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Von Dämonen besessen

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Von Dämonen besessen

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    Denn die beiden Pädagogen haben sich einer zeitaufwendigen Leidenschaft verschrieben: seit 1987 engagieren sie sich für die Burgfestspiele in Freudenberg am Main. Das Interesse an regionalgeschichtlichen Themen, die Begeisterung für das Theater und die Verbundenheit mit ihrer Heimatstadt, die auch während des Studiums in Würzburg nie abriss, führten zu diesem Einsatz in der Kleinstadt am Untermain.

    Alle zwei Jahre produziert der dortige "Burgschauspielverein Freudenberg" mit Amateur-Darstellern aufwendige Freilichttheater-Stücke. Spielort ist die Burgruine Freudenberg, gespielt wurden und werden überwiegend Stücke, die eigens für die Festspiele geschrieben werden und lokalhistorische Themen behandeln. "Es sind fast ausschließlich Uraufführungen, die wir mit einem ungeheuren Aufwand an Ausstattung und Kostümen auf die Bühne bringen - und das für jeweils nur acht bis zwölf Vorstellungen", beschreibt Paul Pagel die Leistungen des etwa 300 Mitglieder umfassenden Trägervereins.

    Die Pagels waren Mitinitiatoren dieser Festspiele, Mitgründer des Vereins und dreimal - mit den Stücken "Graf Asmus" (1987), "Hasenstab" (1995) und "Süßkind" (2001) - auch Autoren. Mit ihren vielfältigen Kontakten sind sie Impulsgeber und Motoren - auch das von ihrer Wohnung in der Leistenstraße aus.

    Aber es gibt weitere interessante künstlerische Querverbindungen von Würzburg zum Untermain: Mitte der 80er Jahre war Dominik Neuner Oberspielleiter am Würzburger Stadttheater unter der Intendanz von Achim Thorwald; seit vielen Jahren bürgt er, der inzwischen eine Professur an der Hamburger Hochschule für Kunst bekleidet und als freier Regisseur arbeitet, als künstlerischer Leiter für die Qualität der Festspiele. Und auch der Autor des diesjährigen Stückes, der Münchner Bernhard Setzwein, ist als erster Träger des - inzwischen nicht mehr vergebenen - Würzburger Literaturpreises kein Unbekannter.

    Sein Stück "Fremde Stimmen" greift zum Jubiläum - es ist die zehnte Spielzeit auf der Burgruine Freudenberg - ein zeitgeschichtliches Thema auf, das seinerzeit in Würzburg und ganz Unterfranken für Aufsehen sorgte: der Tod der Theologiestudenten Anneliese Michel aus Klingenberg. Die junge Frau aus streng katholischem Elternhaus hatte in Würzburg Religionspädagogik studiert und litt als Folge einer frühkindlichen Epilepsie an einer Psychose. Sie glaubte sich von Dämonen besessen, und starb schließlich - in der Hoffnung auf die heilende Wirkung eines Exorzismus - am 1. Juli 1976 an Unterernährung und Entkräftung.

    Das Theaterstück ist "keine Anklage und erst recht keine Schuldzuweisung" hebt Gerda Pagel ausdrücklich hervor, "sondern versucht vor dem lebendigen und aufwühlenden zeithistorischen Hintergrund der 70er Jahre Einblicke in die seelischen Nöte eines jungen Menschen". Ein Thema, das dem Autor alles abverlangt hat. "Die außergewöhnliche, künstlerische Leistung des Dramatikers Setzwein ist es, den zeitgeschichtlichen Fall auf eine allgemeingültige Ebene zu bringen" schlägt ihre Ehemann den Bogen zur Gegenwart.

    Seelische Probleme

    Den Zuschauer erwarte keine trockene historische Dokumentation, sondern eine vielschichtige Auseinandersetzung um die Frage: Wie geht ein Mensch mit einem seelischen Problem um und wie verhält sich seine Umgebung - Familie, Nachbarn, lokale Medien - in einer solchen Extremsituation.

    "Sorgsam und ohne jeden Voyeurismus", so Paul Pagel, sein man mit dem schwierigen Thema umgegangen, wohl wissend das solch ein Stoff eine echte Herausforderung für das überaus treue Festspielpublikum ist.

    Premiere ist am 24. Juni auf der Burgruine Freudenberg. Weitere Vorstellungen am 25. und 26. Juni, sowie am 1., 2. 3. , 8 und 9. Juli. Kartenreservierung unter Tel. (0 93 75) 17 14 , Fax (0 93 75) 92 94 86 oder www.freudenberg- main.de.

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