Passender hätte der Termin nicht sein können: Bei einer adventlichen Lichtfeier in der Pfarrkirche St. Laurentius erklang die Kirchenorgel zum ersten Mal wieder in ihren schönsten Tönen. Vier Monate lang ist sie generalüberholt worden, nachdem sie immer schlechter spielbar geworden war. Nun schien es fast, als würde "die Königin der Instrumente" selbst ein wenig jubeln.
Zur "Feier der Wiederinbetriebnahme unserer Orgel" blickte Kirchenpfleger Robert Wild zurück. Vor 15 Jahren wurde festgestellt, dass "mit unserem Instrument etwas getan werden muss". Die Kirchenverwaltung richtete ein Spendenkonto ein und dachte schließlich über den Kauf einer gebrauchten Orgel nach.
Trotz intensiver Suche wurde kein passendes Instrument gefunden. Bei Gesprächen mit der Diözese sei der Vorschlag unterbreitet worden, eine komplette Innenrenovierung der Pfarrkirche durchzuführen. Ein Architekt stellte einen ersten Kostenvoranschlag auf. Dann zeigte sich, dass der Diözese für die Renovierung keine finanziellen Mittel zur Verfügung sehen.
Weil die Organisten mehr und mehr ihr Leid klagten, entschied sich die Kirchenverwaltung zur Generalsanierung ihrer Orgel auf eigene Kosten. Etliche Einzelpersonen hatten schon größere und kleinere Beträge gespendet. In das Orgelprojekt flossen die Erlöse eines Pfarrfestes, des Adventsmarktes des Frauenbunds, zweier Benefizessen der Gruppe "Familien Aktiv" und eines Benefizkonzerts des Musikvereins Unterpleichfeld mit ein.
Auch das diesjährige Kirchgeld-Schreiben habe viele Menschen ermutigt, höhere Beträge als sonst zu spenden. "Wir schätzen die gesamten Kosten der Orgelrenovierung auf 42 000 Euro, das kann man nicht einfach mal schnell so bezahlen", bedankte sich Kirchenpfleger Wild bei allen Unterstützern.
Bevor Pfarrer Helmut Rügamer ein Segensgebet für die neue Orgel sprach und sich freute, dass die Musik dazu beiträgt, Gottes Lobgesang auf die Erde zu bringen, ergriff Martin Karle das Wort. Für den Orgelbaumeister der Firma Weiß aus Zellingen sei dieser Auftrag etwas Besonderes gewesen. Selten habe er so viel Engagement, Entgegenkommen und Offenheit erlebt wie bei seinen Ansprechpartnern in Unterpleichfeld.
Orgelbaumeister Karle sei sowohl bei den Verantwortlichen vor Ort als auch bei Verwaltungsleiter Andreas Hornung und bei Regionalkantor Bernhard W. Seelbach immer auf offene Ohren und Zuspruch gestoßen. Er habe seine Ideen vortragen können und sei stets unterstütz worden. Optionale Positionen wurden nachbeauftragt und klangliche Veränderungen durchgeführt. "Sie werden Ihr Instrument neu schätzen lernen", ist der Orgelbauer überzeugt.
Mit der konkreten Aufnahme der Arbeiten hat die Orgelbaufirma Weiß am 15. August begonnen. In den ersten Wochen wurden alle ausbaubaren Teile abgebaut und danach in der Werkstatt gereinigt, poliert, überarbeitet und teilweise neu vergoldet. Alle Funktionen, die Pedale, Nebengeräte, der Blasebalg, die Membanleiste, das Zungenregister und natürlich alle Orgelpfeifen wurden überprüft.
1146 Pfeifen zwischen acht Millimetern und 2,40 Metern habe die Unterpleichfelder Orgel. Jede von ihnen hätten er und sein Mitarbeiter Volker Schwarz bis zum aufwändigen Wiedereinbau mindestens sechs Mal in die Hand genommen. Die Orgel Opus Nr. 7 mit ihren zwei Manualen und 17 Registern wurde einst von der Firma Handel in Rothenbach am Main gebaut. Vor 30 Jahren ist sie elektrifiziert worden.
"Es waren intensive Monate hier", gestand Orgelbauer Karle. Um die Sitzposition der Organisten zu verbessern, wurde sogar das gesamte Podium mit Spieltisch um 30 cm nach vorne versetzt. Das Orgelspielerteam sei größtenteils schon eingewiesen worden und insgesamt "hellauf begeistert".
Der Beruf des Orgelbauers sei stets mehr als ein Handwerk und bedeute mehr als das Arbeiten mit verschiedenen Materialen wie Holz, Metall oder Leder, sagt Martin Karle. Eine gewisse Leidenschaft und Musikverständnis sollte man für diesen Nischenberuf mitbringen. Er gilt als Kunsthandwerk. Es geht dem Orgelbaumeister ans Herz, dass traditionelle Kirchenorgeln ihren Stellenwert verlieren. Die Orgel in einer Kirche sei immer ein erhaltenswertes Kunstgut. Auch für diesen Werteerhalt sei er der Kirchengemeinde St. Laurentius dankbar.
Johann Sebastian Bachs "Nun komm der Heiden Heiland" war das erste Lied, das Organist Seelmann auf der renovierten Orgel mit ihrem neuen Klang spielte. Weitere Adventslieder und ein Stück von Denis Bédard folgten und bewiesen, dass alle Töne und Register von hoch bis tief, von laut bis leise "einfach wunderbar klingen".
"Nun kann Weihnachten kommen und wir werden unsere Orgel nach langen Jahrzehnten in ihrem vollem Klang genießen können", sind sich alle Beteiligten am Orgelprojekt in Unterpleichfeld einig.





