Die Erwartungen, die die Eltern mit dem in einem Aussiedlerhof geplanten Naturkindergarten verbanden, waren groß, das pädagogische Konzept überzeugend und auch der rasche Anstieg der Kinderzahl zeigte, dass Güntersleben einen weiteren Kindergarten benötigt. Um so größer war die Ernüchterung, als die Gemeinde Ende 2021 den Schlussstrich hinter jahrelange Planungen zog und den Versuch, einen der spannendsten Kindergärten in der Region zu bauen, beendete. Nun gibt es neue Hoffnungen. Wie Bürgermeister Michael Freudenberger am Rande einer Ratssitzung mitteilte, ist ein neuer Standort gefunden. Der Naturkindergarten soll nun an einem benachbarten Aussiedlerhof entstehen, unweit vom ursprünglichen Standort entfernt.
"Ich bin froh, dass wir doch noch einen echten Naturkindergarten bekommen", stellt Freudenberger auf Nachfrage fest. Er soll nun am Hubertushof entstehen. Ein Neubau sei hier nicht nötig. Es gebe vorhandene Räume, wie einen größeren Schulungsraum, der genutzt werden könne. Für den nötigen Umbau wolle der Eigentümer aufkommen. Außer der Miete sehe der auf zehn Jahre geschlossene Vertrag für die Gemeinde keine Kosten vor. Der Bürgermeister hofft, dass der derzeit im früheren Lagerhaus in der Ortsmitte untergebrachte Kindergarten noch vor September umziehen kann. Die Kindergartenaufsicht des Landratsamts sei bereits vor Ort gewesen und habe ihre Zustimmung für 25 Kindergarten-Plätze signalisiert. Die Bauernhof-Tage, die es auch schon jetzt gab, sollen dagegen am Marienhof bleiben. Beide Höfe würde sich gut verstehen. Träger bleiben wie auch bei allen anderen Günterslebener Kindergärten die Johanniter.
Ursprünglich war geplant, den Kindergarten am Marienhof zu errichten. Gedacht waren zwei Rundzelte im Stil mongolischer Jurten, die ohne Fundament auskommen und damit auch im Außenbereich der Gemeinde zulässig sind. Verzögerungen in der Planung, eine aufwendige Prüfung der Fördermöglichkeiten des ungewöhnlichen Projekts durch die Regierung und vor allem die Corona-Pandemie hatten zu einer erheblichen Steigerung der Kosten geführt. Aus 700.000 Euro wurden schließlich bis zu zwei Millionen Euro.
Mit der Entscheidung für die Jurten hatte sich die Gemeinde an einen Anbieter gebunden, da er das Patent für diese innovative Bauweise besitzt. Eine Ausschreibung war damit nur begrenzt möglich. Auch war die üblicherweise auf ein bis drei Monate ausgelegte Bindungsfrist für Angebote für einzelne Gewerke zeitweise auf fünf Tage verkürzt. Ein bereits fest eingeplanter Zuschuss von 175.000 Euro aus einem Sonderfördertopf, da dieser kurz zuvor ausgeschöpft war, entfiel komplett. Die Förderung des Freistaats betrug schließlich nur noch 240.000 Euro.
Schließlich zog der Kooperationspartner, der Eigentümer des Aussiedlerhofs, die Reißleine und kündigte den Vertrag mit der Gemeinde. "Die Planungen waren wegen der hohen Kosten für niemanden mehr darstellbar", erinnert sich der Bürgermeister. Besonders die CSU-Ortsfraktion hatte dem Vorhaben kritisch gegenüber gestanden. Sie kritisierten die aus ihrer Sicht zu hohen Kosten und eine fehlende Prüfung von Alternativen. Doch auch ein Neubau in Verbindung mit einer Senioreneinrichtung, für den die CSU zuvor eingetreten war, ist damit vom Tisch.
Auch Güntersleben sei, so der Bürgermeister, von rückläufigen Kinderzahlen betroffen, ein Neubau zu teuer und wohl auch nicht nötig. Dennoch musste eine Lösung her: Die Unterbringung im Lagerhaus in der Ortsmitte war nur vorübergehend genehmigt und musste regelmäßig befristet verlängert werden. Auch entspricht er nicht dem, was sich von einem Naturkindergarten erwartet: Die Würzburger Straße ist stark befahren, ein besonderer Gefahrenpunkt und es mangelt an größeren Grün- und Spielflächen. Mit dem Naturkindergarten am Hubertushof dürfte sich dies ändern.