Kunden können es im Geschäft der Uhrmacherfamilie „Zorn Uhren & Schmuck“ am Dominikanerplatz in Würzburg bestaunen.
„Dieses hochwertige Uhrwerk hat die bekannte Firma Philipp Hörz in Ulm gebaut, vermutlich um das Jahr 1890“, erläutert Innungsobermeister Joachim Zorn, der als Spezialist für antike Uhren im gesamten deutschsprachigen Raum geschätzt und gefragt ist. „Diesbezügliche Nachforschungen in den Archiven sind im Gange.“
Spätestens in den 1960er Jahren hat es die damals noch selbstständige politische Gemeinde Gaubüttelbrunn, der die Baulast am Kirchturm obliegt, durch ein modernes, elektrisches Uhrwerk ersetzen lassen; das ausgediente mechanische ließ man aber im Turm stehen. „Vor bald zehn Jahren, bei Servicearbeiten an der Turmuhr haben wir es wieder entdeckt – es war völlig verstaubt und verdreckt“, beginnt Firmengründer Eduard Zorn, der im Oktober sein 80. Lebensjahr vollendet hat, seine Schilderung des weiteren Geschehens.
Schon der Transport in die Werkstatt Eduard Zorns an seinem heutigen Wohnort Veitshöchheim war mit einigem Aufwand verbunden, wiegt das Uhrwerk doch sechs Zentner. Doch dann ging die Arbeit erst richtig los: „Ich habe es buchstäblich in jedes Einzelteil zerlegt, die Eisenteile sorgfältig gereinigt, entrostet und mit Originalfarbe neu lackiert. Die Messingräder wurden von mir fein geschliffen und dann gewachst. Mehr als 200 Arbeitsstunden habe ich aus Idealismus dafür aufgewandt.“ Man spürt ihm die Erleichterung an, dass diese Meisterleistung nun rechtzeitig zum Jahreswechsel abgeschlossen werden konnte.
„Das Uhrwerk ist nun wieder absolut funktionsfähig, hier im Laden aber natürlich nicht in Funktion. Dafür fehlen die starken Seilzüge nach oben, die schweren Gewichte und das Zifferblatt am Turm; all das kann man hier natürlich nicht montieren.“ Wenn Eduard Zorn die Funktionsweise des Uhrwerks bereitwillig und detailliert erläutert, spürt man, wie sehr es ihm ans Herz gewachsen ist. So lenkt er die Blicke auf Einkerbungen in zwei der Zahnräder – zwölf in einem Rad auf der linken Seite, über die der Stundenschlag der Turmglocke ausgelöst worden war, vier in einem anderen auf der rechten Seite für das Glockenzeichen jede Viertelstunde. Über die Mechanik im Zentrum wurde jeweils nach einer Minute das sekundengenaue Weiterrücken des Zeigers der Turmuhr gesteuert. Eine Kontrollanzeige ist am Uhrwerk selbst montiert. Vorne links sind noch die Stäbe zu sehen, auf die eine Kurbel zum Aufziehen der Uhr aufgesetzt wurde. „Je nachdem, wie hoch wir Ministranten dabei die Gewichte nach oben geschafft haben, musste die Uhr täglich oder nur alle acht Tage aufgezogen werden“, erinnert sich Joachim Zorn lächelnd.
Ein Schreiner aus Versbach hat aus Massivholz den Sockel gefertigt, damit das Uhrwerk im Laden richtig zur Geltung kommt.
Nach wie vor unterstützt Senior Eduard Zorn seinen Sohn tatkräftig in der Uhrenreparatur-Werkstatt und im Geschäft. Nur so kann Joachim Zorn seine ehrenamtlichen Funktionen ausüben, etwa als Vorsitzender des Fachausschusses Wirtschaft und Technik im Zentralverband für Uhren, Schmuck und Zeitmesstechnik. Selbstständig gemacht hatte sich Eduard Zorn im Jahr 1967 und mit seiner Ehefrau Dorothea seine Werkstatt am Sternplatz eröffnet. Im Jahr 2003 ist Joachim Zorn dann an den Dominikanerplatz 4 umgezogen.