Die USA haben einen Präsidenten, der in seiner Amtszeit laut US-Medienberichten bereits 10.000 falsche Nachrichten verbreitet haben soll, finanzieren im Ausland aber Workshops zur Erkennung von Fake News: An der Würzburger Uni etwa hat eine Professorin ihren Workshop zu Fake News vom amerikanischen Generalkonsulat sponsern lassen - einer Institution, deren Chefin Fake News ausschließlich Russland, China, dem Iran und Nordkorea anlastet. Ist es in so einem Fall sinnvoll, Sponsorengelder anzunehmen? Diese Frage stellt sich mit Blick auf eine Veranstaltung, die in der ersten Maiwoche am Institut für Schulpädagogik an der Universität Würzburg stattfand.
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Mit 36.000 Dollar hat das amerikanische Generalkonsulat in München den vierstündigen Workshop „Mobile Propaganda and Disinformation Lab“ gesponsert, den die Lehrstuhlinhaberin des Instituts für Schulpädagogik an der Uni Würzburg, Silke Grafe, zusammen mit ihrem Mitarbeiter Christian Seyferth-Zapf abgehalten hat. Dies hat auf Anfrage ein Sprecher der Universität bestätigt.
Die 36.000 Dollar seien außer für die Veranstaltung in Würzburg auch für drei inhaltsgleiche weitere Workshops an der Bayerischen Amerika-Akademie München und dem Deutsch-Amerikanischen Institut Nürnberg bestimmt gewesen. Auch diese Workshops haben Grafe und Seyferth-Zapf gemeinsam mit der Wissenschaftlerin Renee Hobbs aus den USA gehalten. Insgesamt hätten 80 bis 100 Lehrer die Workshops besucht, sagt Seyferth-Zapf.
"Russland setzt gezielt Desinformation als Waffe ein."
US-Generalkonsulin Meghan Gregonis
Zum Würzburger Workshop kam Generalkonsulin Meghan Gregonis selbst, um ein Grußwort zu sprechen. Dass die Generalkonsulin, aufgrund ihres Amts die Stimme von US-Präsident Donald Trump in Bayern, Trumps Positionen beim Thema Fake News vertritt, zeigen ihre Aussagen: "Fake News kommen aus Russland, China, dem Iran und Nordkorea", betonte Gregonis gegenüber dieser Redaktion und auch im Uni-Grußwort. Gerade Russland generiere in großem Stil Fake News und setze gezielt "Desinformation als Waffe" ein, um das gute Verhältnis zwischen den USA und den europäischen Staaten zu untergraben.

Auf die Frage, wie glaubwürdig Fake-News-Warnungen eines Landes seien, dessen Präsident selbst in großem Stil Fake News verbreitet - laut der renommierten US-Tageszeitung "Washington Post" hat Trump seit seinem Amtsantritt 10.000 Falschmeldungen generiert – sagt Gregonis: "Man kann die Tweets eines demokratisch gewählten Präsidenten nicht mit einem Land vergleichen, das seinen Fokus auf die organisierte und vorsätzliche Produktion von Desinformationen richtet." Aber ist denn ein Staatsoberhaupt, das "alternative News" verbreitet, nicht auch eine Gefahr? "Wir stehen für demokratische Werte wie Meinungsfreiheit", sagt da die Konsulin.
Sind freie Lehre und akademische Debatte möglich, wenn eine Universität Lehrer-Workshops von einem Generalkonsulat sponsorn lässt, dessen Konsulin Trumps Weltsicht wiedergibt?
"Wir haben Fake News als globales Phänomen vermittelt."
Silke Grafe, Leiterin des Instituts für Schulpädagogik an der Uni Würzburg
"Zu keiner Zeit und in keinster Weise hat uns das Generalkonsulat inhaltlich beeinflusst", erklären dazu auf Anfrage Professorin Silke Grafe und der wissenschaftliche Mitarbeiter Chrisitian Seyferth-Zapf. In der Gestaltung der Workshops sei man völlig frei gewesen. Man habe den Workshop-Teilnehmern Fake News durchaus als "globales Phänomen" vermittelt und durchaus auch Beispiele für amerikanische Fake News bearbeitet. Wofür das Geld bestimmt gewesen sei? Für den Flug und den Aufenthalt der amerikanischen Professorin, außerdem für ein noch zu erstellendes Wissenschaftspapier, sagt Seyferth-Zapf. Ihr sei die wissenschaftliche Kooperation mit der renommierten US-Professorin Hobbs sehr wichtig, ergänzt Grafe. Auf die Frage, ob es an der Uni Würzburg üblich sei, dass Workshops gesponsert werden, sagt Grafe: "Schon. Wir müssen Drittmittel eintreiben."
Wie die Sprecherin des Generalkonsulats auf Anfrage bestätigt, bezuschusst das Generalkonsulat auch weitere Bildungsträger, die über Fake News berichten. So ist etwa laut Pressestelle auch ein TechCamp für Journalisten bezuschusst worden, das die Akademie für Politische Bildung in Tutzing veranstaltet hat. Insgesamt seien allein in diesem Jahr "mehr als 100.000 US-Dollar für diese wichtigen Anti-Desinformations- und Medienkompetenz-Initativen aufgewendet" worden, heißt es aus dem Generalkonsulat in München.