So etwas nennt man wohl Baustellen-Tourismus: Immer wieder zwängen sich Besucher an Gittern entlang, um die Arbeiten zu bestaunen. Wer nichts von der Ende 2013 begonnenen Sanierung weiß, erfährt auf einem großen Plakat, warum es auf der Vogelsburg überall lärmt: „Wiedereröffnung Sommer 2015. Die Kirche Mariä Schutz ist weiterhin geöffnet“.
Also einmal bis zur Kirche und zurück. Ein bisschen bei archäologischen Ausgrabungen zuschauen. Den Blick schweifen lassen: Da, wo vor wenigen Monaten noch eine Freifläche war, steht ein Beton-Lauf auf Stelzen. Ein Kran, neben dem Mariä Schutz wie ein Spielzeug wirkt, ist ununterbrochen im Einsatz.
Bis die Besucher „ihre“ Vogelsburg wieder ganz in Beschlag nehmen können, wird es noch etwas dauern: Die Gaststätte – derzeit ein entkernter Rohbau – soll kommenden Juli neu öffnen.
Teil-Inbetriebnahme
Es wird eine Teil-Inbetriebnahme sein. Neben der Gaststätte mit 130 Sitzplätzen – samt schicker Aussichtsfenster bis zum Boden – steht dann auch ein Weingarten mit 250 Sitzplätzen zur Verfügung.
In dem neuen Hotel sind zunächst 16 der insgesamt 28 Doppelzimmer bezugsfertig. So nobel wie der Ausblick wird auch die Ausstattung: Die Zimmer bewegen sich allesamt im Vier-Sterne-Bereich.
Die Stiftung Juliusspital Würzburg, seit Januar 2011 Hausherr der Vogelsburg, stellte diese Woche bei einem Ortstermin die neuen Pächter für den Gastronomie-, Hotel- und Tagungsbetrieb vor: Die künftigen Betreiber sind Anna-Lena und Christoph Tacke. Der 31-Jährige ist derzeit Direktor eines Yachthotels in Prien am Chiemsee und kennt sich bestens im fränkischen Weinland aus – gebürtig stammt er aus Eibelstadt.
Das Konzept der Pächter für die „neue“ Vogelsburg, die in den Geschichtsbüchern erstmals im Jahr 845 auftaucht und seither immer Siedlungsort war, steht bereits: In der Hotel- und Restaurantküche wird fränkisch gekocht. Auf der Speisekarte stehen pfiffige Gerichte ebenso wie Traditionelles. Dazu gibt's, klar, Weine des Juliusspitals. Wer's eilig hat oder auf der Durchreise ist – beispielsweise Radfahrer oder Wanderer – kann künftig auf ein Selbstbedienungsangebot zurückgreifen.
Herzstück der Anlage sind drei Veranstaltungsräume, darunter ein Saal für 150 Gäste. Dort heißt es künftig: Feiern oder tagen mit Traumaussicht.
20 Arbeitsplätze
Damit alles reibungslos läuft, entstehen im Vollbetrieb mehr als 20 neue Arbeitsplätze. Wie Franz Ebert, Projektleiter der Stiftung Juliusspital für die Vogelsburg, und Oberpflegamtsdirektor und Stiftungsleiter Walter Herberth bei der Vorstellung der neuen Pächter informierten, befinden sich die Bau- und Sanierungsarbeiten im Plan. Auch bei den Kosten ist alles im grünen Bereich, die geplanten acht Millionen Euro können wohl eingehalten werden.
„Einkehren, Besinnen, Genießen“, werde auch künftig das Motto der Vogelsburg sein, so Walter Herberth. Das alles sei „ein einmaliges Angebot für die Region“, ergänzt Franz Ebert. Während es für die vier Schwestern der Augustinusgemeinschaft keine baulichen Veränderungen gibt, erhebt sich direkt vor ihrer Nase der neu errichtete und auf Säulen stehender Zwischenbau, der Gaststätte und Burggebäude neben der Kirche miteinander verbindet. Für den Neubau wird es am Ende vier Bäume weniger auf dem Plateau geben – wobei der alte Bestand an Kastanienbäumen entlang der historischen Aussichtsmauer erhalten werden kann.
Genau an dieser Mauer wartet eine Überraschung: Eine Aussichtsplattform ermöglicht den Besuchern künftig den freien Blick auf die Weinberge und das Maintal mit Escherndorf, Nordheim und Astheim. Im Frühjahr 2016 soll dann alles komplett fertig sein – der Strom der Baustellen-Touristen dürfte so schnell nicht versiegen.