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WÜRZBURG: Vom Mann zur Frau: Wie aus Armin Katja wurde

WÜRZBURG

Vom Mann zur Frau: Wie aus Armin Katja wurde

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    „Endlich bin ich frei“: Katja Zeitler (rechts) stellte sich Fragen zur Transidentität. Links Zonta-Club-Vorsitzende Foroogh Bittkau.
    „Endlich bin ich frei“: Katja Zeitler (rechts) stellte sich Fragen zur Transidentität. Links Zonta-Club-Vorsitzende Foroogh Bittkau. Foto: FOTO T. Obermeier

    Frei wie ein Vogel. Immer wieder betrachtet Armin Zeitler das Gemälde der Lichtvögel und wünscht sich nichts mehr, als zu sein wie diese Vögel: frei. Denn Armin ist gefangen. In seinem eigenen Körper.

    Die Dokumentation „Lichtvögel - Dem Horizont entgegen“ zeigt völlig unverblümt, wie es Armin im falschen Körper erging. Und wie er den Weg zu einer selbstbewussten, hübschen Frau gemeistert hat. Seinen Weg von Armin zu Katja, Küchenchefin an der Würzburger Uniklinik.

    Mit zwölf Jahren merkt Armin, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Er ist im falschen Körper geboren. Statt Unterstützung stößt der Teenager auf Gegner: Die Eltern wollen sein Problem nicht wahr haben, der Arzt rät, Armin zu „einem richtigen Bub“ zu erziehen. Armin wird in eine Rolle gedrängt, die er selbst nicht fühlt und die er nicht akzeptieren kann.

    „Ein Teil von mir hat irgendwann gelernt mit Armin zu leben“, sagt Katja heute. Armin geht zur Bundeswehr, heiratet eine Frau, zwängt sich immer mehr ins Mann-Sein. Folgen: Er leidet an Blasenentzündungen, hat einen Bandscheibenvorfall, verfällt schließlich in Depressionen. 2007 ändert sich sein komplettes Leben. In einem Schwedenurlaub merkt er, dass er so nicht weiterleben kann: „Es gab nur anders leben oder sterben“.

    Armin entscheidet sich für eine Geschlechtsumwandlung. Als er seinem Freund und Regisseur Elmar Schubert über sein Vorhaben erzählt, kommt dieser auf die Idee, ihn dabei zu begleiten – mit der Kamera. „Ich war am Anfang überhaupt nicht begeistert“, verrät Katja. Heute ist sie froh: „Der Film ist ein toller Nachweis für Betroffene, wie es in einem Menschen aussieht, der Transvestit ist.“ Drei Jahre lang begleitet ein Filmteam die 50-Jährige auf ihrem schwierigen Weg zu einem weiblichen Körper.

    Mit dem Film hat Katja gelernt, ihre Geschichte zu verarbeiten. 2011 ist die 60-minütige Dokumentation uraufgeführt worden. Seitdem wird sie oft in Schulen und auf verschiedenen Veranstaltungen gezeigt. Wann immer sie Zeit hat, versucht die Protagonistin bei einer anschließenden Diskussion dabei zu sein. „Ich habe den Film schon über 100-mal gesehen“, sagt Katja, „und finde ihn immer noch so spannend wie beim ersten Mal.“ Katja hat es geschafft. Jetzt will sie auch anderen Menschen dabei helfen, ihren Weg zu gehen.

    „Es braucht Mut, sich so zu präsentieren“, sagt die Präsidentin des Zonta Club Würzburg, Foroogh Bittkau. Im Central Programmkino hat die Frauen-Vereinigung den Film für Interessierte gezeigt, ein Teil der Erlöse geht an Projekte des Zonta Clubs. „Transsexualität ist noch immer ein Thema, das in unserer Gesellschaft nicht angekommen ist“, so Foroogh.

    Echt, authentisch, mitten aus dem Leben: „Lichtvögel“ will nicht nur den Weg der Geschlechtsangleichung zeigen. Es ist viel mehr ein Versuch, in die Psyche von Armin und von Katja zu blicken. Ist es der richtige Weg? Wie wird die Gesellschaft mit ihrer Entscheidung umgehen? Wie reagieren Bekannte, Eltern, Ehefrau?

    Mit jedem Schritt in Richtung Frau wird Katja sicherer und weiß: „Es ist der richtige Weg.“ Dinge, die als Mann in der Gesellschaft verpönt waren, sind heute völlig normal: „Ich darf viel mehr Gefühle zeigen. Früher habe ich nie geweint. Heute muss ich ständig heulen“, erzählt sie und lacht. Und Katja hat eine Schwäche: Make-Up. „Ich könnte jeden Tag in die Parfümerie gehen und alle Dinge ausprobieren“, gesteht sie in der Gesprächsrunde im Central.

    „Ich will nicht die perfekte Frau sein“, sagt Katja. Denn auch das Mann-Sein habe gewisse Vorzüge. Als Küchenleiterin in der Uniklinik hat es Katja oft schwerer als Armin: „Als Frau muss man viel mehr für berufliche Anerkennung tun“, sagt sie.

    „Eigentlich müsste der Film noch weitergehen“, sagt Katja. So wie sich auch ihr Leben weiter dreht. Als Katja. Als Frau. Endlich ist sie zufrieden mit sich. Und kann auch mit ihrem alten Leben Frieden schließen. Ihr neues Leben hat längst begonnen. Katja stößt auf viel Verständnis, Mitgefühl und Toleranz. Auch die Eltern lernen nach und nach, ihren Sohn als Frau zu akzeptieren. Und Katja findet eine neue Liebe, eine Frau. „Das wichtigste ist, sich selbst treu zu bleiben.“ Armin wird Teil von ihr bleiben. Trotzdem beginnt jetzt eine neue Zeit. „Endlich kann ich mich ausleben wie ich bin“, sagt Katja. „Endlich bin ich frei.“

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