Als DJ Chainsaw ist Micha Ruthardt in der Würzburger Nachtclub-Szene stadtbekannt. Schon seit über 20 Jahren legt er mit Leidenschaft auf, früher unter anderem im Airport und auf dem Boot, seit vielen Jahren als einer der Stamm-DJs im Labyrinth, kurz Laby. Dass er sich dafür oft die Nächte um die Ohren schlägt, ist er längst gewohnt.
"Allerdings ist man eben immer als Selbstständiger unterwegs und das birgt gewisse Risiken", so Ruthardt. In den vergangenen Jahren kamen für den DJ auch Messen, Festivals und Sport-Events - zum Beispiel für adidas oder Red Bull - dazu, die er musikalisch begleitete. Auch bei den Olympischen Winterspielen in Turin war er mit von der Partie. "Auf jeden Fall so, dass ich ganz gut davon leben konnte." Dann kam Corona und "plötzlich hatte ich gar keine Einnahmen mehr, alle Veranstaltungen wurden innerhalb kurzer Zeit abgesagt", erzählt der DJ und Vater zweier kleiner Kinder. Auch geplante Auftritte mit seiner Elektroband Les Berrtas wurden verschoben oder ganz gecancelt. "Das war erstmal schwer zu verdauen."
Existenzängste und Corona-Hilfe
Da bekomme man natürlich Existenzängste. Zunächst konnten die Corona-Hilfen des Staates die finanzielle Misere des selbstständigen Künstlers etwas abfangen, dann blieb ihm nichts anderes übrig, als Arbeitslosengeld II zu beantragen, "das war für mich ein ganz blöder Moment, weil ich es bis dato immer selbst geschafft hatte", gibt er offen zu. Allerdings werde man sich auch bewusst, "wie gut es ist, in Deutschland zu leben, da driftet niemand sofort in die Armut ab".
Auch mit Unterstützung seiner zukünftigen Frau Mara, die momentan in Elternzeit ist, kam die Idee, dass er - zumindest in Teilzeit - in seinen früheren Beruf als Heilerziehungspflegehelfer zurückkehren könnte. Zumindest solange, bis die Krise überwunden ist. Gesagt getan. Mehrere Bewerbungen wurden verschickt, und schnell fand Ruthardt eine Teilzeitanstellung in dieser Branche.
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In Zukunft zwei berufliche Standbeine?
"Ich arbeite nun mit behinderten Menschen in der ambulanten Tagespflege zusammen, die Unterstützung im Alltag brauchen", erzählt er. Hilfe beim Arztbesuch, beim Einkauf, beim Kochen oder beim Wäsche aufhängen. Oder einfach mal zuhören. "Schon nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass mir die Arbeit viel Spaß macht und man auch eine Beziehung zu den Menschen aufbaut. Da kommt ganz viel zurück." Da habe er sich vorher wenig Gedanken zu gemacht: "Zunächst mal ging es mir darum, unsere Existenz zu sichern und Geld zu verdienen", so der Familienvater. Nun kann sich Ruthardt aber durchaus vorstellen, auch in Zukunft zwei Standbeine zu haben: "Die Arbeit mit Menschen, die Hilfe brauchen und die Arbeit als DJ." Für die Zukunft gebe eine Festanstellung in Teilzeit auch mehr Planungssicherheit für die Familie.

In der restlichen freien Zeit, die DJ Chainsaw momentan hat, genießt er die Momente mit Frau und Kindern, das Baby ist gerade mal vier Monate alt. "Vom Zeitpunkt her hätte mich das Ganze noch schlechter treffen können", sagt er und genießt auch diese Familienzeit. Seine Freundin freut sich dagegen über einen ausgeschlafenen Partner, "da es ja momentan keine nächtlichen Events mehr gibt". Trotzdem hat Ruthardt klar vor Augen: "Ich bin DJ aus Leidenschaft und stehe in den Startlöchern, sobald es wieder losgeht."
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