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Kist: Von Beruf Tagesmutter

Kist

Von Beruf Tagesmutter

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    Tagesmutter statt Krippenplatz: Bei Christine Lutz in Kist fühlen sich die Kleinen wohl. 
    Tagesmutter statt Krippenplatz: Bei Christine Lutz in Kist fühlen sich die Kleinen wohl.  Foto: Thomas Obermeier

    Schon von außen versprüht das Fachwerkhäuschen einen besonderen Charme, auch im Inneren herrscht gute Stimmung: Die zweijährige Nele und ihre Mitstreiter Tom und Theo sind begeistert, als Tagesmutter Christine Lutz die Trommel von der Wand nimmt. Mit einem Holzschlegel trommelt sie behutsam auf das selbst gemachte Instrument aus Hirschfell. Ein angenehm tiefer, etwas dumpfer Ton, geht durch den Raum. Die Kinder lauschen, Nele legt sich sogar auf ein Kissen, das scheint entspannter zu sein. Später dürfen die Kleinen auch mal die so genannte Obertonflöte erklingen lassen, auch hier ein angenehmer Ton und nicht zu vergleichen mit den schrillen Tönen einer Blockflöte. "Ich musiziere gerne mit den Kindern. Da hat jeder Spaß daran. Und es hat eine beruhigende Wirkung", sagt Lutz.

    Seit zehn Jahren Tagesmutter

    Eigentlich kümmere sie sich schon ihr ganzes Leben lang um Kinder, sagt die 58-Jährige und schmunzelt. Erst um die Geschwister, dann erlernte sie den Beruf der Erzieherin, später kam der eigene Nachwuchs. Einige Jahre lang leitete sie die erste Kinderkrippe in Höchberg. Seit zehn Jahren ist sie Tagesmutter in den eigenen vier Wänden. "Das hat den Vorteil, dass man den Arbeitsplatz gleich zuhause hat."

    Bis zu fünf Kinder - die meisten im Alter zwischen ein und drei Jahren - darf Lutz gleichzeitig betreuen. Die Tagesmutter möchte ganz bewusst ihren Beitrag leisten, damit Kinder zu selbstbewussten Personen heranwachsen können. Klare Grenzen setzen und Struktur ja, "aber auch mal machen lassen, ihnen die Möglichkeit geben, Neues zu entdecken und auch mal Auseinandersetzungen mit anderen Kindern alleine auszufechten".

    Gegessen wird am Tisch, gemeinsam schmeckt es besonders gut.  
    Gegessen wird am Tisch, gemeinsam schmeckt es besonders gut.   Foto: Thomas Obermeier

    Im Hause Lutz gibt es mittags für die Kleinen frisch zubereitete Mahlzeiten, heute steht Kürbiscremesuppe auf dem Speiseplan. Wichtig auch die Portion Obst zwischendurch. Dafür setzen sich Nele, Emil, Robin, Tom und Theo gern an den großen Tisch in der Küche. Nach dem Mittagsschlaf, den die Kinder in aufgestellten Bettchen im Wohnzimmer machen, geht es meistens raus in den Hof.

    Er ist zur Straße hin verschlossen und somit optimal zum Herumtoben und Spielen. Gerne helfen die Kinder beim Blumenbeete richten, fahren auf ihren Bobby-Cars hin und her oder spielen einfach mit Erde. "Bei mir dürfen die Kinder einfach Kind sein und sich beim Spielen auch mal schmutzig machen. Das ist außerdem wichtig fürs Immunsystem." Übrigens ist Lutz auch in puncto "Erste Hilfe" bestens geschult und gibt sogar anderen Tagesmüttern die alle zwei Jahre verpflichtende Schulung, um Kinder in Notfällen zu versorgen.  

    Individuelle Betreuung der Kleinkinder  

    Eine die Lutz' Arbeit schon seit Langem schätzt, ist Barbara Hofmann-Grande vom Jugendamt des Landratsamtes. Sie ist zuständig für die Qualifizierung und Betreuung der Tagesmütter. "Es sollten natürlich Menschen sein, die sich gut mit Kindern verstehen und Spaß an der Beschäftigung mit ihnen haben. Das Herz muss spürbar sein", sagt sie. Ein Quereinstieg in den Beruf Tagesmutter sei durchaus möglich, eine vorherige sozialpädagogische oder erzieherische Ausbildung nicht verpflichtend.   

    Musizieren macht Spaß: Die Tagesmutter bringt den Kindern Instrumente näher. 
    Musizieren macht Spaß: Die Tagesmutter bringt den Kindern Instrumente näher.  Foto: Thomas Obermeier

    Die Vorteile von Tagesmüttern gegenüber einem Krippenplatz sieht sie klar: "Die Gruppen sind viel kleiner, bei einer Tagesmutter werden maximal fünf Kinder gleichzeitig betreut." Das bedeute, dass individueller auf die Kinder eingegangen werden könne. Auch flexiblere Buchungszeiten seien  möglich, ebenso wie individuelle Absprachen. Sollte die Tagesmutter mal krank sein, gibt es in der Regel eine Ersatzbetreuung, die auf Abruf bereit steht. 

    Der Nachteil, den es leider gibt: Mit einem Krippenplatz ist der Kindergartenplatz im Prinzip gesichert, nicht so bei der Betreuung durch eine Tagesmutter, so Hofmann-Grande. "Am Kindergartenplatz müssen die Eltern weiterhin dran bleiben." Natürlich hoffe sie, dass sich auf der Ebene etwas tut. Weiterer Vorteil der Kindertagespflege: Diese könne auch in Frage kommen, wenn das Kind nach der Schule eine Betreuung braucht, weil beispielsweise die Arbeitszeiten der Eltern nicht mit den Schulzeiten übereinstimmen.   

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    Nachfrage nach Tagesmüttern gestiegen 

    Die Nachfrage nach Tagesmüttern ist jedenfalls größer geworden - aus verschiedenen Gründen. Viele Eltern entscheiden sich wegen der individuellen Betreuung bewusst für die Kindertagespflege, andere wählen diese Alternative aufgrund des fehlenden Krippenplatzes. "Derzeit suchen wir wieder intensiv nach Leuten, die Tagesmutter oder auch Tagesvater werden wollen", so Hofmann-Grande.

    Sie müssten bereit sein, mit den Eltern der Kinder und dem Jugendamt zusammenzuarbeiten und sich in einem Qualfizierungskurs mit insgesamt 100 Unterrichtseinheiten auf ihre Aufgabe vorzubereiten. "Wir bieten Interessierten die Chance, berufliche und persönliche Kompetenzen als Tagespflegeperson zu entwickeln. Auch ist es sicherlich eine interessante Perspektive für junggebliebene Senioren." Ob man seinen Lebensunterhalt damit komplett sichern kann, hänge von verschiedenen Faktoren ab, so Hofmann-Grande. In Gemeinden, in denen die Nachfrage groß ist, sei dies wesentlich einfacher als in Dörfern mit geringer Nachfrage.  

    Flexible Zeiten erwünscht 

    Kerstin Zipperich ist die Mama von Nele und zufrieden mit ihrer Wahl. Den Weg vom Wohnort Giebelstadt nach Kist zur Tagesmutter Lutz nimmt sie für die Betreuung ihrer Tochter gern in Kauf. "Schon mein Sohn war hier und liebte es. Für uns war klar, dass wir Nele auch hier betreuen lassen möchten." Zumal Zipperich in ihrem Beruf als Krankenschwester auf flexible Zeiten angewiesen ist. Manchmal bringe sie Nele schon vor 7 Uhr zur Tagesmutter, das sei in vielen Kindertageseinrichtungen schwierig.

    Ein- bis zweimal im Jahr besucht Hofmann-Grande ihre Tagesmütter im Landkreis unangemeldet, "kleine Kontrollen sozusagen". Bisher sei das immer positiv verlaufen und "ich wurde freudig empfangen". So auch im Hause Lutz. Dass heute zudem die Presse zu Gast ist, sei natürlich eine besondere Situation für die Kleinen, die das mit Bravour meistern. Stolz zeigen die Fünf, dass sie ihrer "Tine" auch helfen, kleine Holzscheide vom Flur ins Wohnzimmer zu tragen. Damit der Kamin an kalten Tagen angeschürt werden kann, und es zum Spielen und Toben wohlig-warm ist.        

    Tagesmütter im Landkreis Würzburg 31 Tagesmütter stehen derzeit im Landkreis Würzburg insgesamt zur Verfügung. Sie werden vom Jugendamt (Fachbereich 31c) Kinderbetreuung und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband betreut und beraten. Für den Krankheitsfall stehen fünf Ersatzbetreuungs-Tagesmütter zur Verfügung. Drei Tagesmütter sind mit Kinderkrippen bezüglich der Ersatzbetreuung in Kontakt. Derzeit werden Tagesmütter- oder auch Tagesväter gesucht. Ein Qualifizierungskurs startet im Januar. Information und Anmeldung: Amt für Jugend und Familie / Barbara Hofmann-Grande/ Ursula Bördlein, Zeppelinstraße 15, 97074 Würzburg, oder beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, Ursula Baur-Alletsee, Münzstraße 1, 97070 Würzburg. Betreuungsplätze für Kleinkinder und auch Hortkinder sind derzeit in vielen Städten und Landkreisen knapp. In der Serie "(K)ein Platz für Kinder" beschäftigt sich die Lokalredaktion für Würzburg Stadt und Land mit dem Thema Kinderbetreuung, beleuchtet die aktuelle Situation, gibt Einblick in die Vergabe von Kindergartenplätzen und informiert über Zukunftslösungen, die Stadt und Landkreis Würzburg im Visier haben.

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