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OCHSENFURT: Vom Doppelgänger zum Romanhelden

OCHSENFURT

Vom Doppelgänger zum Romanhelden

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    In seinem neuen Roman „Der Schmied von Ochsenfurt“ erzählt Markus Grimm von Hans Stock, einem wohl der berühmtesten Double in der deutschen Geschichte – und der wohl größte Sohn Ochsenfurts.
    In seinem neuen Roman „Der Schmied von Ochsenfurt“ erzählt Markus Grimm von Hans Stock, einem wohl der berühmtesten Double in der deutschen Geschichte – und der wohl größte Sohn Ochsenfurts. Foto: Foto: Thomas Fritz

    Der Ochsenfurter Hans Stock wird zum Romanhelden. Hans, wer? Ältere wissen es sofort. Hans Stock, der Schmied von Ochsenfurt, der große Sohn der Stadt. Jüngere können mit der Legende heute kaum noch etwas anfangen. Markus Grimm, Theologe, Schauspieler, Autor, erzählt die Geschichte des Ochsenfurter Helden in seinem neuen Roman „Der Schmied von Ochsenfurt“. Dabei stellt sich heraus, Hans Stock ist kein Mythos, es hat ihn wirklich gegeben.

    Neapel, 1268. Es ist der 29. Oktober. Der Stauferkönig Herzog Konrad, genannt Konradin, wird im zarten Alter von 16 Jahren auf dem Schafott öffentlich hingerichtet. Konrad wollte Sizilien zurückerobern, verlor aber die entscheidendende Schlacht gegen Karl I. von Anjou.

    Nun kommt die große Stunde des Hans Stock. Als Schmied gehört er dem Tross an. Weil er Konrad verblüffend ähnlich sieht, soll er in seine Rolle schlüpfen und als Feldherr das zerfledderte Heer über die Alpen zurück nach Deutschland führen. Denn der Tod Konradins bedeutete auch das Aus für das deutsche Ritterheer. Mit Hans Stock als Double sollte es soweit aber nicht kommen, hoffte Rudolf von Habsburg, vom dem die Initiative ausging.

    Ochsenfurt, im Oktober 2016. Toni Gernert, der ehemalige Geschichtslehrer, und Heinz Ruhl blühen auf, wenn sie ihr historisches Wissen über die Ära der Staufer erzählen dürfen. Hans Stock nimmt dabei die tragende Rolle ein. Beide sind mit der Legende groß geworden.

    Unzählige Male hat Heinz Ruhl die Geschichte um den Schmied von Ochsenfurt an der Ritterburg in seinem Kinderzimmer nachgespielt. Ruhl und Gernert können sich auch noch gut an die Theateraufführungen im Storchen erinnern. Der Schmiedsohn Hans Stock wird ihr Ideal. „Viel hatten wir ja auch nicht“, bemerkt Heinz Ruhl, der den Roman in Auftrag gegeben hat.

    Vor zwei Jahren hatte er die Initiative ergriffen und mit Markus Grimm über diesen Mythos gesprochen. Grimm ist mittlerweile bekannt dafür, dass er Historisches entstaubt und Geschichte in die Gegenwart holt – nicht nur auf der Bühne, auch literarisch. „Zuerst habe ich gedacht, an der Geschichte ist nichts dran“, sagt er. Dann aber findet er doch Quellen dafür, dass die Legende stimmt.

    Grimm beschäftigt sich fortan mit der Zeit der Staufer, integriert historisch Bekanntes in seinen Roman, lässt die Hauptfiguren Kontur gewinnen, Hans Stock darf sich sogar in eine Italienerin verlieben.

    Markus Grimm gewinnt ein Gefühl für Hans Stock. Beim Schreiben hat er versucht, sich in ihn einzuleben. „Wie erging es einen jungen Menschen in dieser Zeit? Welche Hoffnungen hat er, welche Träume, welche Ziele?“ Dabei sei es durchaus nicht immer einfach gewesen, sich in eine Zeit hinein zu versetzen, die man nicht fassen kann, sagt der Autor.

    Grimm schafft es, die richtige Balance zu finden. Auf der einen Seite der Blick in eine andere Welt, auf der anderen die nicht verfremdete Verbindung zur heutigen Zeit.

    Bleibt nur noch eine Frage. Hat Hans Stock auch das Zeug zu einem Helden? „Ja“, zeigt sich Grimm beeindruckt. „Er ist ein Jüngling, der am Ende sehr klarsichtig ist“, sagt er. „Ein Held, der in unruhigen und gefährlichen Zeiten Rückgrat bewiesen hat.“ „Und er ist einen riskanten Weg gegangen“, ergänzt Heinz Ruhl. „Wie Hannibal.“

    Toni Gernert ist begeistert. „Respekt. Markus Grimm hat es geschafft, so wenig in eine sinnvolle Handlung zu setzen“, sagt er. Freilich hätte sich der passionierte Historiker gewünscht, dass Grimm an der einen oder anderen Stelle tiefer in die Geschichte einsteigt, detaillierter die entscheidende Schlacht von Tagliacozzo schildert, oder die äußerst schwierige Versorgungssituation bei der Überquerung der Alpen schildert.

    Doch Gernert weiß auch, dass dies zu weit geführt hätte, zu sehr ablenkt von der wesentlichen Handlung um Hans Stock.

    Markus Grimm hat seinen Roman so angelegt, dass einzelne Szenen auch gut auf der Bühne gespielt werden können. An zwei Sonntagen im November will der Schauspieler den Schmied von Ochsenfurt im Casablanca aufführen. Freilich anders als damals im Storchen. Als Solo-Theaterstück nämlich, reduziert auf das Wesentliche. Auf Hans Stock, dem großen Sohn der Stadt.

    Der Roman „Der Schmied von Ochsenfurt“ wird an diesem Freitag, 28. Oktober, um 20 Uhr im Bürgerkeller in Ochsenfurt präsentiert. Robin Mc Bride an der Konzertgitarre wird Markus Grimm musikalisch begleiten. Auf die Casablanca-Bühne kommt „Der Schmied von Ochsenfurt“ am Sonntag, 13. und Sonntag, 27. November jeweils um 17 Uhr.

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