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OCHSENFURT: Verschüchtert, ängstlich, unsicher

OCHSENFURT

Verschüchtert, ängstlich, unsicher

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    Mobbing: Der Schauspieler Robin Bohn agiert als Mobbing-Opfer Jürgen Rickert und fordert die Jugendlichen an der Ochsenfurter Mittelschule heraus, aktiv mit zu spielen.
    Mobbing: Der Schauspieler Robin Bohn agiert als Mobbing-Opfer Jürgen Rickert und fordert die Jugendlichen an der Ochsenfurter Mittelschule heraus, aktiv mit zu spielen. Foto: Foto: Uschi Merten

    Mobbing gibt es in unserer Gesellschaft überall, sei es am Arbeitsplatz oder auch in der Schule. Schon Erwachsenen fällt es schwer, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Für Schüler stellt Mobbing ein noch größeres Problem dar.

    An der Mittelschule Ochsenfurt wurde dieses brisante Thema mit einem Theaterstück, das in einer siebenten und einer achten Klasse vorgeführt wurde aufgegriffen, wobei das Projekt vom Förderkreis der Mittelschule finanziell unterstützt wurde. Das Mainfranken Theater Würzburg thematisiert das Problem Mobbing mit dem Stück „Erste Stunde“ von Jörg Menke-Peiztmeyer im eigenen Klassenzimmer.

    „Man wird zum Täter, um nicht selbst Oper zu sein“

    Daniela Scheuren Theaterpädagogin

    Der Schauspieler Robin Bohn spielt den Schüler Jürgen Rickert und spricht die Jugendlichen einem provokanten Monolog direkt an, und erreicht dadurch manchmal, dass die Machtverhältnisse des Klassenverbandes offen gelegt werden.

    Die Jugendlichen in Ochsenfurt hatten keine Ahnung, was tatsächlich auf sie zukam. Ein Theaterstück zum Thema Mobbing war angesagt. Die Lehrer kamen wie immer in das Klassenzimmer, mit dabei war die Theaterpädagogin Daniela Scheuren, die erklärte, dass die Schüler nicht nur tatenlose Zuschauer seien, sondern sich auch aktiv beteiligen könnten.

    Nach einer Zeit klopfte es an der Türe. Der „Neue“ kam herein, verschüchtert, ängstlich, unsicher. Und auch wenn er immer unruhig umherblickte, so legte er gleich los: „Okay, bringen wir's hinter uns. Ich gebe euch fünf Minuten. Fünf von 45, da könnt ihr nicht sagen, ich wär' nicht großzügig. Fünf Minuten, in denen könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt.“ Jürgen Rickert, der Neue, gibt seinen Mitschülern fünf Minuten Zeit, in denen sie ihn quälen können, so viel sie möchten. Für fünf Minuten, so verspricht er der neuen Klasse, wird er das ?perfekte? Opfer sein: Er will sich nicht wehren, nicht schreien, nicht petzen. Doch danach, so ist sein Vorschlag, sollten sie ihn in Ruhe lassen.

    Die Jugendlichen reagierten unterschiedlich. Manche lachten, wussten nicht einzuordnen, was diese Situation bedeutet, und wie sie sich verhalten sollten. Doch manche reagierten auch auf die „Anmache“ des Neuen, der provozierte, ein gelbes T-Shirt eines Schülers als Scheiße bezeichnete und Schimpfwörter, die eigentlich alle kennen benutzte, wie „Assi“, „Mongo“, „Spasti“, „Schwuchtel“ und noch viele mehr.

    Der Schauspieler Robin Bohn provoziert natürlich bewusst, wobei er auch zu dosieren weiß, um eine Situation nicht eskalieren zu lassen. Danach erzählt er den Jugendlichen „seine Geschichte“, nämlich dass er an allen Schulen, an denen er bisher war, gemobbt wurde und wie furchtbar das für ihn war.

    Nach der 45-minütigen Theatervorführung setzte sich Theaterpädagogin Daniela Scheuren mit den Jugendlichen in einem intensiven Gespräche auseinander. Da ging es zur Sache. Sie stellte unbequeme Fragen, wie: „Was hat der Täter davon, zu mobben?“ oder auch welcher Unterschied darin besteht ob Jungen (mit Schlägen und Gewalt) oder Mädchen (mit Worten oder Gerüchte in die Welt setzen) mobben.

    Besonders die Jugendlichen in der achten Klasse arbeiteten intensiv mit, da sie das Thema beschäftigte, vielleicht auch, weil es einige von ihnen schon persönlich betroffen hat. Daniela Scheuren sprach die unterschiedlichsten Situationen an. „Man wird zum Täter, um nicht selbst Oper zu sein“, erklärte Daniela Scheuren am Ende und fügte hinzu: „Man braucht vor allem Mut sich gegen Mobbing zu wehren, egal ob es einen selbst oder einen Mitschüler betrifft. Und Mut bedeutet in diesem Fall, seine Angst zu überwinden.“

    ONLINE-TIPP

    Mehr Informationen und Bilder unter www.mainpost.de

    Stichwort

    Mobbing ist ein gezieltes und dauerhaftes Angreifen und Ausgrenzen einzelner Personen über einen langen Zeitraum. Es ist nicht zu verwechseln mit kleinen Konflikten, Streitereien und Missverständnissen gehören, die zum normalen Alltag gehören. Mobbing kann sich auf verschiedenen Ebenen äußern. Viele Kinder und Jugendliche sind beispielsweise in der Schule Angriffen und Schikanen von Mitschülern ausgesetzt und sind ihnen wehrlos ausgeliefert, indem die Täter Gerüchte über die Mobbing-Opfer verbreiten.

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