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Bronn: Vier Stolpersteine gegen das Vergessen

Bronn

Vier Stolpersteine gegen das Vergessen

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    Gegen das Vergessen wurden im Weikersheimer Ortsteil Bronn vier Stolpersteine zur Erinnerung an das Schicksal ehemaliger jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger verlegt.
    Gegen das Vergessen wurden im Weikersheimer Ortsteil Bronn vier Stolpersteine zur Erinnerung an das Schicksal ehemaliger jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger verlegt. Foto: Markhard Brunecker

    In Weikersheim setzten sich engagierte Menschen eingehend mit der örtlichen jüdischen Geschichte auseinander. So wurden Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer der NS-Zeit verlegt. Gemeinderätin Christiane Geier hatte im Gemeinderat vorgeschlagen, auch in Weikersheim ein Mahnmal für die verfolgten und deportierten jüdischen Bürger in Form von Stolpersteinen zu errichten.

    Am 10. März 2022 fand mit dem Künstler Gunter Demnig und der Aktionsgruppe eine gemeinsame Aktion in den Straßen von Weikersheim und ein Festakt in der Tauberphilharmonie statt, unter großer Beteiligung der Bevölkerung. Wie genau Demnig auf den Namen "Stolpersteine" gekommen ist, weiß er heute nicht mehr. Die von ihm angestoßene Aktion wurde zwischenzeitlich zum größten dezentralen Mahnmal der Welt. Inzwischen finden sich im öffentlichen und privaten Raum europaweit wohl mehr als 100.000 dieser in den Boden eingelassenen Steine mit ihren bronzenen Gedenktafeln an der Oberseite.

    Verlegung im kleinen Weiler Bronn

    Gut ein Jahr später erfolgte im Weikersheimer Ortsteil Bronn eine weitere Verlegung mit vier Steinen. Vor über 80 Jahren, während des Zweiten Weltkriegs vom damaligen nationalsozialistischen Regime in dem rund drei Dutzend Einwohner zählenden Weiler ein furchtbares Verbrechen begangen. Der polnische Kriegsgefangene Boleslaw Galus, der als Zwangsarbeiter in Bronn eingesetzt war, wurde 1940 verhaftet und im Jahr darauf wegen "Rassenschande" ohne Gerichtsverfahren mit dem Tode am Galgen bestraft.

    Grund dürfte die Beziehung mit einer Frau im Ort gewesen sein, die schwanger wurde. Die öffentliche Hinrichtung von Galus fand im Juni 1941 beim früheren Schützenhaus von Honsbronn statt. Die Frauen Paula Nicklas und Maria Löwenguth waren ebenfalls 1940 verhaftet worden. Sie wurden zu Gefängnis und anschließendem Konzentrationslager verurteilt. Maria Löwenguth wurde 1944 in Auschwitz ermordet, Paula Nicklas kam im gleichen Jahr aus dem KZ Ravensbrück frei.

    Recherchen enthüllten vier Schicksale

    Die Bronner Historikergruppe Hartwig Behr, Günter Breitenbacher und Rolf Mailänder hatten in dem Fall umfangreiche Recherchen angestellt. Schnell stellte sich heraus, dass in Bronn eigentlich vier Stolpersteine verlegte werden sollten. Der vierte Stein ist dem 1940 geborenen Heinz Paczkowski gewidmet, dem Sohn von Boleslav Galus und Paula Nicklas, der seine Mutter entzogen und einer Pflegemutter übergeben wurde. Er lebt heute im Weikersheimer Ortsteil Elpersheim.

    Die vom Weikersheimer Bauhof verlegten vier Stolpersteine wurden von Bürgermeister Schuppert und Ortsvorsteher Dertinger enthüllt. Die Gedenkreden wurden unter anderem vom Leiter des Stadtarchivs Montabaur, Dennis Röhrig, verlesen, der Maria Löwenguth vorstellte. Heinz Paczkowski schilderte sein Schicksal selbst. Bronns Ortsvorsteher Franz-Josef Dertinger endete mit dem Aufruf "So etwas darf nie wieder geschehen".

    Kranzniederlegung am Ort der Hinrichtung

    Der Ortschaftsrat begrüßte ausdrücklich die Verlegung der Stolpersteine als Zeichen einer dauerhaften Erinnerung an die NS-Gewaltherrschaft. Die Steine dienen als eine Mahnung für uns alle, wozu Rassismus und Diktatur führen können. Für Weikersheims Bürgermeister Nick Schuppert geben Stolpersteine dem Leid eine Stimme und bringen die Erinnerungen zurück, die nicht verblassen dürfen.

    Die Feier unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde musikalisch vom Posaunenchor Elpersheim umrahmt. Sie endete mit einem Besuch am Ort der Hinrichtung von Boleslaw Galus beim Weikersheimer Ortsteil Honsbronn, wo Bürgermeister Schuppert und Gemeindevertreter einen Kranz niederlegten.

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