Wie kann die ärztliche Versorgung für die Bürger in Kürnach sichergestellt werden? Ein Thema, das die Gemeinde schon lange beschäftigt. Im Gemeinderat wurde es jüngst erneut diskutiert. Derzeit befinden sich mit Dr. Joachim Stähler und Hans-Hermann Böcking zwei Privatpraxen im Ort. Als Facharzt hat sich ein Urologe mit einem Zweitsitz in Kürnach niedergelassen. Als Hausarzt praktiziert Martin Voll in der Praxis von Dr. Heusinger, die ihren Arztsitz 2018 zurückgab.
Von der kassenärztlichen Vereinigung gibt es derzeit zwei Zulassungsscheine für Hausärzte in der Gemeinde. Für das Gebiet Würzburg Ost sind 43 Arztsitze vorgesehen, aktuell gibt es sogar 46 Ärzte. Ein Arztsitz ist jedoch frei, nämlich der Kürnacher. Aufgrund der Überversorgung in diesem Gebiet fällt dieser bei künftiger Nichtbesetzung einfach weg. Die bisherigen Anstrengungen der Gemeinde, einen Arzt zu finden, blieben ohne Erfolg. Deshalb stellte Bürgermeister Thomas Eberth der Gemeinde das Konzept der Firma dostal vor.
Mögliche Lösung ist eine Mehrbehandlerpraxis
Das anerkannte Büro bot an, die Gemeinde bei der Suche nach Ärzten zu unterstützen. Dostal würde zunächst die Ausgangssituation und sich daraus entwickelte Handlungsoptionen analysieren. Anschließend würde die Firma mit Ärzten in der Region sprechen und neue Formate zum Aufbau einer sogenannten Mehrbehandlerpraxis entwickeln, stets in Absprache mit dem Gemeinderat. Eine Mehrbehandlerpraxis wird als Lösung angestrebt, um auf die aktuellen Anforderungen der Ärzte zu reagieren. Diese hätten oft nur selten Interesse an Einzelpraxen, möchten oft in Teilzeit arbeiten oder eine bessere Work-Life-Balance haben.
Gemeinderat Manfred Dülk (UWG-FW) hegte Zweifel daran, dass die Firma einen Arzt finden wird. Die Beauftragung der Firma sehe aus wie eine "Panikattacke" der Gemeinde. Als Panikattacke würde Eberth das Vorgehen nicht bezeichnen. Aber er habe ein bisschen Angst. Schließlich seien die Gemeinderäte keine Experten und alle bisherigen Bemühungen seien nicht erfolgreich gewesen. Die Gemeinde stoße bei der Suche an ihre Grenzen. "Alle suchen Ärzte und wir haben dabei die schlechteste Ausgangslage". Es gebe weder eine EDV noch attraktive Praxisräume. Die Hilfe bei der Suche durch die Firma dostal sei ein "weiterer Strohhalm", auch wenn diese nicht garantieren kann, einen Arzt zu finden.
Ländliche und unattraktive Regionen an meisten betroffen
Die zweite Bürgermeisterin Sieglinde Bayerl (CSU) betonte, dass die Hausarztsuche oberstes Gebot sei. Dies gelte auch für einen Hausarzt im Ort, sollte das am Ortsrand geplante Ärztezentrum nicht umgesetzt werden. Auch Alexander Schraml (SPD) befürwortet es, die beiden Projekte zu trennen, "auch wenn sie sich teilweise decken". Denn jüngst startete die Gemeinde mit einem Bebauungsplanverfahren für ein medizinisches Dienstleistungszentrum neben dem Edeka-Markt, für das derzeit sowohl Allgemeinmediziner als auch Fachärzte gesucht werden.
Die Hausarztsuche gestaltet sich in ganz Deutschland problematisch. In den vergangenen 17 Jahren hat sich der Anteil der Ärzte über 65 Jahren beinahe verzehnfacht. Deshalb werden in Zukunft zahlreiche Praxen einen Nachfolger suchen. Heute fehlen bereits über 2600 Hausärzte in Deutschland. Während die Probleme in der Stadt vergleichsweise gering sind, sind vor allem ländliche und unattraktive Regionen vom Hausarztmangel betroffen. Deshalb müsse sich die Gemeinde Kürnach Eberth zufolge die Frage stellen: "Wie attraktiv stehen wir da?"