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WÜRZBURG: Umland und Handel fordern die Tiefgarage

WÜRZBURG

Umland und Handel fordern die Tiefgarage

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    Über die „Stadt der Zukunft“ wollte die Würzburger SPD bei ihrer Veranstaltung zum Bürgerentscheid über die Gestaltung des Kardinal-Faulhaber-Platzes am 2. Juli eigentlich diskutieren. Es wurde – nicht ganz unerwartet – zu großen Teilen eine Diskussion darüber, ob es ausreichend Pkw-Stellplätze in der Innenstadt gibt oder nicht.

    Im Verlauf der Diskussion im Burkardus-Haus stellte sich heraus, dass sich auch die Diözese Würzburg eine Tiefgarage unter dem Faulhaberplatz wünscht – um die unliebsamen Pkw-Stellplätze direkt an der Außenmauer des Kiliansdoms loszuwerden.

    26 große Bäume und eine grüne Insel der Erholung direkt neben der Straße mit der wahrscheinlich höchsten Schadstoffbelastung der gesamten Innenstadt sollen sowohl beim Bürgerbegehren als auch beim Ratsbegehren am Ende der Entwicklung am Kardinal-Faulhaber-Platz stehen – ob mit oder ohne rund 120 Pkw-Stellplätzen in einer neuen Tiefgarage unter dem Platz bleibt der einzige wesentliche Unterschied.

    Die SPD befürwortet das Ratsbegehren mit Tiefgarage. „Ergebnis des Bürgerentscheids wird aber auf jeden Fall eine Verbesserung an einem der hässlichsten Plätze der Stadt sein“, betonte der Vorsitzende der Stadtratsfraktion, Alexander Kolbow. SPD-Stadträtin Lore Körber-Becker, von Kolbow als das „grüne Gewissen“ der Fraktion vorgestellt, erläuterte den knapp 40 Zuhörern, warum auch sie sich entschieden hat, für die Tiefgarage zu stimmen: „Es sollen Oberflächenstellplätze wegfallen, zum Beispiel direkt am Dom. Wir hoffen, damit den Parksuchverkehr aus dem Quartier herauszubekommen.“

    Diese Hoffnung teilen die Sozialdemokraten mit dem Domkapitel, dem die direkt am Dom parkenden Autos schon lange ein Dorn im Auge sind. Weihbischof Ulrich Boom hat sich in einem Brief an Oberbürgermeister Christian Schuchardt gewandt, wie Domkapitular Jürgen Vorndran berichtete. Das Domkapitel sei mit der Verkehrsführung zur neuen Zufahrt zur Marktgarage direkt am Dom vorbei einverstanden gewesen, „weil uns damals versprochen wurde, dass der Parksuchverkehr aus dem Viertel herausgenommen wird. Dieses Versprechen wurde bis heute nicht eingehalten“, sagte Vorndran: „Unser Ziel ist ein autofreier Dom. Dazu wir müssen wir die Autos woanders unterbringen.“

    „Stadt hat ihr Versprechen bis heute nicht eingehalten“

    Jürgen Vorndran, Domkapitular

    Daher der Wunsch des Domkapitels nach einer Tiefgarage unter dem Faulhaber-Platz: „Wir leben auch von den Menschen, die mit dem Auto zum Gottesdienst kommen. Der Residenzplatz ist für viele schon zu weit weg“, sagte Vorndran, der auch eine öffentliche Toilette in der Nähe des Doms forderte.

    Auch der Einzelhandel – bei der SPD-Diskussion vertreten durch Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketing-Vereins „Würzburg macht Spass" – spricht sich weiterhin für die im Ratsbegehren geplante Tiefgarage aus: „Der Autoverkehr wird zentraler Bestandteil unserer Innenstadt bleiben, wir können ihn nicht verbannen. Dazu gehören Parkplätze“, sagte Weier und verwies auf über 850 000 potenzielle Kunden aus dem Umland, die die Stadt angesichts schlechter ÖPNV-Angebote bequem nur mit dem Auto erreichen können: „Würzburg lebt nicht von den Würzburgern“, betonte Wolfgang Weier.

    Für das Umland sprach bei der SPD-Veranstaltung Eva-Maria Linsenbreder, Bürgermeisterin von Kleinrinderfeld. Sie findet nach eigenen Worten bei ihren Würzburg-Besuchen angeblich „zweimal pro Woche“ keinen Parkplatz, weil die Marktgarage bis auf den letzten Platz belegt ist: „Wir aus dem Umland sind auf Parkplätze angewiesen. Man darf der Stadt keine Kaufkraft entziehen“, sagte die Bundestagskandidatin.

    Stadtplaner Peter Wiegand aus dem Baureferat sprach unter Anderem von einer „negativen Stellplatzbilanz“, weil in der Summe in der Eichhornstraße, Spiegelstraße und dem Faulhaber-Platz knapp 140 Stellplätze entfallen. Er erinnerte außerdem daran, dass das Mainfranken Theater mit seinem geplanten zweiten Saal künftig rund 200 Zuschauern mehr Platz bieten soll: „Es ist sinnvoll, Stellplätze da anzubieten, wo sie gebraucht werden“, so Wiegand.

    Eine seriöse Kostenschätzung für die Tiefgarage sei derzeit noch nicht möglich, erfahrungsgemäß koste ein Tiefgaragenstellplatz aber zwischen 20 000 und 35 000 Euro: „Und auch wenn er 50 000 Euro kostet, rechnet sich das an dieser Stelle“, so Wiegand.

    Er wies außerdem darauf hin, dass auch die Variante des Bürgerbegehrens vermutlich alles andere als günstig wird: „Wir werden auch bei einer Platzgestaltung ohne Tiefgarage für die Baumpflanzung hohe Kosten haben.“ In der Fußgängerzone Eichhornstraße sei es nicht gelungen, die Bäume auf Straßenniveau einzupflanzen, so Wiegand. Und als die Juliuspromenade vor vielen Jahren 16 neue Bäume bekommen hat, „hat das damals schon 2,2 Millionen D-Mark gekostet“.

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