Kaum ein Passant beachtet sie, die unscheinbare Türe, hinter der sich der Eingang zum großen dunklen Gewölbekeller unter der Kapuzinerkirche befindet. Während der Baumaßnahmen am Haus Franziskus führt der Fußweg ins Pflegeheim dort vorbei. Im Heim wird auch der Schlüssel verwahrt, der dieser Tage selten gebraucht wird. Denn im Keller befindet sich – nichts.
Das war zur Entstehungszeit des Klosters ganz anders. Damals hätten die Mönche in dem kühlen Gelass ihre Vorräte und den Wein aufbewahrt, erklärt Ochsenfurts Altbürgermeister Peter Wesselowsky. Wenn sich die Augen erst einmal an die fast vollständige Dunkelheit gewöhnt haben, sind noch Hinweise auf die einstige Nutzung des Kellers zu erkennen. Von einer fensterartigen Öffnung oben in der Wand führt eine steinerne Rutsche nach unten. Hier konnten die Lebensmittel eingefüllt werden, ohne sie mühsam die Treppe hinab schleppen zu müssen.
Der Vorratskeller ist so alt wie das Kloster selbst, mit dessen Bau im Jahr 1663 begonnen und das vier Jahre später fertig gestellt worden war. Er erstreckt sich unter der Kirche und unter dem ehemaligen Kreuzgang. Von der Sakristei aus gelangt man hinein. Heute sind Spinnen die einzigen Lebewesen, die hier regelmäßig ein- und ausgehen. Als die Kapuzinermönche noch in ihrem Ochsenfurter Kloster wirkten, dürfte das anders gewesen sein.
Unheimliche Geschichten, wie die vom schwarzen Abt ranken sich allerdings nicht um das dunkle Gewölbe. „In den Chroniken ist zwar von einem Mönch die Rede, der wegen Insubordination inhaftiert wurde“, verrät Peter Wesselowsky. „Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass er ausgerechnet im Weinkeller eingesperrt gewesen sein soll.“
18 Mönche und Ordenspriester waren von der Gründung an in Ochsenfurt und im ganzen Gau als Seelsorger tätig. Das Kapuzinerkloster entging bei der Säkularisation im Jahr 1803 noch der Aufhebung. Allerdings verfügte dann der bayerische König Ludwig I. 1828 die Schließung. Ein Jahr später erwarb die Stadt Ochsenfurt die Anlage. 1835 wurden dort Räume für die Spitalpfründner eingerichtet. In den 1870er Jahren widmeten sich Ordensschwestern aus Würzburg im ehemaligen Kapuzinerkloster der Kranken- und Altenpflege. Mit der Eröffnung des städtischen Altenheimes, des späteren Haus Franziskus, setzte die Stadt diese Tradition 1973 fort.
Das Klostergebäude aus dem 17. Jahrhundert überlebte diesen Erneuerungsprozess nicht. Mit seinen dicken Wänden und kleinen Fenstern war es für eine zeitgemäße Nutzung ungeeignet. Bestehen blieb lediglich die Kirche, die Gruft mit den Gebeinen von 17 Kapuzinermönchen und der alte Vorratskeller. Noch immer wird die Kirche zeitweise genutzt. So findet im Winter dort regelmäßig eine Krippenausstellung statt, die sich großer Beliebtheit erfreut. Sehenswert ist zudem der vom flämischen Maler Oswald Onghers (1628 bis 1796) gestaltete Hauptaltar.