Vor 14 Jahren gelobte Würzburgs Ordnungsreferent Wolfgang Kleiner vor Medienvertretern die Besserung der städtischen Ausländerbehörde. Damit reagierte er auf Berichte dieser Redaktion über unfreundliche, einschüchternde und Angst einflößende Mitarbeiter.
Es ist ein langer Prozess geworden, der am 6. August vorläufig abgeschlossen werden soll - mit der Eröffnung eines "Service-Points" als zentrale Anlaufstelle für die ausländischen Würzburgerinnen und Würzburger. Der Service-Point funktioniert in ausländerrechtlichen Angelegenheiten wie das Bürgerbüro, nur mit einen Informationstheke. Hier werden Formulare aus- und abgegeben, Termine vereinbart und vergleichsweise unkomplizierte Anliegen bearbeitet.
Hinter dem Tresen an die Wand geschrieben steht Artikel 3, Absatz 3, des Grundgesetzes, die ersten und letzten Wörter hervorgehoben: "Niemand darf … benachteiligt werden."
Mangel an interkultureller Kompetenz
Zur Vorstellung der Räumlichkeiten kamen der Oberbürgermeister und seine beiden Stellvertreter. Dass sich alle drei zu einem Termin versammeln, zeige, sagte OB Schuchardt, dass ihnen die Neuerung "im besonderen Maße wichtig" sei. Ziel sei, "ein Willkommen zu schaffen wie im Bürgerbüro". Die Ausländerbehörde solle eine "Willkommensbehörde" sein, mit einem "offenen, kompetenten und respektvollem Umgang".
Die Zustände in der Behörde waren zum Teil haarsträubend. Vor sechs Jahren informierte diese Redaktion erneut darüber, überschrieben mit einem neuerlichen Versprechen aus dem Rathaus: "Die Stadt will der Angst ein Ende machen". Das Bündnis für Zivilcourage monierte, Menschen mit ausländischen Wurzeln würden im Rathaus "nach anderen Standards" behandelt als gebürtige Deutsche.

Kritikpunkte waren neben fragwürdigen Umgangsformen ein Mangel an interkultureller Kompetenz und der Zustand der Räumlichkeiten. Die Gänge, in denen die Leute Schlange standen, waren lang, dunkel und unwirtlich. Wurden sie aufgerufen, betraten sie einen Raum, den Kleiner selbst "Glaskäfig" nannte, wo die Mitarbeiter hinter Glasscheiben die Behördengänger erwarteten. Burkhard Hose und Harald Ebert vom Ombudsrat wiesen früh darauf hin, dass niemand sich in solchen Räumen wohlfühlen könne, auch die Mitarbeiter – 25 sind es heute – nicht.
Wichtiger Impuls aus Kassel
Einen bedeutenden Impuls brachte 2011 ein vom Ombudsrat angeregter Besuch der Ausländerbehörde von Kassel. Danach sagte ein Rathaussprecher, die Delegation habe erkannt, dass in der Würzburger Behörde "viele Verbesserungen kurz-, mittel- und langfristig möglich" seien.
In den Folgejahren wurden Mitarbeiter, die besonders über die Stränge geschlagen hatten, versetzt. Oberbürgermeisterin Pia Beckmann ließ die Räume heller und freundlicher gestalten, ihr Nachfolger Georg Rosenthal ordnete interkulturelle Fortbildungen und Trainings an.
Unter Schuchardts Ägide erscheinen auf knapp 400 Quadratmetern die Flure und Zimmer jetzt hell und in freundlichen Farben, im Wartebereich gibt es eine Spielecke für Kinder, der Zugang ist barrierefrei, es gibt genug Sitzgelegenheiten. "Schön anzuschauen sei das", meinte der OB, und niemand widersprach.
