„Eine Tiefgarage ist offenbar nicht sexy“, sagt der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt zum Bürgerentscheid, in dem sich am Sonntag knapp 60 Prozent gegen eine Tiefgarage am Kardinal-Faulhaber-Platz entschieden hatten. Die Wahlbeteiligung war mit 41,5 Prozent hoch.
Was sagen die Bürger aus dem Umland?
OB Schuchardt wollte mit der Mehrheit des Stadtrats einen begrünten Platz mit Tiefgarage und einem zurückhaltenden Gebäude durchsetzen. Gewonnen hat aber deutlich das Aktionsbündnis „Grüner Platz am Theater“ – ohne Tiefgarage.
Im Live-Ticker dieser Zeitung und in den sozialen Netzwerken werden vor allem die Konsequenzen für die Verkehrspolitik der Stadt diskutiert.
Hauptsächlich Bewohner aus dem Umland sehen diese negativ
„Na, dann braucht man ja bald gar nicht mehr in die Stadt fahren“, kritisiert ein Nutzer. Ein anderer kündigt an, dass er künftig woanders einkaufen wird. „Hätte man das Begehren in den Umlandgemeinden gemacht, wäre das Ergebnis wohl deutlich anders ausgefallen“, lautet ein Beitrag.
Andere Stimmen weisen darauf hin, dass am Faulhaber-Platz nur rund 70 Stellplätze wegfallen und „mit der heutigen Entscheidung definitiv keine Welt untergehen wird“.
„Ich freue mich über jeden Gast in der Würzburger Innenstadt und über die Menschen auf den Straßen, allerdings dürfen die Autos gerne draußen bleiben . . . den Lärm und die Abgase dürfen nämlich wir tagtäglich aushalten“, schreibt ein Würzburger.
Diskutiert wird außerdem die Notwendigkeit von Verbesserungen im öffentlichen Personennahverkehr und Radwegen oder Parkmöglichkeiten am Stadtrand.
Wie reagieren Politiker auf die Niederlage?
OB Schuchardt gratuliert dem Aktionsbündnis aus Umweltinitiativen und den Fraktionen von Grünen und ÖDP. Er freute sich über die hohe Beteiligung von 41,5 Prozent. „Das Ziel, die Bürger zu mobilisieren und durch die direkte Versendung der Briefwahlunterlagen die Abstimmungsbeteiligung zu erhöhen, wurde deutlich erreicht.“
Die großen Fraktionen im Würzburger Stadtrat, CSU und SPD, akzeptieren die Entscheidung sofort. „Das klare „Nein“ zur Tiefgarage wird Auswirkungen auf weitere kommunalpolitische Entscheidungen haben“, meint SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Kolbow. Themen wie Verkehrsberuhigung oder der Bau der Straßenbahn ans Hubland bekämen im Zusammenhang mit der zunehmenden Feinstaubbelastung in Würzburg höhere Relevanz.
Ein Signal ans Umland senden
Auch CSU-Fraktionsvorsitzende Christine Bötsch erkennt eine gestiegene Sensibilität der Bürger für umweltrelevante Themen. „Wir müssen aber auch ein Signal ans Umland setzen, dass wir für die Bewohner, die mit dem Auto kommen wollen, erreichbar bleiben“, betont Christine Bötsch, Vorsitzende der CSU-Fraktion gegenüber der Redaktion.
Enttäuscht reagieren Vertreter der IHK Würzburg-Schweinfurt, des Handelsverbands Bayern (HBE) und des Stadtmarketingvereins „Würzburg macht Spaß“ (WümS) auf den Ausgang des Bürgerentscheids. Würzburg habe die Chance auf einen wichtigen Impuls in der Stadtentwicklung verspielt.