Ausstellung zum 80. Jahrestag des Stauffenberg-Attentates noch bis 23. August in der Sparkasse Mainfranken
Waren die Männer des Stauffenberg-Attentates vom 20. Juli 1944 Staatsverräter? Als solche wurden sie in der unmittelbaren Nachkriegszeit nicht nur von ehemaligen Nazis, sondern auch von vielen gewöhnlichen Deutschen betrachtet, wie die Ausstellung in der Sparkasse Mainfranken dokumentiert. So heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins Kreisau-Initiative, der folgende Informationen entnommen sind.
Es ist der Verdienst des damaligen Braunschweiger Staatsanwaltes Fritz Bauer, in einem Aufsehen erregenden Prozess 1952 das Ansehen der Männer des Widerstandes wiederhergestellt zu haben. Die Ausstellung in der Hofstraße in Würzburg thematisiert jenen Prozess, den Bauer zunächst nur gegen den Rechtsextremen Otto Ernst Remer führte, der aber dann ein generelles Umdenken in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung bewirkte.

Die Berliner Historikerin Claudia Fröhlich, die die Ausstellung konzipiert hat, erklärte in ihrem Eröffnungsvortrag in der Sparkasse Zusammenhänge und Hintergründe: "Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatte am 20. Juli 1944 versucht, Hitler im Führer-Hauptquartier durch einen Sprengstoffanschlag zu töten. Doch Hitler überlebte das Attentat."
Er befahl Otto Ernst Remer, der damals in Berlin Kommandeur des Wachbataillons "Großdeutschland" war, persönlich, den Widerstand in Berlin niederzuschlagen. 1949 gründete Remer die rechtsextreme Sozialistische Reichspartei (SRP), die sich als Nachfolgepartei der NSDAP verstand. Bei einer Wahlkampfrede 1951 verunglimpfte er die Leute des Widerstandes, woraufhin er vom Braunschweiger Generalstaatsanwalt Fritz Bauer angeklagt wurde. Der Prozess sollte die Widerstandskämpfer vom Stigma des Verrats befreien. Das Recht zum Widerstand gegen das NS-Regime sollte so endlich anerkannt werden. Vier Tage lang verhandelte das Landgericht Braunschweig daraufhin im März 1952.
"Mit den Mitteln unserer Zeit Widerstand leisten"
Das Landgericht Braunschweig verurteilt Otto Ernst Remer zu einer Strafe von drei Monaten und sieht den Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 als rechtmäßig an. Die öffentliche Rehabilitierung der Hitler-Attentäter bedeutete zugleich eine nachträgliche Anerkennung anderer Menschen im deutschen Widerstand, von denen nicht wenige im Umfeld des Attentats vom 20. Juli 1944 enttarnt und hingerichtet wurden. Zu ihnen gehörten auch Mitglieder des sogenannten "Kreisauer Kreises". Die Gruppe ist Namensgeber für den Verein Kreisau-Initiative Würzburg.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der auch Schirmherr der Ausstellung in Würzburg ist, betonte in seinem Grußwort die Notwendigkeit, einen Bezug zur Gegenwart herzustellen: "Denn auch heutzutage kommen aus der rechten Ecke viele Stimmen, die mich und bestimmt auch Sie zutiefst erschüttern. Gegen solch rechtes Gedankengut müssen wir mit den Mitteln unserer Zeit Widerstand leisten. Mit Wählengehen. Mit Demonstrationen. Mit Argumenten. Oder mit Ausstellungen, wie dieser."