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VEITSHÖCHHEIM: US-Offizier wettert auf Facebook gegen die deutsche Politik

VEITSHÖCHHEIM

US-Offizier wettert auf Facebook gegen die deutsche Politik

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    Colonel Ciro Stefano ist Abteilungsleiter in der Balthasar-Neumann-Kaserne in Veitshöchheim.
    Colonel Ciro Stefano ist Abteilungsleiter in der Balthasar-Neumann-Kaserne in Veitshöchheim. Foto: Foto: Ivana Biscan

    Das hat es noch nie gegeben: Erstmals hat ein US–Offizier eine Führungsposition bei der Bundeswehr übernommen. Colonel (deutsch: Oberst) Ciro Stefano leitet die Abteilung „Einsatz Eins“ in der Balthasar-Neumann-Kaserne in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg). In dieser Position ist er derzeit der einzige amerikanische Soldat in Deutschland. Stefano ist nicht nur Bindeglied zwischen der US-Army und der Bundeswehr, er ist vollwertiges Mitglied im Stab der 10. Panzerdivision. Der 52-Jährige koordiniert vor allem die Ausbildung der Soldaten, die auf internationale Einsätze geschickt werden, in seiner Abteilung ist er für rund 80 Mitarbeiter verantwortlich. Einige seiner Beiträge auf dem sozialen Netzwerk Facebook sorgen jedoch für Irritationen: Auf seinem Profil verbreitet er flüchtlings- und islamfeindliche Inhalte.

    Bereits viermal in Deutschland

    Stefano war bereits vier Mal in Deutschland stationiert, seit Juli 2016 ist der ausgebildete Pilot und Offizier mit seiner Familie in Unterfranken zuhause, fährt ein deutsches Auto, trinkt am liebsten deutsches Bier und isst am allerliebsten „Schäufele“. In einem ersten Gespräch schwärmt Colonel Stefano von Deutschland, er fühle sich dort und besonders in Unterfranken wie zuhause. Auf Facebook postete er allerdings: „Danke Frau Merkel, dass Sie Deutschland ruinieren.“ Zu diesem Beitrag, den er mittlerweile wie viele weitere entfernt hat, verlinkte er eine offensichtlich islamkritische, US-amerikanische Facebook-Seite namens „Our Eye On Islam“.

    Flüchtlings- und islamfeindliche Beiträge

    Doch das war nicht der einzige Beitrag dieser Art. Ein Video der Facebook–Seite „Prepare to Take Amerika Back“ teilte Stefano beispielsweise im Januar auf seinem Profil mit dem Kommentar „furchterregende Fakten!!!“ Ob es sich um Fakten handelt, ist allerdings fraglich. Der Beitrag zeigt zusammengeschnittene Schnipsel von vermeintlichen Flüchtlingen – zum Teil ohne Quellenangabe, ohne zeitliche und kritische Einordnung. Fraglich ist auch, ob diese Ausschnitte aktuell sind, denn das Video besteht aus Schwarz-Weiß-Aufnahmen.

    Colonel leugnet zunächste einige seiner Facebook-Beiträge

    Eindeutig ist der zu diesem Video veröffentlichte Text der US-amerikanischen Seite: „Was in Europa geschieht, ist erschreckend für die Bürgerinnen und Bürger und ihre Regierung und die Medien vertuschen es und stellen das Wohl der muslimischen Flüchtlinge über das der Menschen, die vergewaltigt, angegriffen und ermordet werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat eine einst große Nation an den Rand der Katastrophe gebracht, (...).“

    Wie erklärt der US–Amerikaner diese Facebook-Posts? Bei einem weiteren Treffen mit der Redaktion leugnet er zunächst einige seiner Beiträge. Konfrontiert mit Bildschirmfotos seiner gelöschten Beiträge, äußert er sich zu den Vorwürfen.

    Es sei ihm besonders um seine Familie gegangen, die mit ihm nach Deutschland zog und stark verängstigt sei wegen der angeblich zahlreichen Meldungen über Vergewaltigungen und Anschläge von muslimischen Flüchtlingen in Europa. Außerdem habe er während seiner Einsätze im Ausland schreckliche Dinge erlebt. Seit 34 Jahren sei er schon bei der US Army, sieben Jahre davon sei er auf Einsätzen in der ganzen Welt sowie vier Mal im Krieg gewesen, unter anderem in Afghanistan und im Irak.

    Er habe gesehen, wie jeden Tag Soldaten im Kampf gegen den Terrorismus starben. Viele weitere zerbrächen an den Folgen. „Bis heute begehen 22 Soldaten täglich Selbstmord“, sagt Stefano. Und „wer weiß schon, ob die Flüchtlinge, die nach Deutschland gekommen sind, nicht auch Terroristen sind?“, fügt er an.

    Bundeswehr betont, dass es sich um „private Webseite“ handelt

    Bei Colonel Stefanos Facebook-Profil handelt es sich um eine private Webseite“, äußert sich Herbert Singer, Oberstleutnant und Pressestabsoffizier in Veitshöchheim dazu. Die Bundeswehr legt Wert darauf, dass Stefano die Beiträge als Privatmann verbreitet habe. Generell erwarte der Arbeitgeber Bundeswehr dienstliche Neutralität von seinen Angestellten, fährt Singer fort.

    Solange man die Uniform trage, habe man also nur beschränkt das Recht auf eine eigene politische Meinung. Nachdem der Dienst beendet sei, dürfe jeder seine eigene politische Meinung haben. Bei der Bundeswehr sei es sogar erwünscht, dass sich Soldaten politisch engagieren, so Singer.

    „Unglückliche Wortwahl“

    Was die Äußerungen über Kanzlerin Merkel angehe, handele es sich, so Singer, um „eine zugegeben unglückliche Wortwahl“ von Colonel Stefano. Der Pressestabsoffizier betont auch, dass in Amerika eine andere Mentalität herrsche als hierzulande, was Soziale Medien angehe. Singer: „Man darf nicht vergessen, dass wir uns hier von zwei Seiten annähern.“ Letztendlich habe der US-Offizier, wie er selbst einräumt, aus dieser Sache etwas gelernt. Stefano: „Ich werde Facebook nur noch nutzen, um mit Familie und Freunden zu kommunizieren und keine politischen Beiträge mehr verbreiten.“

    Beziehungen zwischen der Bundeswehr und dem US-Militär Die Bundeswehr pflegt seit vielen Jahren die Zusammenarbeit mit dem US-Militär. Um die Beziehung zu intensivieren, gibt es erstmals einen Austausch von hochrangigen Offizieren, die integriert in den Stäben der beiden Armeen arbeiten. 2015 erlangte ein Deutscher erstmals einen hohen Posten bei der US-Army, seit Juli 2016 leitet dafür Colonel Stefano aus Amerika die Abteilung Einsatz Eins in Veitshöchheim. Dort bereitet er unter anderem Verbände vor, die Übungen zur Einsatzvorbereitung absolvieren und stimmt die multinationale Zusammenarbeit der 10. Panzerdivision ab, insbesondere mit den USA und Frankreich. Deutschland ist für die amerikanischen Streitkräfte einer der größten Standorte außerhalb der USA und der größte innerhalb Europas. Über 60 000 US-Soldaten sind in Europa stationiert. „Von der logistischen Organisation bis hin zu Einsatzplanungen und der Zusammenarbeit mit verschiedenen Nationen können wir von unserem Partner lernen“, sagt Torsten Stephan, Pressesprecher bei der Bundeswehr in Veitshöchheim. Eine zukünftige Zusammenarbeit sieht Colonel Stefano besonders in der Operation „Enhanced Forward Presence“, der größten Truppenverlegung der Nato Richtung Osten seit Ende des Kalten Krieges. Bis zu 600 Soldaten schickt die Bundeswehr nach Litauen, wo die Nato-Truppe von der Bundeswehr unter Federführung der Veitshöchheimer Division geleitet wird. Auch die 4. US Infanteriedivision hat den Auftrag, in Osteuropa (Polen) verstärkt Übungen abzuhalten. Jas

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