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GELCHSHEIM: Verwirrspiel um das Gelchsheimer Schloss

GELCHSHEIM

Verwirrspiel um das Gelchsheimer Schloss

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    Bewegte Geschichte: Hinter Schmiedeeisen und einer Steinmauer befindet sich das Gelchsheimer Schloss. Die ehemalige Veste wurde im Bauernkrieg zerstört, wieder aufgebaut und Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem herrschaftlichen Landhaus umgebaut. Heute hat Rainer Graf seine Fachklinik für Naturheilmedizin im Schloss.
    Bewegte Geschichte: Hinter Schmiedeeisen und einer Steinmauer befindet sich das Gelchsheimer Schloss. Die ehemalige Veste wurde im Bauernkrieg zerstört, wieder aufgebaut und Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem herrschaftlichen Landhaus umgebaut. Heute hat Rainer Graf seine Fachklinik für Naturheilmedizin im Schloss. Foto: Foto: Thomas Fritz

    Das Gelchsheimer Wasserschloss stand zum Verkauf. Ein Immobilienhändler aus Konstanz pries Ende vergangenen Jahres das „einzigartige, top sanierte Anwesen in der malerischen Umgebung Bayerns“ und den wunderschönen Park im Internet an. In Gelchsheim sprach sich das schnell herum – und die Verwunderung war groß.

    Überrascht reagiert Bürgermeister Hermann Geßner als er vom anstehenden Verkauf des Schlosses zum ersten Mal hört. Er fragt sich, warum der Eigentümer nicht auf die Gemeinde zugegangen ist. Als Schlossherr ist im Grundbuch seit 11. Dezember 2006 Rainer Graf, ein Mediziner aus Würzburg, eingetragen.

    Graf hatte das Schloss bereits 1999 gekauft und mit Partnern und deren Geld zu einer Naturheilklinik umgebaut. Damals stand Graf der umstrittenen Glaubensgemeinschaft Universelles Leben (UL) nahe. Nach 20 Jahren brach Graf seine Kontakte zum UL ab. Seine Lossagung haben Kommunalpolitiker, wie der frühere Landrat Waldemar Zorn, Vertreter der Kirchen und die Sparkasse Mainfranken unterstützt und öffentlichkeitswirksam gefeiert.

    „Als wir mitbekommen haben, dass das Schloss zum Verkauf steht, haben wir sofort alles gestoppt.“

    Margit Graf-Classen, Besitzerin von Schloss Gelchsheim

    Doch den wirtschaftlichen Niedergang der einstmals gut gebuchten Klinik konnte das auch nicht stoppen. Im Juli 2004 musste Graf Insolvenz anmelden. Der Mediziner suchte nach Geldgebern. Es folgte eine lange Auseinandersetzung um das Schloss. Im Juli 2006 ordnete das Amtsgericht Würzburg die Zwangsversteigerung des 1921 zum herrschaftlichen Landhaus umgebauten Anwesens an. Sie war für September angesetzt. Doch dazu kam es nicht, weil der Insolvenzverwalter vor dem Termin freihändig an Graf verkaufte.

    In den Räumen des Schlosses bieten die Grafs eine Gesundheitsvorsorge in der langen Tradition der Hildegard von Bingen-Medizin und bewährte Naturheilverfahren an, wie es auf der Internetseite von Schloss Gelchsheim heißt. Praxis und Klinik, so berichten Insider immer wieder, laufen gut. Umso mehr hat es die Gelchsheimer verwundert, dass das Schloss plötzlich zum Verkauf stand. „Alles ein Missverständnis“, sagt Grafs Ehefrau Margit Graf-Classen. „Das Schloss steht nicht zum Verkauf.“

    Wie ein Missverständnis sieht das professionell erstellte Exposé des Konstanzer Maklers aber nicht aus. „Das Schlossanwesen eignet sich hervorragend als Tagungsstätte, Event- oder Sporthotel, Klinik, Therapiezentrum oder auch als ein exklusives Privatdomizil“, heißt es in dem mehrseitigen Druckwerk. Auch viele Ansichten vom Schloss, seinem Park und den Räumlichkeiten sind zu sehen. Der Kaufpreis würde erst, so heißt es im Exposé, auf Anfrage mitgeteilt. Und auch nur dann, wenn der potenzielle Käufer seine Absichten in einem Vorgespräch mit dem Chef der Immobiliengesellschaft persönlich deutlich macht. Aus gut unterrichteten Kreisen heißt es, dass das Schloss für 3,6 Millionen Euro angeboten wurde.

    Wo ist nun das Missverständnis? „Ja, wir haben mit dem Immobilienmakler gesprochen“, gibt die Ehefrau des Schlosshern und Hildegard-Dozentin zu. „Doch wir wollten nicht verkaufen, sondern suchen Investoren für unsere geplante Naturheilkunde-Schule. Der Immobilienmakler muss das wohl falsch verstanden haben“, sagt sie. „Als wir mitbekommen haben, dass das Schloss zum Verkauf steht, haben wir sofort alles gestoppt.“ Auf der Internetseite des Konstanzer Maklers als auch auf immowelt.de wurden Exposé und Angebot dann auch gelöscht.

    Bei den Recherchen zu Schloss Gelchsheim fällt auf, dass im Handelsregister ein „Zentrum für Gesundheit und Vitalität Schloss Gelchsheim GmbH“ eingetragen ist. Einer der Geschäftsführer ist ein Unternehmer aus dem Badischen. Er gehörte damals als die Firma Schloss Gelchsheim GmbH & Co. KG finanzielle Schwierigkeiten hatte und Insolvenz anmelden musste zu den Gläubigern. Nach eigenen Angaben hat er als stiller Teilhaber 500 000 Euro in das Schloss gesteckt.

    Margit Graf-Classen weiß, dass diese Firma noch im Handelsregister eingetragen ist. „Das schädigt uns“, bestreitet sie, etwas damit zu tun zu haben. „Wir setzen alles daran, dass die sich mal austragen lassen. Aber es gelingt uns nicht“, sagt sie weiter und bedauert, dass es nach wie vor schwierig ist, den Ruf, dem UL nahe zu stehen, wieder los zu werden.

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