Grünblaue Blätterranken, farbige Lämpchen, Lichtergesprengsel – eine magische Zauberwelt begrüßt das Publikum bei Betreten des Zuschauerraums der Theaterwerkstatt. In dieses Märchenreich, in der sich William Shakespeares letztes Stück „Der Sturm“ abspielt, zieht Regisseurin Cornelia Wagner das Premierenpublikum hinein.
Denn es ist ein Vergnügen aus Spannung und heiteren Sequenzen, mit der sie und ihr Schauspielerteam die Zuschauer unterhalten. Cornelia Wagner hat neben sinnigen Kürzungen des Textes aus Prospero, dem ehemaligen Herzog von Mailand, eine Frau gemacht. Dagmar Schmauß gibt Prospera mit und ohne Zaubermantel eine imposante Aura, bewältigt den umfangreichen Text fast durchgängig fließend und akzentuiert.
Zauberkunst
Seinerzeit wurde die Herzogin, der Bücher und Magie mehr wert waren denn die Sorge für ihre Untertanen, von ihrem machthungrigen Bruder Antonio vom Thron gestoßen und samt Tochter Miranda auf eine weit entfernte einsame Insel verbannt. Dort lebt sie seit zwölf Jahren als Herrscherin der Insel mit dem Windgeist Ariel, den sie dank ihrer Zauberei einst aus einer misslichen Lage befreien konnte.
Ronja Herberich ist ein luftiger, graziler Windgeist, der, wenn nicht selbst in Aktion, das Geschehen schaukelnd verfolgt, Prospera eifrig zu Diensten ist, aber auch aufmüpfig wie ein trotziges Kind sein kann, wenn er seine Freiheit verlangt. Bemerkenswert ist Herberichs feine Rezitation des englischen Originaltextes, die geschickt in den Szenenablauf einfließt.
Zu den Inseluntertanen gehört noch Caliban, der deformierte Sohn einer Hexe. Konstantin Wappler gibt ihn, von der Maske in ein furchterregendes Ungeheurer verwandelt, ungestüm, artistisch und mit übersprühender Spielfreude.
Ein böser Sturm, von Prospera aus Rache und dank ihrer Zauberkraft verursacht, bringt ein Schiff mit ihren einstigen Widersachern in Seenot und spült Prosperas Bruder Antonio, Alonso, den König von Neapel und seinen Sohn Ferdinand (jugendlich-verliebt Nicolas Cymara) auf die Insel. Dort trifft Ferdinand auf die zarte Miranda, der Lara Herberich eine entzückend unschuldig-naive Ausstrahlung gibt.
Uwe Bergfelder in der Doppelrolle des Antonio und des Stephano sowie Andreas Münzel als Alonso und Trinculo zeigen ihre wandlungsfähige Schauspielkunst als wie Mafiabosse aussehende Adelige, sorgen andererseits als angetrunkene Matrosen für das komödiantische Element in dieser gelungenen Aufführung der Parabel von Macht und Rachegelüsten, von Pflichterfüllung, wahrer Liebe und großzügigem Verzeihen.
Aufführungen bis 22. April
immer mittwochs, freitags, samstags um 20 Uhr (außer Mittwoch, 15. März.)
außerdem sonntags um 19 Uhr