(ay) Gepflegte Erscheinungen aus 80 Jahren Automobilgeschichte gab es beim 12. Oldtimertreffen in Uettingen zu bestaunen: Einige hundert Oldtimer nebst ihren stolzen Besitzern, knapp 80 Traktoren, mehrere Dutzend Motorrädern und Gespanne und einige Handvoll Militärfahrzeuge konkurrierten um das Interesse der vielen Besucher.
Das 30. Uettinger Weinfest tat sein Übriges. Die Organisatoren, der Förderverein des Aalbachtaler Musikvereins, war erstmals vom ursprünglichen „Laufsteg“ für die Oldtimer-Modelle vor dem Schloss ausgewichen, war doch im vergangenen Jahr die Wiese tief aufgeweicht. So fehlte zwar das Ambiente vor dem Schloss, wie Erich Roos, Sprecher der Organisatoren, sagte, aber man komme mit den Parkplätzen ganz gut zurecht und habe etwas mehr Spielraum für die Präsentation der Autos.
Da standen sie nun, die Fahrzeuge der Fünfziger und Sechziger, aus einer Zeit also, als jeder Dreikäsehoch die Autotypen noch herunterbeten konnte nebst ihren Spitznamen: der Lloyd Alexander TS neben dem Goggomobil Sport, der Ford 17 M („Badewanne“) und der VW Käfer Cabrio, die „Ente“ und der Opel Rekord, der schöne Mercedes 230 SL und auch die lieben Kleinen wie der knuddelige Fiat 500 Cinquecento und sein wenig größerer Bruder, der 600er, allerdings in der etwas muskulöseren „Abarth“-Variante, oder der Ford 12 M mit der Aufschrift „Hauptschulabschluss 1967“ im Rückfenster.
Man erblickte die klassischen 60er-Jahre-Coupés wie den Triumph TR 3 und einen MG Midget, schwenkte aber unter vielen „Ahs“ und „Ohs“ den Blick auf einen Porsche 1600 und vor allem auf zwei waschechte Jaguar vom Typ E. Da schlugen Herzen höher, da suchte man auch das Gespräch mit den stolzen Besitzern. „Ich habe den Ford Thunderbird, Hubraum 6,4 Liter, Baujahr 1964, Landau Coupé in Berlin entdeckt, sofort gekauft, und bei der Heimfahrt flog mir die Maschine um die Ohren,“ berichtet Thosten Kiwitz aus Würzburg.
Da fällt der Blick auf einen 1965er Pontiac Bonneville, vom Besitzer in einem USA-Urlaub am Strand entdeckt. „Wir haben Stunden neben dem Auto gewartet, bis der damalige Besitzer kam. Wir wurden uns handelseinig, und für über 4000 Euro Frachtkosten kam das Auto im Container dann hierher.“ Der junge Besitzer, der als Kfz-Mechaniker wohl so ziemlich jeden Wagen reparieren kann, steht auf „US-Schlitten“, denn er hat noch einen Cadillac und einen Buick in Reichweite.
Der Treff wurde von Erwin Thoma vor zwölf Jahren gegründet. Oldtimer-Fan Erich Roos betont, dass eine solche Veranstaltung nur funktioniert, wenn auch die Familien kräftig mithelfen und dazu noch 120 Leute anpacken.