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WÜRZBURG: Urlaub im rollenden Zuhause

WÜRZBURG

Urlaub im rollenden Zuhause

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    Ein Plätzchen am Viehmarktparkplatz: Wohnmobile werden immer beliebter, und die Plätze am Main auf dem Würzburger Wohnmobilstellplatz sind immer gut belegt.
    Ein Plätzchen am Viehmarktparkplatz: Wohnmobile werden immer beliebter, und die Plätze am Main auf dem Würzburger Wohnmobilstellplatz sind immer gut belegt. Foto: Foto: Thomas Obermeier

    „Ich muss den Rasen nicht mähen, weil ich auf dem Gras von anderen stehe“, schwärmt Karl Ries über die Freiheit des Wohnmobil-Urlaubs. Ries ist Vorsitzender des Vereins der Wohnmobilfreunde in Schweinfurt. Und für viele Urlauber sind Wohnmobile der Inbegriff der Freiheit. In Unterfranken waren noch nie so viele dieser Fahrzeuge zugelassen wie im vergangenen Jahr. Insgesamt besitzen die Deutschen eine halbe Million Wohnmobile. Derzeit sind in Unterfranken rund 9500 Wohnmobile zugelassen, zählte das Kraftfahrt-Bundesamt. Der Trend ist eindeutig: Wohnmobile werden immer beliebter. Vor zehn Jahren waren nur rund 6600 solcher Fahrzeuge zugelassen. Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig.

    „Wo es mir gefällt, da bleibe ich stehen“, beschreibt Ries die Grundhaltung der Camper. Die individuelle Gestaltung der Reise sei ein entscheidender Vorteil des Wohnmobils, betont auch Stefan Diehl, der Pressesprecher des Herstellers Knaus Tabbert. Das Reiseverhalten habe sich dahingehend verändert, dass mehr Menschen auch nur mal über das Wochenende wegfahren. „Urlaub ist spontaner geworden und erfordert spontanere Fahrzeuge“, sagt Diehl.

    Reisebüros erleichtern den Einstieg

    Es gibt inzwischen sogar Reisebüros, die sich auf die Planung von Wohnmobil-Touren spezialisiert haben. Dort können Urlauber sich bei der Wahl der Strecke beraten lassen und schon vor Beginn der Reise die Campingplätze buchen. Reisebüro und Individualität – das klingt wie ein Widerspruch. „Vor allem Einsteiger schätzen diese Dienstleistung, weil sie diese Art des Reisens dadurch bequemer kennenlernen können“, sagt Marc Dreckmeier, der Pressesprecher des Caravaning Industrieverbands. Meist würden Interessenten zuerst ein paar Mal mit gemieteten Wohnmobilen in den Urlaub fahren, ehe sie sich für den Kauf eines Fahrzeugs entscheiden.

    Auch der demografische Wandel sei nicht zu unterschätzen. „Die Baby-Boomer gehen langsam in den Vorruhestand und überlegen sich, wie sie künftig Urlaub machen wollen“, meint Stefan Diehl von Knaus Tabbert. Das belegen auch die Zahlen des Caravaning Industrieverbands. Demzufolge sind die Fahrer von Wohnmobilen im Durchschnitt rund 48 Jahre alt. Nachwuchssorgen habe man dennoch nicht.

    Wohnmobile werden immer komfortabler

    Im Verein der Wohnmobilfreunde in Schweinfurt ist kaum ein Mitglied unter 50 Jahre alt. Viele der rund 50 Wohnmobilisten sind schon im Ruhestand. Am Vereinsleben schätzt Ries besonders den Erfahrungsaustausch und die gemeinsamen Ausfahrten. Auf ihren Reisen haben die Wohnmobilfreunde schon Muschelzüchter auf Sardinien besucht und schwedische Kiefernwälder durchfahren.

    Um sich über Ausflugsziele, Stellplätze oder mögliche Versorgungsprobleme zu informieren, treffen sich die Wohnmobilfreunde regelmäßig zum Stammtisch. „Für viele Gegenden in Europa habe wir einen Experten im Verein, von der Nordsee bis Südspanien“, sagt Vereinsvorstand Ries. In Niederwerrn (Lkr. Schweinfurt) betreibt der Verein zudem einen eigenen Stellplatz.

    Der Komfort von Wohnmobilen sei in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen, sagt Marc Dreckmeier, der Sprecher des Industrieverbands: „Fernseher, Satellitenschüssel und Klimaanlage gehören in der Regel zur serienmäßigen Ausstattung.“ Bei den modernsten Modell lässt sich zudem die Heizung mit dem Smartphone steuern oder der Ladestand der Autobatterie überprüfen. Mehrere Zehntausend Euro muss man auf den Tisch legen, wenn man so eine rollende Herberge neu kauft.

    Camping hat das Image vom Billig-Urlaub längst abgelegt, auf dem Campingplatz steigt der Komfort. „Da wird richtig investiert, von Wellness bis WLAN“, sagt Sarah Mempel vom deutschen Tourismusverband. Der Anspruch steige auch hinsichtlich der Unterkunft. „Zelten ist nicht mehr das starke Brett“, sagt Christian Günther, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Campingwirtschaft. Der Trend gehe zu größeren Wohnmobilen, weshalb die Campingplätze auch ihre Stellplätze vergrößern würden.

    Auch Unterfrankens Tourismus profitiert

    Von der Zunahme an Wohnmobilen profitiert auch der Tourismus in Unterfranken. Laut Auskunft des Bayerischen Landesamts für Statistik übernachteten im vergangenen Jahr rund 200 000 Gäste auf unterfränkischen Campingplätzen. Erfasst wurden dabei jedoch nur Einrichtungen mit mindestens zehn Stellplätzen. Und ob die Camper in Wohnmobilen, Wohnwagen oder Zelten übernachteten, geht aus der Statistik nicht eindeutig hervor. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl der Gäste auf Campingplätzen um 1,7 Prozent an. Durchschnittlich blieben die Touristen zwischen zwei und drei Nächte in Unterfranken.

    Der fränkische Tourismusverband schlägt Campern verschiedene Rundreisen vor. „Zum Beispiel gibt es eine Tour für Weinliebhaber, die an der Volkacher Mainschleife beginnen und über verschiedene Weinort wie Castell und Iphofen wieder zurück an den Main nach Kitzingen führt“, sagt Jörg Hentschel. Allein entlang dieser Strecke finden Touristen laut Auskunft des Pressesprechers knapp 40 Campingplätze für Wohnmobile. Auf einigen davon nächtigte der Wohnmobilfreund Karl Ries bereits selbst. Denn die Freiheit, die gibt's im Wohnmobil auch in der Heimat.

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