend, wie sonst bei Poetry-Slams üblich, der Wettbewerb. Den jungen Künstlern sollte vor allem die Möglichkeit der freien Entfaltung gegeben werden, was vom Publikum honoriert wurde: „Ich kann mich nicht entscheiden, wen ich am besten finde, jeder hier ist auf seine eigene Art und Weise spannend“, war aus den Zuschauerreihen zu hören.