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WÜRZBURG: „Virtuelle Bibliotheken“ im Blick

WÜRZBURG

„Virtuelle Bibliotheken“ im Blick

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    Ein Gesicht das viele in Würzburg kennen: Dirk Wissen, der seit über acht Jahren in der Stadtbücherei am Auskunftsplatz sitzt. Nun hat er sich in seiner Freizeit einen Doktortitel errungen.
    Ein Gesicht das viele in Würzburg kennen: Dirk Wissen, der seit über acht Jahren in der Stadtbücherei am Auskunftsplatz sitzt. Nun hat er sich in seiner Freizeit einen Doktortitel errungen. Foto: FOTO Ole Kruse

    Er ist Leiter der Stadtteilbücherei Heidingsfeld, Koordinator der Veranstaltungsreihe „Lernwerkstatt“, Lektor der Bereiche Philosophie, Geschichte und Theater und sitzt seit über acht Jahren in der Stadtbücherei am Auskunftsplatz. In seiner Freitzeit aber hat der Diplombibliothekar sich mit der Zukunft der Bibliographie befasst und hierüber eine Dissertation geschrieben. „Die Menschen in der Stadtbücherei sprechen mich oft mit einem Augenzwinkern darauf an, ob dies mein richtiger Name sei“, sagt Wissen.

    Für einen modernen Bibliothekswissenschaftler wie Wissen, ist dies zunächst ein ungewöhnlich konservatives Thema, doch das Ergebnis ist für die Informationsgesellschaft umso bedeutender. Als 2004 die deutsche Version der Wikipedia online ging und kaum einer ahnte, welche gesellschaftliche Bedeutung diese erhalten wird, befragte er bereits 40 Führungspersönlichkeiten bedeutender Archive und Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach der zukünftigen Entwicklung der Schriftenverzeichnisse bezogen auf Aspekte wie Virtueller Bibliotheken, Wiki-Technologien oder Web2.0.

    Ein Jahr lang befragte Wissen die Experten nach betrieblichen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Gesichtspunkten, um Prognosen ermittelt zu können. Erkundet wurde durch seine fokussierende Untersuchung die Entwicklung der bibliographischen Information – vom Schriftenverzeichnis zum Informationsraum – für die Germanistik.

    Ziel seiner Studie war es, anhand der Expertenprognosen zu klären, ob Bibliographien in Zeiten „digitaler“, „elektronischer“ beziehungsweise „virtueller Bibliotheken“ auch zukünftig einem zeitgemäßen Anspruch in Hinblick auf den Informationsbedarf der Gesellschaft genügen können und wie sich deren Zukunft gestalten wird. In Form eines Realisierungskonzepts wird durch Wissens Studie beschrieben, wie sich den Experten zufolge bibliographische Daten in einem Prozess, hin zu mediographischen Informationen, befinden. Verdeutlicht wird die Zukunft der Bibliographien in Form von Literaturportalen beziehungsweise Informationsräumen, die möglicherweise die Gestalt einer Mediographie oder Wikigraphie annehmen werden.

    Wie gegenwärtig und bedeutend diese Fragestellung ist, lässt sich erahnen, wenn man bedenkt, dass das Lexikon Brockhaus zukünftig nur noch online zugänglich sein soll. Diese gesellschaftliche Bedeutung eines Lexikons, wie des Brockhaus oder der Wikipedia, lässt sich durch die Studie auch auf Bibliographien übertragen. Diese Bedeutsamkeit erkannte auch Prof. Dr. Wendelin Schmidt-Dengler von der Universität Wien, der die Studie als Gutachter betreute und mit „Auszeichung“ beurteilte. Schmidt-Dengler ist nicht nur ein bedeutender Professor für Germanistik und Leiter des Österreichischen Literaturarchivs sondern wurde im letzten Jahr zum Österreichischen „Wissenschaftler des Jahres“ gekrönt.

    Dirk Wissens Studie ist nun in der Schriftenreihe „Berliner Arbeiten zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft“ erschienen. Verlag: Logos Berlin, 454 Seiten, 56 Euro, ISBN: 978-3-8325-1777-9.

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