Vollgelaufene Keller und ramponierte Autos: Das Unwetter vom Sonntagabend hat in der Region so manche Schäden hinterlassen. Getroffen hat es aber nicht nur Privatleute, sondern auch die Obst- und Weinbauern. Angelika Flohr, Geschäftsführerin der Absatzgenossenschaft Sommerhausen, schwant für die diesjährige Obsternte nichts Gutes. „Als ich am Montagmorgen zu den Obstbäumen kam, habe ich erst einmal geweint“, erzählt Angelika Flohr. Die kleinen grünen Früchte, die die Bäume bereits ausgebildet hatten, liegen in großer Zahl auf dem Boden. In zwei Wochen wären die ersten Kirschsorten erntereif gewesen.
Kein Obst zum Verzehr
Ob von der Ernte noch etwas zu retten sein wird, wird sich wohl erst im Lauf der Woche herausstellen. Nach einer ersten Besichtigung der Schäden hatte Angelika Flohr mit 90 Prozent Ausfällen gerechnet. „Aber man muss mit einem gewissen Optimismus an die Sache herangehen“, sagt sie und lächelt tapfer. Die Geschäftsführerin ist das gesamte Sommerhäuser Obstanbaugebiet abgefahren und hat festgestellt: Die Anlagen sind flächendeckend betroffen. Der Hagel hat überall zahlreiche Blätter und Früchte von den Bäumen geschlagen.

„Und die, die noch dran hängen, haben richtig große Macken.“ Obst zum Frischverzehr wird in Sommerhausen in diesem Jahr wohl nicht kommen. Auch für die Konserve sind solche Früchte nicht mehr zu gebrauchen. Angelika Flohr möchte daher als nächstes die Mus- und Saftfabriken kontaktieren, denn dort könnte das beschädigte Obst noch Abnehmer finden. Nur faul dürfen die Früchte dafür nicht sein. Deshalb sieht man bereits Obstbauern mit Fässern durch ihre Anlagen fahren.
Wenn es gelingt, die angeschlagenen Früchte mit Pilzschutzmitteln am Faulen zu hindern, könnte ein Teil der Ernte gerettet werden. Das hängt auch davon ab, wie sich die Bäume jetzt verhalten. Für die Obstbauern wäre es am besten, wenn die beschädigten Früchte von den Bäumen fallen würden, denn bei der maschinellen Ernte können sie von den heil gebliebenen nicht getrennt werden.
Kaum mehr Grund zur Freude als die Obstbauern haben die Winzer im Maintal. Christoph Steinmann aus Sommerhausen befürchtet spürbare Ernteausfälle. „Viele Triebe, Trauben und Blätter sind abgebrochen“, sagt er. Den Hauptschaden haben die großen Hagelkörner verursacht. Besonders dramatisch habe sich in seinem Fall die Windrichtung ausgewirkt, sagt der Winzer. Er hat Weinberge zwischen Frickenhausen und Eibelstadt. „Das Gewitter zog von Süden nach Norden, also das ganze Maintal entlang.“ Normalerweise herrscht in der Gegend Westwind, so dass die Winzer hoffen können, nur abschnittsweise betroffen zu sein.
Außerdem, so Steinmann, habe sich die Gewitterzelle außergewöhnlich lange über dem Maintal aufgehalten. Das habe daran gelegen, dass kaum Wind geweht habe. Die Hagelkörner hatten also viel Zeit, die Reben zu beschädigen. Die großen Regenmassen hätten hingegen als Schadensursache nur eine untergeordnete Rolle gespielt, sagt Steinmann. Und das, obwohl 63 Millimeter Regen gefallen waren. Das sei ein Zehntel der in der Gegend üblichen Jahresniederschlagsmenge, die in nur einer Stunde vom Himmel kam.
Bis zu 40 Prozent Ausfälle
Die Wege und Gräben, die sich horizontal durch die Weinberge ziehen, hätten als Bremse für die bergab schießenden Wassermassen gewirkt. Auch begrünte Weinberge haben bei starken Regenfällen bessere Chancen, nicht komplett weggespült zu werden, denn die Wurzeln halten das Erdreich fest. Dennoch schätzt Christoph Steinmann, dass er in diesem Jahr nur etwa die Hälfte der erwarteten Ernte wird erzielen können.
Winzer Jochen Meintzinger aus Frickenhausen rechnet mit Ernteausfällen von 30 bis 40 Prozent. „Trotzdem würde ich sagen: Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen.“ Er glaubt, dass er trotz allem auch in diesem Jahr einen guten Wein wird produzieren können. Darauf, so Meintzinger, komme es an. Obwohl die meisten Winzer hagelversichert seien, gehe es darum, die Kunden zufriedenstellen zu können.