Mit dem "Requiem op. 45" und den "Variationen über ein Thema von Joseph Haydn" von Johannes Brahms hatte Dirigent Matthias Göttemann für sein Konzert mit dem Oratorienchor Würzburg zwei beliebte und bekannte Werke ausgesucht; entsprechend groß war der Publikumszuspruch in der St. Johanniskirche. Göttemann fand zu Beginn kurze, aber äußerst hilfreiche erläuternde Worte, um die Ohren der Zuhörenden für die wesentlichen Aspekte und Hintergründe der Werke, vor allem aber das Motto "Tränen und Trost" zu öffnen.
Musikalisch eingebettet in den Rahmen der Chorsätze "Selig sind, die da Leid tragen" und "Selig sind die Toten" widmet sich das Brahmssche Requiem zwar auch dem Tod und der Trauer, setzt den Schwerpunkt aber auf den Trost der Lebenden. Entsprechend vielfältige kompositorische Inspirationen bieten die von Brahms vertonten Bibelstellen. Da ist von Freude, Wonne, Schmerzen und Seufzen die Rede, von verdorrtem Gras, köstlicher Frucht, vom Schallen der letzten Posaune, von Preis, Ehre und Kraft.
Oratorienchor glänzt
Der Oratorienchor zeigte sich der Umsetzung bestens gewachsen, ging tief und kontrastreich in die Deutung, fragte kraftvoll, ja furios nach dem Sieg der Hölle, um schließlich sanft von Erlösung und Ruhe zu singen. Hervorzuheben sind die durchgängige Fokussierung auf die Expressivität und Dramatik des Werkes, die exzellente Aussprache und die sängerische Qualität; lediglich die Höhen blieben etwas matt.
Die Ausdrucksmöglichkeiten des Solisten Heiko Trinsinger (Bariton) sind differenziert; seine tragkräftige, klare Stimme kann innerhalb kurzer Momente flehen, strahlen, donnern und besänftigen. Die Sopranistin Christina Roterberg sang wunderbar warm in der Mittellage, klang in den Höhen allerdings angestrengt.
Schwächen beim Orchester
Die Vogtland Philharmonie hatte an diesem Abend nicht ihren stärksten Auftritt. Erhebliche intonatorische Probleme bei den Streichern und einige Verselbständigungstendenzen waren deutlich zu hören. Oberflächliches Spiel, Mängel in der Präzision bis hin zur Behäbigkeit führten insbesondere in der Nummer 3 zu einem wahren Klangbrei. Die Harfenistin war nicht nur exponiert platziert, sondern ebenso auch zu hören: Sie spielte ganz einfach pünktlich, doch der Orchesterklang entwickelte sich nach ihr. Ausgezeichnet jedoch die Bläser, und dies glich einiges wieder aus.
Der musikalische Kreis schloss sich, wie er begonnen hatte: Charaktervoll und feinsinnig hatte das Variationswerk den Abend eröffnet, mit der Seligkeit der Toten erlosch der Schluss.