Ein Anästhesist gibt seine Festanstellung an der Klinik auf und widmet sich nur noch dem Dienst als Notarzt am Standort Uffenheim. Was unglaublich klingt, wird aber ab Juli Realität: Dr. med. Andreas Schenk geht diesen Schritt. Bürgermeister Wolfgang Lampe stellte den Facharzt für Anästhesie und Notfallmedizin bei einem Pressegespräch im Rathaus vor.
In Bayern gibt es festgelegte Notarzt-Standorte. Uffenheim zählt dazu, ebenso Bad Windsheim, Ochsenfurt und Rothenburg. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) Mittelfranken, der die Besetzung der Dienste gemeinsam mit dem Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) obliegt, könne aber niemanden zwingen, den Dienst als Notarzt zu versehen. Die Dienste werden laut Schenk in der Regel neben einer hauptberuflichen Tätigkeit in Klinik oder Praxis in der Freizeit übernommen.
Lange Anfahrtszeiten gefährden Notfallpatienten
Nun ist Schenk, der als für Anästhesist an der Main-Klinik Ochsenfurt angestellt ist, bekannt, dass es im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim oft Besetzungsprobleme und teilweise sogar unbesetzte Dienste gibt. In solch einem Fall müsse dann der Notarzt vom Nachbarstandort anfahren, was deutlich mehr Zeit benötige. Das könne bei schwerwiegenden Notfällen gefährlich für den Patienten sein, auch wenn die Qualifikation des zuerst eintreffenden Rettungsdienstpersonals in den vergangenen Jahren gestiegen sei.
Dennoch gebe es zahlreiche Einsätze, die eines Notarztes bedürften. Tagsüber könne noch ein Rettungshubschrauber schnell zum Einsatzort kommen. Auch diesen Dienst kennt Schenk, war er doch von 2017 bis 2019 als Notarzt auf dem Rettungshubschrauber Christoph 18 (Ochsenfurt).
Notarzteinsätze finden in der Freizeit statt
Seit 2017 wohnt Andreas Schenk mit seiner Familie in Uffenheim, leistet bereits 15 bis 20 Dienste im Monat als Notarzt. Dramatische Einsätze im vergangenen Jahr hätten ihm gezeigt, wie wichtig es sei, dass der Notarzt-Standort Uffenheim lückenlos besetzt ist.

Aktuell ist Schenk einer von drei Notärzten in Uffenheim. Ein Arzt wird Uffenheim aber in absehbarer Zeit verlassen, der andere steht kurz vor dem Ruhestand und nur ab und an zur Verfügung. Für ihn habe sich die Frage gestellt, wie man das Problem unbesetzter Dienste abmildern könne. Denn bereits jetzt forderten die Dienste von den Beteiligten neben dem Hauptberuf große Einschränkungen in der Freizeit.
Schenk suchte das Gespräch mit KVB und ZRF, weil er sich als hauptberuflicher Notarzt anbieten wollte. Eine Stelle für einen angestellten Notarzt ist jedoch nicht vorgesehen.
Klassische Schulmedizin ist gefragt
So habe er sich schweren Herzens entschlossen, seine Festanstellung und seine Tätigkeit auf dem Rettungshubschrauber aufzugeben, um ab Juli als Selbstständiger so viele Notarztdienste wie möglich in Uffenheim abzudecken. Schenk rechnet mit 25 bis 30 Diensten, 60 sind pro Monat notwendig – aufgeteilt in Tag- und Nachtbereitschaft.
Die finanzielle Situation habe er dabei bei seiner Selbstständigkeit bedacht. Kombiniert wird seine Notarzt-Gehalt bereits seit einiger Zeit gemeinsam mit dem seiner Frau, die ebenfalls Ärztin ist, mit einer alternativmedizinischen Praxis, die sich mit "emotionaler Heilung" beschäftigt. Beim Notfall sei allerdings klassische Schulmedizin gefragt.
Einsätze starten zu Hause
Für ihn erfüllt sich damit ein seit dem Medizinstudium bestehender Wunsch, möglichst vielen kranken Menschen helfen zu können. "Das ist mir ein sehr, sehr wichtiges Anliegen", bekräftigt er. Einen großen Vorteil für ihn hat es, dass er von zu Hause aus in den Einsatz startet und so mehr bei seiner Frau und seiner dreijährigen Tochter ist. "Zwar unberechenbar daheim präsent, aber viel daheim präsent", beschreibt Schenk die künftige Situation.
Für Bürgermeister Wolfgang Lampe ist das Ganze ein Glücksfall für die Versorgung der Bürger. Indirekt profitieren auch die Nachbarstandorte davon, weil Bad Windsheim und Rothenburg von Einsätzen im Uffenheimer Raum entlastet würden. Umgekehrt ist Schenk auch schon dorthin zu Einsätzen beordert worden. "Ich bin mit sicher, das wird gut gehen", gibt sich der Mediziner optimistisch. Falls sich doch etwas zum Schlechteren hin ändern sollte, dann stehe ihm der Weg zurück an eine Klinik offen.