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Veitshöchheim: Veitshöchheim, New Orleans und Frau Herrmanns: Unterwegs mit Wolfgang Niedecken auf seiner "Dylanreise"

Veitshöchheim

Veitshöchheim, New Orleans und Frau Herrmanns: Unterwegs mit Wolfgang Niedecken auf seiner "Dylanreise"

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    Mit seiner "Dylanreise" machte Wolfgang Niedecken jetzt auch in Veitshöchheim Station.
    Mit seiner "Dylanreise" machte Wolfgang Niedecken jetzt auch in Veitshöchheim Station. Foto: Daniel Peter

    "Je länger wir uns auf den Tod einstellen, desto mehr können wir das Leben genießen." Ein doch eher schwermütiger Satz, mit dem Wolfgang Niedecken die gut 750 Zuhörerinnen und Zuhörer seiner knapp dreistündigen "Dylanreise" beim "MainLit-Festival" in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen gleich zu Beginn konfrontiert. Kurz zuvor hat er erklärt, dass der Pianist Mike Herting, ein Freund aus Jugendzeiten, der diese Tour mit ihm konzipiert hat, diesmal entgegen der Ankündigung nicht dabei ist. Hertings Frau ist vor wenigen Tagen gestorben.

    Nur ein Klapptisch auf der Bühne

    Niedecken steht also alleine auf der Bühne. Nein, er sitzt die ganze Zeit –abzüglich einer halbstündigen Pause –vor einem Klapptisch, auf dem neben einem aufgeschlagenen Ordner nur ein schwer zu definierender Glücksbringer, zwei Mundharmonikas und eine Tasse Tee stehen. Daneben zwei akustische Gitarren. Mehr braucht es nicht für diese musikalische Lesereise des mittlerweile 72-jährigen Kölners.

    Und keine Angst, die anfängliche Schwermut ist schnell verflogen. Zum einen, wenn sich Niedecken gut gelaunt am schwierigen Ortsnamen "Veitshöchheim" ("wo steht das 's'?") und seiner Liebe zum derzeit eher erfolglos kickenden "Effzeh" abarbeitet. Zum anderen, weil diese "Dylanreise" keine musikwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Literaturnobelpreisträger sein möchte, sondern eher eine lockere Anekdotensammlung aus dem Niedecken'schen Leben. Jede Menge Livemusik inklusive.

    Niedecken unterwegs zu den Stätten aus Dylans Leben

    Roter Faden von Buch und CD ist eine Art Roadtrip, der, den BAP-Frontmann 2017 für eine Arte-Doku durch die USA geführt hat – zu Stätten, die im Leben und Wirken Bob Dylans eine Rolle gespielt haben: Duluth, der Geburtsort in Minnesota, Hibbing, der Ort seiner Jugend, aber auch New York und San Francisco, Los Angeles und Woodstock.

    Niedecken schildert Begegnungen mit mehr oder weniger skurrilen Menschen wie dem tätowierten Krabbenfischer von New Orleans, blickt aber auch ständig zurück auf den eigenen Lebensweg, die Jugend in der Kölner Südstadt, die Zeit im Internat, das Kunststudium, die musikalischen Anfänge in den 60er und 70er Jahren.

    Blick ins Publikum vor dem Auftritt von Wolfgang Niedecken in Veitshöchheim.
    Blick ins Publikum vor dem Auftritt von Wolfgang Niedecken in Veitshöchheim. Foto: Daniel Peter

    "Leev Frau Herrmanns", sein erster eigener Song auf Kölsch, ist eine Hymne auf eine 93-jährige Schaustellerin, mit der er während seines Zivildiensts Freundschaft geschlossen hatte. Ein Höhepunkt dieses fröhlichen Abends – entstanden 1976. Zu einer Zeit, als Niedecken ein zweites Mal Feuer und Flamme für die Lyrik des Literaturnobelpreisträgers Bob Dylans wurde, diesmal für immer, wie er kürzlich im Gespräch mit dieser Redaktion sagte.

    Ohne den Singer/Songwriter Dylan ist Niedeckens Karriere mit und ohne BAP undenkbar. Immer wieder hat er sich der Songs ermächtigt, sie im Original vorgetragen und häufig – sehr behutsam – in den kölschen Dialekt übertragen. In Veitshöchheim singt und spielt er beide Versionen - einzelne Strophen im Original-Englisch, andere mit seinem Text, darunter Klassiker wie "Like a Rolling Stone" ("Wie 'ne Stein"), "Mighty Quinn" ("Quinn, dä Eskimo"), "My Back Pages" ("Vill passiert sickher")  oder "Forever young" ("Für immer jung").

    Backstage-Live-Erfahrung mit "Knockin' on Heaven's Door"

    Dazu gibt es Anekdoten von Begegnungen mit dem echten Dylan, hier ein Konzert-Flop in Frankfurt, dort die Übergabe einer Duesenberg-Gitarre in Saarbrücken ("ein rührender Moment"). Oder die Backstage-Erfahrung Nürnberg 1998, wo er ganz nah dran war, als der Meister "Knockin' on Heaven's Door" sang - die Zugabe an diesem Abend in Veitshöchheim.

    Wolfgang Niedecken genießt den Auftritt. Offensichtlich hat sich der 72-Jährige seine Forderung vom Beginn des Abends zu Herzen genommen. Kein Zweifel, er wird auch künftig mit seiner Musik unterwegs sein.

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