Die Bürgerschaft zum sparsamen und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen anzuhalten, ist seit mehr als drei Jahrzehnten Anliegen der Gemeinde Veitshöchheim. Sie schrieb bereits 1989 erstmals einen Umweltschutzwettbewerb aus. 2014 gewannen die Eheleute Margret Simmelbauer und Rainer Hirn den Hauptpreis für den klimafreundlichsten Haushalt Veitshöchheims. Jetzt bekamen sie den Klimaschutz- und Umweltpreis für das Jahr 2022 wieder.
Beim Wettbewerbssieg von 2014 fiel vor allem ins Gewicht, dass sie mit viel Eigenleistung ihr 30 Jahre altes Reiheneckhaus in ein Plus-Energiehaus verwandelt hatten mit Vollwärmeschutz, Dreifachverglasung, zentraler Lüftungsanlage, Direktverdampfer-Erdreich-Wärmepumpe, 20-Kilowatt-Photovoltaikanlage auf dem Dach und Wassererwärmung durch Solarthermie.
Energie-Effizienz des Hauses seit 2014 weiter gesteigert
Seit damals hat Rainer Hirn, Professor für Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt, die Energie-Effizienz des Hauses in der Seinsheimstraße weiter gesteigert. 2017 baute er einige Stromzähler ein und entwickelte eine App zur übersichtlichen Anzeige der aktuellen Stromverbräuche, um Strom zu sparen. Außerdem entwickelte er eine automatische Photovoltaik-Überschussregelung für eine Wallbox.
2018 installierte er eine Elf-Kilowatt-Wallbox, verkaufte seinen Diesel und leaste einen E-Golf, den er 2022 durch das kleinste Tesla-Model 3 ersetzte, das über einen Akku ohne Kobalt und Nickel verfügt. 2020 tauschte die Familie ihren Zweitwagen, einen Diesel-Smart, gegen einen vier Jahre alten gebrauchten E-Smart aus.
Sonnenstrom heizt den Whirlpool auf
2019 errichtete Hirn einen 45 Quadratmeter großen Kalt-Wintergarten, legte zur Reduktion der Sehnsucht seiner Familie nach Fernreisen einen mediterranen Garten an und installierte einen Drei-Personen-Whirlpool, der ausschließlich über Sonnenkollektoren beheizt wird und deshalb nur fünf Euro Stromkosten pro Jahr verursacht. Hirn: "Unser Ziel war, aufzuzeigen, dass man nicht auf alles verzichten muss." 2021 schließlich installierte er in Eigenleistung eine zweite Photovoltaikanlage mit 9,9 Kilowatt Nennleistung auf dem Nebendach.
All diesen Maßnahmen machten aus dem Gebäude von 1981 ein rein strombasiertes Plusenergie-Haus, das im Jahr achtmal so viel Strom ins öffentliche Netz einspeist wie es, vor allem in den Wintermonaten, daraus bezieht. Besonders bemerkenswert ist, dass in diesen Zahlen nicht nur der übliche Betrieb des Hauses, sondern auch der Betrieb der Wärmepumpe und der beiden E-Autos bereits abgedeckt sind.
So fand die Jury mit den Eheleuten Hirn/Simmelbauer einen würdigen Preisträger für den Veitshöchheimer Klimaschutz- und Umweltpreis 2022. Da die Familie bereits 2013 den Wettbewerb gewonnen hatte, reduzierte sie das Preisgeld von 5000 auf 3000 Euro. Die Preisträger beschlossen, mit der ganzen Familie einmal schön Essen zu gehen und den Rest zu spenden.
Nur noch ein kleiner Teil des Stroms kommt aus den Netz
Für Rainer Hirn ist es besonders erfreulich, dass bei seinem energieeffizienten Haus durch die Installation der Photovoltaikanlage von insgesamt 30 Kilowatt Nennleistung mit einer Stromerzeugung von 18.000 Kilowattstunden im Jahr zuletzt nur noch 1700 Kilowattstunden aus dem Stromnetz bezogen werden mussten, um das komplette Haus einschließlich Heizung und Fahrzeugen zu betreiben.
Auch ohne saisonale Energiespeicherung, also ohne großen Speicher, der überschüssigen Solarstrom aus den Sommermonaten für die Wintermonate zur Verfügung stellt, konnte er mit einem geringem Netzbezug auskommen, ohne größeren Verzicht üben zu müssen. So setzte der Dreipersonenhaushalt der Familie im vergangenen Jahr nur 250 kg Kohlendioxid pro Kopf frei, während laut Hirn die Treibhausgasemissionen pro Person in Deutschland bei durchschnittlich 11,2 Tonnen liegen.
Hirn bietet Interessierten an, mit seinen Erfahrungen mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen. Er ermutigt, als ersten Schritt eine möglichst große Photovoltaikanlage auf dem Dach zu installieren.

