Während laut Übersicht des Statistischen Bundesamts deutschlandweit die Kommunen in den ersten drei Quartalen 2024 umgerechnet auf jeden Einwohner durchschnittlich 318,3 Euro ungedeckte kommunale Ausgaben verzeichneten, konnte die auf 9897 Einwohner angewachsene Gemeinde Veitshöchheim 2024 bei Einnahmen von 30,4 Millionen Euro einen Überschuss von 2,8 Millionen Euro erwirtschaften – nach 3,6 Millionen Euro im Vorjahr. 9,1 Millionen Euro wurden für Investitionen in die Infrastruktur ausgegeben.
Wie die 450 Gäste beim Neujahrsempfang der Gemeinde in den Mainfrankensälen dem Jahresrückblick von Bürgermeister Jürgen Götz entnehmen konnten, scheint die nördliche Stadtrandgemeinde mit Liquiditätsreserven von 13,7 Millionen Euro und einer jährlichen Zinsbelastung von 171.000 Euro noch eine Insel der Glückseligen zu sein. Dies belegte eine große Fülle kultureller und gesellschaftlicher Ereignisse des vergangenen Jahres.
So sparte denn auch der Veitshöchheimer Kabarettist Günter Stadtmüller in seinem humoristischen Rückblick auf das Ortsgeschehen nicht mit Schmeicheleinheiten für die Gemeindeoberen. Da es ihm hier so gut gefalle, zünde er aus Dankbarkeit des Öfteren am neuen voller Gold glänzenden Gebetsort in der Vituskirche ein Kerzlein an. Ein herausragendes Ereignis war am 5. September 2024 die Freigabe der filigranen Hängebrücke über den Main. Nun lud der Bürgermeister am 3. Mai 2025 zu einem großen Einweihungsfest auf beiden Seiten des Höchheimer Steges ein.
Unermüdliches Engagement
Schon seit über 35 Jahren ist es Tradition, beim Neujahrsempfang verdiente Menschen auszuzeichnen, die sich um das Wohl der Gemeinde in besonderer Weise verdient gemacht haben. Dieses Jahr nahm der 81jährige Urban Kauppert aus dem Ortsteil Gadheim für sein ehrenamtliches Lebenswerk die vor zwei Jahren neu kreierte Bürgermedaille in Empfang.
Seit 1947 engagierte er sich in verschiedenen Funktionen im kirchlichen Bereich wie Mesnerdienst in der Markuskapelle, im Pfarrgemeinderat und in der Kirchenverwaltung. Als örtlicher Landwirt war Kauppert 47 Jahre lang bis 2023 aktiver Feldgeschworener in Gadheim, davon 24 Jahre als Obmann. Unvergessen sind die Heckenwirtschaften des Hobbywinzers im Kauppertshof, den er seit einigen Jahren für die Sommervorstellungen des Theaters am Hofgarten öffnet.
Ein Dankeschön des Bürgermeisters galt aber auch den vielen Ehrenamtlichen in Veitshöchheim, ohne deren unermüdliches Engagement viele Projekte nicht möglich wären. Er nannte sie "das Rückgrat unserer Gemeinschaft" und ihre Arbeit "unbezahlbar". Ob in der Jugendarbeit, im Sport, in der Seniorenbetreuung, in den sozialen Einrichtungen oder in den vielen anderen Bereichen, in denen sie sich täglich einbringen – sie alle machen die Kommune lebendig und zukunftsfähig.
Jeder muss sich einbringen
Das Ortsoberhaupt verhehlte aber nicht, dass zahlreiche Krisen in Weltwirtschaft und Gesellschaft, durch Krieg, Flüchtlingsströme, hohe Inflationsraten, bröckelnde Infrastruktur sowie eine unsichere Energieversorgung und vielleicht auch die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz die Menschen in Deutschland in den vergangenen Monaten etwas unsanft aus einer Art Wohlstandsillusion gerissen haben.
Er sprach auch den großen Einfluss der sozialen Medien bei Wahlen an, der für die westlichen Demokratien mehr und mehr zur existenziellen Bedrohung werde. Götz: "Wir müssen im Rahmen unserer Möglichkeiten konstruktiv an unserem Umfeld und der Demokratie mitarbeiten. Frei nach Kennedy: Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst." Jeder Einzelne müsse sich einbringen.

