Links und rechts hängen dicke Jacken. Auf dem Boden darunter stehen kleine Stiefel. Und durch den Flur tönt fröhliches Kindergeschrei. Auf den ersten Blick ist das Weltkinderhaus eine Kindertagesstätte wie jede andere. Doch wer näher hinsieht, erkennt einige Besonderheiten.
Das liegt an den drei pädagogischen Säulen, die seit 15 Jahren das Grundgerüst dieses evangelischen Kindergartens bilden: die offene, die tiergestützte und die Montessori-Pädagogik. Zwar gibt es einige Kitas, die sich dem offenen Konzept ohne einzelne Gruppen zugewandt haben oder die Kinder entsprechend der Lehre Maria Montessoris erziehen. Doch scheint die Kombination am Heuchelhof ungewöhnlich zu sein - so ungewöhnlich, dass eine Delegation aus Japan anreiste, um sich das Konzept von Leiterin Susanne Baumann vorstellen zu lassen .
Vor allem habe die Japaner das Vertrauen in die Selbstbildungskompetenz der Kinder fasziniert. Denn dieses Vertrauen wird im Weltkinderhaus großgeschrieben. Genauso wie alle Buchstaben und Wörter. Seien es die Namen der Kinder, die über den Haken für die Jacken stehen, oder die Wörter auf den beweglichen Bildern im "Wortstudio".
Farben helfen beim Erinnern
Das "Wortstudio" gehört ebenso wie das "Mathematikzimmer" zum Bereich Sprache. Um sich besser an die einzelnen Buchstaben erinnern zu können, sind die Konsonanten blau und die Vokale rot. Im Bereich der Zahlen gibt es die Einer-Kugel, die Zehner-Stange, die Hunderter-Platte und den Tausender-Würfel - alles zum Anfassen. Das Bildhafte hilft den Kleinen beim Lernen.
Zur Selbstständigkeit leitet außerdem das "Stokel" an. Das kleine Männchen im Flur trägt immer die Kleidung, die die Kinder anziehen müssen, wenn sie in den großen Garten wollen. Und gleich neben ihm steht ein Spiegel, der der Selbstkontrolle dient. "Vieles hier zeigt dem Kind, was es tun muss", erläutert die Kita-Leiterin.
Kita-Hund Emmi gehört für die Kinder dazu
Im Bereich "Kosmische Erziehung" dagegen geht es laut Baumann um alles, was uns als Menschen ausmacht und umgibt. Neben den Jahreszeiten spielen hier unter anderem auch die Religionen, der Mensch oder Kita-Hund Emmi eine Rolle. Die speziell ausgebildete Hündin ist fester Bestandteil des Lebens im Weltkinderhaus und genießt die regelmäßigen Streicheleinheiten.
Nach dem Besuch der Delegation war klar: Die drei Säulen des Konzepts der evangelischen Kindertagesstätte scheinen auch weit über die Grenzen der Stadt hinaus zu interessieren.