Sein Holz ist über 150 Jahre alt, es wiegt über 500 Kilo und ist aus sechs senkrechten und sechs waagerechten Balken zusammengesetzt, darauf liegt eine dicke Matratze. Das Bettgestell, das seit wenigen Tagen in Würzburg ausgestellt ist, besteht zu 100 Prozent aus Holz. Ursprünglich, unbehandelt. Die Fichte ist über 400 Kilometer von Unterfranken entfernt gewachsen: in einem Wald bei Leogang in Österreich. Markus Mayrhofer hat den Baum selbst ausgesucht, die Balken zurechtschneiden lassen und das Bett zusammengebaut. Jetzt steht es im Würzburger Laden „Das Bett“ und soll auch die Unterfranken von der wohltuenden Kraft des Holzes überzeugen.
Die Begegnung
Es ist etwa ein Jahr her, dass Daniel Schott in Leogang Urlaub gemacht hat. Tagsüber war er beim Biathlon, abends entspannte der Geschäftsführer der Möbel Schott GmbH aus Tauberbischofsheim in einem Wellnesshotel. Dort lernte er Markus Mayrhofer kennen, Tischlermeister, Berg- und Skiführer. Die Männer stellten schnell fest, dass sie beide ein Faible für Holz und Möbel haben, und der Tischler erzählte dem Möbelhaus-Geschäftsführer von seinem besonderen Bett: dem Baumstammbett. Ein Bett, in dem man laut Markus Mayrhofer besonders gut Kraft tanken und zur Ruhe kommen soll.
Eine Nacht in ihm soll „einer ausgedehnten Wanderung durch den Wald“ gleichen. Daniel Schott wurde neugierig – und probierte das Bett aus. Im Wellnessbereich des Hotels stand so ein Ruhemöbel. „Ich habe es zwischen den Saunagängen getestet – und war begeistert“, sagt Schott. Der Effekt sei toll gewesen, schwärmt der 35-Jährige: „Ganz anders als bei den Ruheliegen, die ich vorher kannte.“ Er wollte unbedingt auch in seinen Geschäften in Unterfranken so ein Bett vorstellen. Ein Jahr später hat Markus Mayrhofer seinen ersten und bisher einzigen Schauraum in Deutschland – in Würzburg.
Die Philosophie
„Zurück zur Natur“ ist gerade angesagt. Dem Naturmenschen, Tischlermeister, Berg- und Skiführer Mayrhofer ist das nicht genug. Er will die Natur – oder vielmehr den Wald – in die Wohnung bringen. „Der Naturwerkstoff Holz kann den Menschen etwas Gutes tun“, sagt er. Für ihn ist Holz ein „Lebenselixier“.
„Es hilft uns zu regenerieren und uns zu 100 Prozent in eine Ruhephase zu versetzen.“ Mayrhofer ist 48 Jahre alt, gelernter Tischler, hat jahrelang im Marketing gearbeitet und ist sehr viel gereist. Irgendwann wollte er das nicht mehr. „2012 habe ich mich selbstständig gemacht und mich ganz der Philosophie des Holzes verschrieben“, erzählt er. Er gründete die Firma „Alpenwerk – Freude am Leben“. Seitdem baut er Betten oder zeigt als Berg- und Skiführer Touristen die österreichischen Bergen und Wälder. „Ich freue mich jetzt jeden Tag, wenn ich arbeiten darf“, sagt er und seine hellen Augen strahlen.
Das Holz
Die Bäume, aus denen Markus Mayrhofer Betten macht, müssen alt sein. Nadelbäume, groß und lebenserfahren. Nur dann habe das Holz die gewünschte Energie. Mayrhofer spricht von „Lichtholz“. „Bäume speichern Sonnenlicht wie eine Batterie“, erklärt er. Und alte Bäume hätten besonders viel Sonnenlicht gespeichert. Die Wälder rund um Leogang kennt er gut. Er weiß genau, wo für ihn geeignete Bäume wachsen. Wer bei ihm ein Bett bestellt, kann sich auf Wunsch auch selbst im Wald einen Baum aussuchen.
Mayrhofer zeigt dem Kunden dann bei einer Wanderung geeignete Fichten, Tannen oder Zirbeln. Er kennt die Waldbesitzer seiner Heimat, denen er dann den Baum abkauft.
Die Verarbeitung
Der Baum wird immer im Winter gefällt. „Dass ist wichtig. Dann ist er im Winterschlaf und im Stamm ist weniger Wasser“, sagt Mayrhofer. Der gefällte Baum bleibt dann bis zum Frühling an Ort und Stelle liegen. „Im Frühjahr geht die Feuchtigkeit in die Äste und der Stamm wird trockener.“ Etwa ein Jahr lang muss das Holz lagern. Von einer herkömmlichen, technischen Trocknung hält der Tischlermeister nichts. „Wenn man Holz bei 100 Grad Celsius trocknet, hat man danach nur tote Materie.“ Und das will er auf keinen Fall. Danach werden die Stämme zu Balken geschnitten – und zwar so, dass man in ihrer Mitte die Jahresringe erkennt. Auch auf die Aufstellung der Balken legt Markus Mayrhofer großen Wert: „Sie müssen in Wachsrichtung des Stammes stehen oder liegen – man will ja auch selbst nicht sein Leben lang mit dem Kopf nach unten liegen.
“ Ihm ist es wichtig, dass „die natürliche Ordnung beibehalten wird“. Etwa eine Woche braucht er, um ein Bett alleine zusammenzubauen. Das Holz bleibt unbehandelt, es wird nur gebürstet.
Das Design
Mayrhofers Baumstammbett ist groß, schwer und rustikal – und doch wirkt es elegant. Die Holzbalken scheinen im Raum zu schweben, die Füße sind nicht sichtbar. „Für gutes Design müssen Form und Funktion zusammenpassen“, sagt der Tischlermeister aus Leogang, der auch Möbeldesign gelernt hat. Sein Bett ist einfach, geradlinig, schnörkellos. „Da ist viel Hirnschmalz reingeflossen“, sagt der 48-Jährige und lacht. Sein Bettgestell besteht nur aus Holz, keine einzige Schraube, kein Metallstück hält die Holzbalken zusammen. Alles ist zusammengesteckt, „alles ist formschlüssig“. „Ich habe den Entwurf schützen lassen“, erklärt er. Angst, dass jemand sein Bett nachmachen könnte, hat er aber nicht. „Ohne Materialkenntnisse kann man das nicht nachbauen. Und man muss die alten Handwerkstechniken kennen.“
Die Zahlen
500 bis 600 Kilo wiegt ein Doppelbett aus Baumstämmen. Kein Leichtgewicht. „Aber ein vollgeräumter Kleiderschrank ist schwerer“, sagt Mayrhofer. Die Bäume, die dafür gefällt wurden, waren zum Teil 170 Jahre alt und älter. Für sein Möbelstück müssten aber keine Wälder gefällt werden, sagt Mayrhofer. „Das ist kein Massenprodukt und wird auch nie eines sein.“ Zwischen 30 und 50 Betten hat er bisher verkauft. Genau weiß er es nicht. 8000 Euro kostet so ein Bett, sagt Daniel Schott. Ohne Matratze. In seinem Laden in Würzburg wird das Bett mindestens ein Jahr lang stehen. „Wenn es sich gut verkauft, auch viel länger“, sagt er.
Bei der Messe „Wohnen Bauen Ambiente“, die an diesem Samstag und Sonntag, 18. und 19. Februar, jeweils von 10 bis 18 Uhr im Congress Centrum Würzburg stattfindet, ist auch das Baumstammbett zu sehen.