Ein offener Austausch und Verständnis für die Arbeit des jeweils anderen: So lauten die Ziele der jährlichen land- und forstwirtschaftlichen Bereisung des Würzburger Landrats Thomas Eberth mit Vertretern von Kreisverwaltung und Bauernverband, organisiert vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen-Würzburg. Auf dem Plan standen heuer die Erzeugung und Verarbeitung regionaler Lebensmittel, Pilotprojekte für den Waldbau sowie die Lagerung von Gülle, berichtet das Landratsamt in einer Pressemitteilung. Ihr sind folgende Informationen entnommen..
Güllelagune als Alternative für Betonbecken

Den ersten Halt machte die Gruppe am Milchviehbetrieb von Gerhard Brandmann in Biebelried mit rund 60 Tieren. Knapp hinter der Landkreisgrenze im Kreis Kitzingen gelegen, wurde dort eine sogenannte „Güllelagune“ begutachtet. Eine Güllelagune – eine mit einer speziellen Kunststofffolie abgedichtete Grube – bot Familie Brandmann eine Alternative zur Erweiterung der bestehenden Güllegrube aus Beton. Bau und Rückbau sind deutlich billiger und schneller möglich als bei einem Betonbecken. Nach dem Ende der Nutzung kann die Abdicht-Folie über die Reststoffverwertung recycelt werden.
Mittelwaldbewirtschaftung wird wiederentdeckt
Bei Rottendorf standen zwei Waldbau-Projekte zur Besichtigung. In einem von Trockenheit gezeichneten Teil des Gemeindewalds läuft derzeit ein Aufforstungsprojekt, bei dem 9000 Baumsetzlinge mit Hilfe von Tröpfchenbewässerung herangezogen werden, bis sie sich selbst versorgen können. Unterschiedliche Baumsorten erhalten unterschiedliche Mengen Wasser. Wissenschaftlich begleitet, soll der Versuch Aufschluss geben über einen dem Klimawandel angepassten Waldbau, den Umgang mit Wasser und hitzeresistente Baumarten.
Ebenfalls neu: Der Wald der Holzrechtlergemeinschaft Rottendorf nahe dem Gemeindeteil Rothof wird künftig als sogenannter Mittelwald bewirtschaftet. Mit einer Mischung aus Blühfeldern, Strauchbewuchs und alten, hohen Bäumen soll dadurch trotz regelmäßiger Entnahme von Holz die Artenvielfalt profitieren.
Schilf-Glasflügelzikade bedroht Zuckerrübe

Ein Treffen mit Vertretern des Unternehmens Südzucker rückte den Fokus auf eines der wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Region, die Zuckerrübe. Eigentlich ist sie für den Klimawandel geeignet, da sie bei längeren Trockenphasen „schläft“ und bei passendem Wetter weiterwachsen kann. Ein Schädling bedroht den Zuckerrübenanbau derzeit jedoch: Die Schilf-Glasflügelzikade befällt Rüben, Getreide und Weinreben in ganz Süddeutschland – und verbreitet eine Bakterienkrankheit, die den Zuckergehalt in der Pflanze und damit den Ertrag deutlich reduziert. Südzucker forscht mit dem Verband der fränkischen Zuckerrübenanbauer und dem AELF an einer Lösung.

Bei einem Besuch im Kinderhaus am Grasholz in Rottendorf stellten Kita-Leitung und Beschäftigte die hauseigene Küche vor. Hier werden täglich rund 400 Essen vorwiegend aus regionalen, saisonalen Lebensmitteln hergestellt, zum Teil Bio-Ware. 300 Portionen gehen in andere Einrichtungen. Interessierte Kinder dürfen beim Kochen helfen. „Wenn die Kinder die Karotten oder Zucchini selbst geschnippelt haben, sind die Berührungsängste mit gesundem Essen deutlich kleiner“, versichert Küchenleiterin Katja Zeitler.