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TÜCKELHAUSEN: Vergangen und (beinahe) vergessen

TÜCKELHAUSEN

Vergangen und (beinahe) vergessen

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    Großflächig: Kulissen, wie das Hintergrundbild für die Hohestadter Krippe und Dekorationsmalerei waren Andreas Weiths Sujet.
    Großflächig: Kulissen, wie das Hintergrundbild für die Hohestadter Krippe und Dekorationsmalerei waren Andreas Weiths Sujet. Foto: Foto: Antje Roscoe

    Die Überraschung ist perfekt: Zur 5. Ochsenfurter Museumsnacht kann Pfarrer Klaus Oehrlein die aus Acholshausen stammende, fast vergessene Malerfamilie Weith präsentieren. Über die Großnichten und -neffen in Hohestadt erschlossen sich die faszinierenden Lebensläufe von Andreas, Mitzi und Udo Weith.

    Die Wiederentdeckung der Familie Weith beginnt, als Oehrlein 1999 nach Hohestadt kommt. Sie beginnt mit der Geschichte der Weihnachtskrippe, die Andreas Weith 1935/36 geschnitzt hatte. Kurz nach seinem Tod 1939 war sie als Erbe nach Franken gekommen. In Acholshausen, dem Geburtsort von Andreas Weith, kam sie nicht unter. Die Weiths sind dort nicht mehr präsent, wohl aber in Hohestadt.

    Oehrlein, der durch den ehemaligen Kirchenpfleger Ludwig Singer, einen Großneffen Weiths, erstmals auf die Malerfamilie stößt, beginnt zu recherchieren. Die Idee einer Sonderausstellung war immer da, sagt Oehrlein. Zum 20-jährigen Jubiläum des Kartäusermuseums in diesem Jahr ist sie fertig, die Ausstellung „Vergangen und Vergessen – die Malerfamilie Weith aus Acholshausen und Wien“ wird in der Ochsenfurter Museumsnacht am 14. Mai eröffnet.

    Aus Acholshausen stammend

    Ein guter Zeichner soll er von Anfang an gewesen sein, der 1857 in Acholshausen geborene Andreas Weith, Sohn eines Steinbruchbesitzers und Maurers und einer aus Sonderhofen stammenden Bauerntochter. Dass er Maler werden will, soll er schon gewusst haben, als er mit 13 Jahren die Schule abschließt. Ein Kirchenmaler aus Kronungen bei Schweinfurt ist 1870 gerade in der Acholshäuser Kirche beschäftigt. Bei ihm beginnt er eine Lehre. Seine Ausbildung ergänzt er an der Königlichen Maxschule in Würzburg und einer Münchner Privatschule. Weith reist viel, will dann ins aufstrebende Konstantinopel, das damals Ziel vieler Arbeit suchender Auswanderer ist.

    Theatermaler in Wien

    Letztlich bleibt er in Wien hängen, erhält 1880 dort seine erste Anstellung als Theatermaler. Er heiratet Luise Tuma. 13 Jahre arbeitet er für die verschiedenen Theater, später dann als freischaffender Künstler, der sich auch mit Restaurationen beschäftigte. Er entwickelte Ölfarben, die nicht nachdunkeln und lichtbeständige Aquarellfarben. Seine Hintergrundbilder für Foto-Ateliers gehen in alle Welt. Er soll in ganz Österreich-Ungarn der einzige Maler für diese Kulissen gewesen sein.

    Hoch angesehen und ausgezeichnet war Weith als Dekorationsmaler in der Wiener Theaterszene. Er bekam samt Familie, die ohne weitere Nachkommen blieb, ein Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Baumgartner Friedhof. Erhalten blieb indes wenig: Einige Landschaftsbilder von Andreas Weith zeigt die Ausstellung, natürlich die Hohestadter Krippe im Volkskunst-Stil und Kopien imposanter Skizzen zum Bühnenbild für „Faust“.

    Bilder der Tochter Mitzi Weith (1884 bis 1950) waren zahlreicher zu finden, vor allem in den Haushalten der Hohestadter Verwandtschaft. Bei Reisen durch Franken waren unter anderem Ansichten von Ochsenfurt, Sommerhausen, Acholshausen und Hohestadt entstanden, die in der Ausstellung zu sehen sind.

    Etwa ein Drittel der 60 Ausstellungs-Exponate hat Oehrlein aufgestöbert und gekauft, teilweise müssen Kopien aus Wiener Archiven genügen, wie bei den Liederbüchern von Sohn Udo Weith (1897-1935). Der Maler und Musiker soll das größte Talent besessen haben. Er war, wie Vater und Schwester auch, Restaurator, vor allem aber Gebrauchgrafiker.

    Mit der Kunst der Familie Weith, die im ehemaligen Kapitelsaal des Kartäuserklosters gezeigt wird, ergibt sich ein kurioses Familientreffen: Zum Inventar des Saales gehören Altar, Ambo und eine Tabernakelstele von Ernst Singer. Der in Würzburg lebende, aus Hohestadt gebürtige Bildhauer (Jahrgang 1934) ist ein Großneffe von Andreas Weith. Die Hl.-Geist-Taube ist außerdem ausgestellt, die zu Pfingsten in der Klosterkirche den Tabernakelaufsatz ziert. Sie ist eine Arbeit, die laut Oehrlein 1963 von Museumsbegründer Pfarrer Rackowitz bei Singer in Auftrag gegeben worden war.

    Die Ausstellung ist im Rahmen der 5. Museumsnacht am 14. Mai von 19 Uhr bis Mitternacht zu sehen, sowie bis zum 12. Juni über das Kartäusermuseum an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr.

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