Hauptverantwortlich dafür zeichnet Robert Popp aus Giebelstadt. Lange und intensiv hat er sich mit dem Thema auseinander gesetzt und recherchiert. Hauptsächlich im Archiv der Gemeinde, aber auch bei zahlreichen Bürgern.
Bier war lange Zeit eines der wichtigsten Lebensmittel überhaupt, da es viele wichtige Nährstoffe enthält. Das Erstaunliche dabei: Durch den niedrigen Alkoholgehalt hat man es damals auch Kindern gegeben, denn es war gesünder als verunreinigtes Brunnenwasser, hat Popp herausgefunden.
Das genaue Verhältnis der Zutaten Malz, Hopfen, Hefe und Wasser zueinander erfordert noch heute das ganze Können eines Braumeisters. Um so schwieriger war es damals, als es noch keine automatischen Anzeigesysteme, Steuerungen und elektrischen Kühlsysteme gab, meint Popp.
Um 1900 existierten in Giebelstadt noch drei Brauereien: Die Freiherrliche Zobel'sche Bierbrauerei im Friesenhäuser Schloss, die Brauerei zur Rose und die Brauerei Thomas Jöstlein, das heutige Gasthaus „Zum Ochsen“. Was die Gebäude und Keller in über 100 Jahren erlebt haben und was aus ihnen geworden ist, zeigt die Ausstellung eindrucksvoll.
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war die Bierherstellung ein sehr beschwerliches Geschäft, sagt Robert Popp bei einem Rundgang durch die Ausstellung. Die Maschinen mussten von Hand beziehungsweise mit Dampf- oder Dieselaggregaten betrieben werden. „Das Wasser wurde mit Handpumpen aus dem eigenen Brunnen hochgepumpt und die Bierfässer mit Flaschenzügen hochgezogen“, so der Hobbyhistoriker.
Doch der Mühe nicht genug. Zum Kühlen der Brauerei eigenen Bierkeller verwendete man Eisstangen, die das ganze Jahr über das Bier kühlten. Im Winter mussten diese Eisstangen unter größter Kraftanstrengung mit der Handsäge aus den Seen geschnitten werden. Bis zum Jahr 1900 gab es immerhin sieben Seen in Giebelstadt. Der letzte, der Döller-See, wurde in der 1960er Jahren mangels Wasser aufgelassen.
Mit dem Bau einer Brauerei im Friesenhäuser Schloss, dem heutigen Rathaus, wurde 1814 begonnen. Bier- und Eiskeller unter dem Schlosspark zeugen immer noch davon. Allerdings wird hier kein Bier mehr gelagert, dafür aber geschossen. „Wir wurden als Kinder geschimpft, dort nicht zu spielen, weil es angeblich einsturzgefährdet war, heute schießen die Pistolenschützen in dem Gewölbe“, erzählt Popp schmunzelnd. Dort, wo heute die Gemeinderäte bei Sitzungen sich die Köpfe heiß reden, wurde über 100 Jahre lang kühles Bier gebraut. Im Jahr 1916 stellte die Freiherrliche Zobel'sche Brauerei ihren Betrieb für immer ein. Wechselnde Pächter prägten die Geschichte der Braustätte. Einer von ihnen, Peter Konrad, ging 1846 in Konkurs.
Die im Jahr 1874 erbaute Gaststätte übernimmt 1918 die Würzburger Hofbräu und verpachtet sie weiter. Zwei Jahre später werden die Brauereieinrichtungen entfernt. Von 1922 bis 1955 werden die Räume der Brauerei zur Postagentur und zu Dienstwohnungen der Post umgewandelt. 1945 werden Gaststätte und Saal zur Flüchtlingsunterkunft, 1957 zieht hier ein Schreibwarengeschäft ein.
Das Friesenhäuser Schloss erwirbt die Gemeinde 1979 von Stefan Freiherr von Zobel zu Giebelstadt in Erbpacht, von 1982 bis 1984 wird es von Grund auf umgebaut. Schließlich bezieht die Verwaltungsgemeinschaft Giebelstadt 1984 die Räume. 1987 kauft die Gemeinde das Schloss mit sämtlichen Wirtschaftsgebäuden, die ursprünglich zum Zobel'schen Stammschloss gehörten.
Bierbrauer Michael Müller gründet 1858 die Brauerei „Zur Rose“. Allerdings wird diese 1876 schon wieder geschlossen, hat Popp herausgefunden. Übrig blieben bis heute die Gaststätte und der Biergarten, die noch immer von einem Pächter betrieben werden.
Dort wo heute noch das Gasthaus „Zum Ochsen“ ist, gründete 1852 Georg Thomas eine Brauerei und verkauft sie 1857 an Georg Jöstlein. 1882 übernimmt Georg Jöstlein junior die Braustätte, die er um 1900 herum an Familie Dürr verkauft. Der Braubetrieb wird mit dem Verkauf eingestellt.
Interessante historische Daten und Bilder rund um die drei Giebelstädter Brauereien zeigt die Ausstellung im Zobel'schen Schloss in Giebelstadt. Sie ist am morgigen Freitag, 3. Oktober, von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Dazu erfahren die Besucher noch Wissenswertes rund um den Ersten Weltkrieg in Giebelstadt. Die Daten dazu haben Gemeindearchivarin Friederike Langeworth und Sieglinde Hilpert zusammengetragen.
Weitere Infos gibt es unter Tel. (0 93 34) 8 08 29