Manchmal ahnt man gar nicht, was für Schätze vor der eigenen Haustüre zu finden sind. In der Gemeinde Rottendorf sind es die zahlreichen Wiesenkräuter. Helga Vogel ist pensionierte Lehrerin und ausgebildete Kräuterführerin. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, vor Ort fundiertes Wildkräuterwissen an Interessierte weiterzugeben.
Seit Jahren bietet sie im Sommer in Kooperation mit der Bücherei im Wasserschloss eine Kräuterwanderung an. Am Mittwoch, 7. Juli, war die Veranstaltung komplett ausgebucht. Bei der beliebten Führung erklärt sie, worauf es beim Kräutersammeln ankommt. Zum Beispiel, diese nur bis circa elf Uhr am Vormittag zu pflücken, da später am Tag die wertvollen Wirkstoffe in der Pflanze nachlassen. Wie die Pflanzen auf den Körper wirken und wie man sie richtig zubereitet und anwendet, erklärt Helga Vogel ganz genau. Denn schließlich haben manche Pflanzen giftige Doppelgänger und können genauso überdosiert werden, wie chemische Arzneimittel.
Die Blüten der wilden Möhre, die ein schneeweißes Köpfchen besitzt, verfeinern fantastisch Süßspeisen. Johanniskraut-Öl kann ganz leicht mit Rapsöl hergestellt werden und wirkt zum Beispiel bei äußeren Verletzungen oder Mückenstichen. Wer sich beim Sammeln der Kräuter unsicher ist, der kann auf die App Flora Incognita zurückgreifen. Der Bestimmungsprozess ist intuitiv. Einfach das Bild der Pflanze mit der Handykamera aufnehmen und anschließend erscheint automatisch die gesuchte Pflanzenart. Eine tolle Innovation, die sicherlich auch die bekannte natur- und heilkundige Äbtissin Hildegard von Bingen aus dem Mittelalter begrüßt hätte – damit altes Heilkräuterwissen nicht in Vergessenheit gerät.
Die nächste Kräuterwanderung findet 2022 statt.
Von: Corina Kölln, Bücherei im Wasserschloss Rottendorf