Ulrike Frankenberger ist eine begeistere Wanderin, die gerne auf ausgeschilderten Wegen die Landschaft und dabei beiläufig die Kultur genießt, die mitunter sehr interessant und wissenswert ist.
Bei einer solchen Wanderung kam ihr die Idee, auch für Prosselsheim einen solchen Europäischen Kulturweg einzurichten. Zusammen mit der Bürgermeisterin Birgit Börger nahmen sie Kontakt auf zu Dr. Gerrit Himmelsbach, Lehrassistent am Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte der Universität Würzburg und Initiator vieler solcher Wege.
Bei den ersten Begegnungen mit Himmelsbach in Prosselsheim war dieser von der Landschaft und der 516-seitigen Chronik von Christine Demel sehr begeistert. "Ich habe noch nie eine solche umfassende und klar fundamentierte Chronik gesehen. Was diese Frau zusammengetragen hat, ist einfach grandios." Dazu gestanden er und Ulrike Frankenberger ehrlicherweise, dass wahrscheinlich nur wenige das gesamte Werk durchgelesen haben und wahrscheinlich auch nur wenige sich die Zeit nehmen, vergangene Ereignisse in der Örtlichkeit aufzusuchen, um frühere Ereignisse vor Ort nachzuempfinden. Deshalb sei es aus seiner Sicht wichtig, solche historische Plätze mit großen Hinweistafeln und Wegweisern auszustatten und für einen Rundgang den Besuchern anzubieten.
Bürger in das Geschehen einbinden
Aber zuerst, so die Ansicht von Himmelsbach, sollten unbedingt die Bürger mit in das Geschehen eingebunden werden. Denn so manches Ereignis ist vielleicht in der Chronik nicht zu finden und bedarf noch einer näheren Erkundung. In zwei Treffen hatte man die Grundlagen wie die Chronik und vieles historisches Kartenmaterial zusammengetragen und war guter Dinge, dass da noch mehr ist.
hatte Himmelsbach seine Praktikantin XiaomengCai aus China mitgebracht, die bei dem Ganzen nur zuschaute
Für das dritte Treffen hatten die beiden Hobbyhistoriker Ralf Sauer aus Püssensheim und Markus Ländner aus Prosselsheim sich gut vorbereitet und viel Wissenswertes parat. Sie hatten alte Schlachtpläne mitgebracht und erzählten von der napoleonischen Schlacht vom 1. bis 7. September 1796, die quer durch die Prosselsheimer und Pleichfelder Flur verlief. Dabei setzten die Franzosen sechs Beobachtungsballons ein, die alle von den Österreichern abgeschossen wurden. Daraufhin wurden in der Kriegsführung keine Ballons mehr eingesetzt.
Österreicher gewannen Scharmützel
Übrigens, die Österreicher gewannen dieses Scharmützel. Auch von einem Judenfriedhof neben dem Rathaus, dem heutigen Gemeindehaus in Püssensheim, von einer mittelalterlichen Höhle in Prosselsheim und einem Flugplatz in Seligenstadt war die Rede, die aber noch näher erforscht werden müssten. "Man sollte sich im Ort umhören, ob da jemand was Näheres weiß. Es bleibt in jedem Fall spannend, was da noch ans Tageslicht kommt. Und mit so vielen Informationen glaube ich, sind wir auf dem besten Weg, Prosselsheim mit seinen Ortsteilen zu einem Europäischen Kulturweg zu verhelfen" so der Historiker. Auf die Frage, wer das alles finanziert, meinte er, dass die Vorarbeiten vom Institut getragen werden und für die Flyer suchen wir noch Sponsoren.
Zum Schluss zeigte Richard Ländner noch seinen privaten Schatz, den er vor Jahren beim Ackern gefunden hat. Ein Beilkopf mit einem leicht schräg verlaufenden Loch und einem Faustkeil, dessen Material nicht aus Prosselsheim stammt. Beide Stücke wurden auf ein Alter von 7500 Jahren geschätzt und sind damit voraussichtlich die ersten Zeugnisse von einer Bebauung in Prosselsheim.
Die nächsten Termine sind: Samstagnachmittag, jeweils um 12 Uhr, am 26. November am Rathaus in Prosselsheim, am 21. Januar 2023 in Püssensheim an der Linde und am 18. März 2023 in Seligenstadt. Dabei sollen bei einer Begehung die jeweiligen historischen Orte besucht, fotografiert und katalogisiert werden.
