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Von Pelzmärtel und Herrscheklaus

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Von Pelzmärtel und Herrscheklaus

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    Der SUF untersuchte in einem seiner umfangreichen Fragebögen unter anderem die Bräuche und Bezeichnungen der Wintergestalten. Hierbei zeigt sich eine dialektale Vielfalt, die auch in anderen Sprachbereichen für Unterfranken typisch ist. Die Bezeichnung "Nikolaus" ist in Unterfranken die häufigste und hat vielerorts ältere Formen verdrängt. Aussprachevarianten sind "Nigolaus", "Nigelas" und "Niglaus".

    Doch haben sich bis heute einige andere, historische Bezeichnungen rund um das Maindreieck erhalten. In der Rhön ist immer noch der "Herrscheklaus" verbreitet. Als mögliche Erklärung nehmen die Experten des SUF an, dass diese Form aus einer mundartlichen Verschleifung von "Herr Sankt Nikolaus" entstanden ist, wobei "Klaus" die Kurzform von "Nikolaus" ist. Im Maindreieck ist die Form "Hetscheklas" gebräuchlich. "Historisch war der Herrscheklaus übrigens viel weiter verbreitet, von Eisenach bis Coburg und südlich von Würzburg", erklärt Dr. Jens Wichtermann, der Bearbeiter dieses Sprachatlaskapitels: "Außerdem hat er volkskundlich nichts mit dem Nikolaus zu tun, sondern kam als eine in Fell gehüllte Schreckgestalt mit Strohperücke und Maske."

    "Pelzmärtel" in Mittelfranken

    An den Grenzen zu Ober- und Mittelfranken ist heute noch der "Pelzmärtel" geläufig, im Spessart und im Aschaffenburger Raum heißt er "Pelznickel". Auch diese Gestalt war früher eigenständig und zog ursprünglich am Martinstag, also dem 11. November, umher. Sie war in Fell gehüllt, mit Sack und Rute, genauso wie der Nikolaus. Daher sei auch dieser Brauch in dem heutigen Nikolausbrauch aufgegangen, vermutet Wichtermann. Der Wortbestandteil "Pelz" käme vom westmitteldeutschen "pelzen" mit der Bedeutung "prügeln". Während "Märtel" eine dialektale Verkleinerungsform von "Martin" sei, handele es sich bei "Nickel" um eine westmitteldeutsche Kurzform für "Nikolaus".

    Vereinzelt fanden die Würzburger Dialektforscher des SUF in Unterfranken die Bezeichnungen "Holleklaus", "Hullefrau" und "Hulleklatsche". Sie waren früher östlich von Schweinfurt, aber auch um Würzburg gängige Bezeichnungen für den Nikolaus. Über die Herkunft dieser Namen herrscht keine Klarheit, doch nimmt Dialektologe Wichtermann an, dass ein Zusammenhang zum Wort "hüllen, verhüllen" besteht. Schließlich zogen Holleklaus und Hullefrau in der Weihnachtszeit als verhüllte, vermummte Schreckgestalten umher.

    Als weitere, vereinzelt noch gebräuchliche Bezeichnungen, vor allem für den Begleiter des Nikolaus, verzeichnet der SUF noch "Krampus", "Ruprecht" und "Rupert". Gelegentlich kam dieser Begleiter alleine, also ohne den Nikolaus.

    1000 Jahre Nikolausverehrung

    In Deutschland lassen sich Spuren der Nikolausverehrung ab dem 10. Jahrhundert nachweisen. Im christlichen Volksbrauch kommt der Nikolaus am 6. Dezember oder am Vorabend. Meist hat er einen Begleiter bei sich, der in seiner Erscheinung in scharfem Kontrast zu der großväterlichen, weißbärtigen Figur des Nikolaus steht. Diese begleitende Schreckgestalt geht oft auf regionale Bräuche zurück. Sie tritt teilweise ganz an die Stelle des Nikolaus, erscheint oft in Fell gehüllt und wie der Nikolaus mit Sack und Rute.

    Die gute Nachricht aus diesen Forschungsergebnissen für die Kinder bringt die Leiterin des Sprachatlas, Dr. Sabine Krämer-Neubert, auf den Punkt: "Während früher hauptsächlich Schreckgestalten herumzogen, die den Kindern Angst einflößen oder sie sogar strafen sollten, hat sich heute das christliche Motiv des guten Gabenbringers durchgesetzt." Da kann der Nikolaus, egal wie er heißt, heute kommen.

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