Sie war weit mehr als nur ein feststehender und abzuarbeitender Termin, die Sportlerehrung der Stadt Ochsenfurt am Mittwochabend. Sportreferent Herbert Gransitzki hatte die Veranstaltung vorbereitet und sich mit seinen Helfern sehr ins Zeug gelegt. Und dass trotz starker Konkurrenz in Gestalt von herrlichem Biergartenwetter so viele Besucher gekommen waren, zeigt das Interesse und die Wertschätzung der Ochsenfurter für ihre Sportler.
Das Kino Casablanca, von den Betreibern für die Veranstaltung übrigens kostenlos zur Verfügung gestellt, bot genau das richtige Ambiente für Herbert Gransitzkis Präsentation. Nach einer witzigen Bildershow über das Vereinsleben der Ochsenfurter Sportbegeisterten folgte für jeden Geehrten ein aufwändiger Film auf der Kinoleinwand. Die Beiträge hatten die versierten Hobbyfilmer Sergej und Wassili Tschernjawski zusammengestellt.
Die Filme zeigten die Sportler beim Training, ließen auch sie selbst und ihre Betreuer zu Wort kommen, ehe sie dann auf der Bühne ihre Urkunden entgegennahmen. 53 Stück hatte Bürgermeister Peter Juks unterschrieben. Den Anfang machte Tanja Sunkameit als Jugendsportlerin des Jahres 2014. Sie betreibt beim TVO Sambo, eine Art Judo kombiniert mit Tanz.
Judo und Tanz in Kombination
In dieser Disziplin hat die 15-Jährige bereits einen Europa- und einen Weltmeistertitel errungen, und das, obwohl sie bei Wettkämpfen mit 18-Jährigen konkurriert. Damit ist sie eine der besten Kampfsportlerinnen ihrer Altersklasse in Europa. Seit vier Jahren macht Tanja Sunkameit diesen Sport. Sie wollte ihn betreiben, seit sie andere Sportler durchs Fenster dabei gesehen hatte und sofort fasziniert war.
Auch einen männlichen Jugendsportler gab es selbstverständlich zu ehren, nämlich Julius Rabenstein. Der 18-jährige Ochsenfurter turnt seit 2014 aktiv in der ersten Bundesliga. Er gehört zwar seit 1999 einem nordschwäbischen Verein an, dem TSV Monheim, nachdem er bereits als Dreijähriger in Würzburg mit dem Turnen angefangen hatte. Das hindert die Ochsenfurter jedoch nicht, seine außergewöhnlichen sportlichen Leistungen zu würdigen.
Der mehrmalige bayerische Jugendmeister investiert viel Zeit in seine sportliche Laufbahn: Er trainiert vier bis sechs Mal die Woche, um bei den deutschen Meisterschaften möglichst gut abzuschließen. Daneben möchte er seine schulische Laufbahn aber nicht vernachlässigen und will 2016 sein Abitur machen.
Im gleichen Alter wie Julius Rabenstein ist Patrick Karl, seines Zeichens Leichathlet beim TVO. Er darf sich mit dem Titel „Sportler des Jahres 2014“ schmücken. In seiner Spezialdisziplin, dem 3000-Meter-Hindernislauf, können ihm in seiner Altersklasse nur wenige das Wasser reichen. Er gehört zum Nachwuchskader des deutschen Leichtathletikverbandes und schloss bei den U20-Weltmeisterschaften 2014 in Eugene/USA als zweitbester europäischer Läufer ab. Ebenfalls im Vorjahr wurde er deutscher Vizemeister im 2000-Meter-Hindernislauf.
Seine Erfolge betrachtet der 18-Jährige aber durchaus als Teamleistung, wie er die Zuschauer bei der Übergabe der Urkunde wissen ließ: „Ich danke der Läufergruppe für die Motivation“, sagte Patrick Karl, der von seinem Vater Klaus Karl, dem Abteilungsleiter Leichtathletik beim TVO, auf dem Sportplatz nicht gerade geschont wird. Fünf bis acht Trainingseinheiten absolviert Patrick Karl in der Woche.
Als Mannschaft des Jahres 2014 dürfen sich die Spielerinnen des FC Hopferstadt bezeichnen. Rund 40 Damen in drei Mannschaften sowie vier Trainer und Betreuer teilen sich diesen Erfolg. Zweimal schon standen sie im unterfränkischen Pokalfinale und mussten sich jedes Mal einer anderen Mannschaft geschlagen geben. Doch Fußballerinnen geben so schnell nicht auf, und so gelang ihnen im dritten Versuch der verdiente Pokalerfolg.
Dieser Kampfgeist brachte ihnen schließlich auch die Nominierung als Mannschaft des Jahres ein. Hermann Träger setzt beim Training seiner Damen mehr auf Technik als auf rohe Kraftentfaltung und gestand im Filmbeitrag, dass ihm die Arbeit mit den Sportlerinnen gerade aus diesem Grund viel Spaß macht.
Dass Sport nicht alleine jüngeren Menschen vorbehalten ist, demonstriert eindrucksvoll Reinhold Wagner, der Seniorensportler des Jahres. Mit seinen 77 Jahren fühlt er sich an der Tischtennisplatte zu Hause wie eh und je. Noch immer nimmt er an Wettkämpfen teil und ist in seiner Altersklasse unangefochten die Nummer eins in Bayern.
Ein Draht zur Jugend
Er spielt in der zweiten Mannschaft des TVO in der dritten Bezirksliga Ost und erreichte 2014 den zweiten Platz bei den bayerischen Seniorenmeisterschaften. Wagner, der seit 64 Jahren Tischtennis spielt, hat außerdem einen Draht zu den jungen Spielern, die mit ihm genauso gern trainieren wie er mit ihnen.
Einen Schläger schwingen auch die Mitglieder der Seniorenmannschaft des Jahres, allerdings einen etwas größeren. Es sind die Herren 60 des Tennisclubs Rot Weiß Ochsenfurt. Auf insgesamt 322 Jahre Lebenserfahrung bringen es Hans Jürgen Hardt, Gerd S. Fehlbaum, Walter Kindermann, Gerhard Konigorski und Gottfried Sautner, die 2014 in die Bezirksliga aufgestiegen waren. Neben dem körperertüchtigenden Aspekt ihres Sports schätzen sie auch die Geselligkeit und machen jeden Montag gemeinsam Brotzeit.
Nicht um eine Urkunde entgegenzunehmen, sondern um eine Ansprache zu halten, war der stellvertretende Landrat Armin Amrehn nach Ochsenfurt gekommen – sehr sportlich mit dem Fahrrad aus Kleinrinderfeld. Auch der Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib sprach einige Worte und rückte sogar mit seinem Spitznamen aus Schulsport-Zeiten heraus: die schwarze Gazelle.
Für die Unterhaltung sorgten der Sänger Donny Vox sowie die Gruppe „Seitensprung“ mit zwei Tanzeinlage. Nach den Ehrungen feierten alle gemeinsam bei der Sportlerparty im und vor dem Kino.