Ein Klassenzimmer voll mit digitalen Medien, mit Videotechnik und mit flexiblem Mobiliar: Das gibt es einer Pressemitteilung zufolge jetzt in einer Würzburger Grundschule. Das Kooperationsprojekt mit der Universität soll helfen, den Unterricht zu verbessern.
Wenn seit Kurzem in diesem Klassenzimmer an der Josef-Grundschule in Grombühl Unterricht stattfindet, können Lehrkräfte, Dozierende oder Studierende das Geschehen unmittelbar in einem angrenzenden Zimmer mitverfolgen – Videotechnik und ein Live-Stream machen das möglich.
Und noch etwas ist in dem Klassenzimmer anders: Es ist ausgestattet mit neuen digitalen Medien wie Tablets und Smartboards sowie mit flexiblem Mobiliar, das es ermöglicht, die Sitzordnung schnell und unkompliziert den jeweiligen Unterrichtssituationen anzupassen.
Projekt soll Vernetzung verbessern
"Plus@Wü", so lautet der Name des Projekts – oder ausgeschrieben: "Progressives Lernen durch Universität und Schule in Würzburg". Verantwortlich dafür ist die Professorin Sanna Pohlmann-Rother, Inhaberin des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU).
"Wir wollen mit dem Uni-Klassenzimmer den Praxisbezug im Studium und die Vernetzung der Lehrerbildung verbessern", beschreibt Pohlmann-Rother die Ziele des Projekts. Die Uni-Klasse könne sowohl von Studierenden als auch von Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern während des Referendariats sowie von Lehrkräften im Rahmen von Fortbildungen oder zur kollegialen Beratung genutzt werden. Und das ohne den Unterricht durch ihre Anwesenheit zu stören.
Von dem Klassenzimmer profitieren können laut Pressemitteilung sowohl Schule als auch Universität. "Für die universitäre Lehrerbildung in Würzburg bieten die Unterrichtsbeobachtungen das Potenzial, den Praxisbezug im Studium zu erhöhen", erklärt Pohlmann-Rother. Studierende können beispielsweise im Live-Stream das Geschehen im Klassenzimmer beobachten und mit ihrem Wissen über Grundschulpädagogik und -didaktik analysieren.
Technik ermöglicht Lehrern Perspektivwechsel
Von dem Projekt profitieren kann demnach aber auch die Josef-Grundschule. Beispielsweise wenn Lehrkräfte sowie Lehramtsanwärterinnen und -anwärter in dem Uni-Klassenzimmer unterrichten und Kolleginnen oder Kollegen ihnen im Nebenzimmer dabei zuschauen. Der Technikeinsatz biete nicht zuletzt die Möglichkeit eines Perspektivwechsels auf das eigene Unterrichten, aber auch auf die Schülerinnen und Schüler in der Klasse.
Verschiedene Lehrveranstaltungen des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik werden laut Pressemitteilung künftig in den Räumen der Uni-Klasse, also direkt in der Schule, stattfinden. Im Rahmen dieser Seminare erhalten die Studierenden die Möglichkeit, selbst Unterricht zu planen, durchzuführen und zu reflektieren, oder auch Unterricht erfahrener Lehrkräfte zu beobachten.
Thematisch kreisen die Seminarinhalte um die Frage, wie ausgewählte Applikationen beziehungsweise Softwareprogramme digitaler Medien zur individuellen Förderung in der Grundschule eingesetzt oder verschiedene Erstsprachen der Kinder in den Unterricht einbezogen werden können. Vergleichbare Projekte gibt es in Bayern an den Standorten München und Regenburg.
Vorbereitungen haben zwei Jahre gedauert
Zwei Jahre haben die Vorbereitungen für das Uni-Klassenzimmer gedauert – dann kam Corona. Wegen den damit verbunden Schul- und Universitätsschließungen musste Sanna Pohlmann-Rother innerhalb kürzester Zeit für die Gestaltung ihrer Seminare im Sommersemester eine Alternative entwickeln.
Das Ergebnis: Während das Kollegium der Schule inhaltlich relevante Unterrichtsthemen für die Studierenden formuliert und mit den Schülerinnen und Schülern beim "Lernen zuhause" übt, sind die Studierenden derzeit dabei, diese Inhalte in Lernvideos für die Kinder so aufzubereiten, dass diese sich auch kleinere neue Unterrichtsthemen zuhause selbstständig erarbeiten können.
