Das Bürgerbegehren war mit über 5000 Unterschriften erfolgreich, der Bürgerentscheid ist, wie berichtet, für den 21. April angesetzt. Dann sollen die Würzburger abstimmen, ob der ehemalige Klostergarten von St. Benedikt im unteren Frauenland mit Wohnblöcken samt Tiefgarage bebaut werden soll. Zunächst aber hat die für das Bürgerbegehren verantwortliche Interessengemeinschaft (IG) „Paradiesgarten“ ein heikles Führungsproblem zu klären.
Zoff, der sich in letzter Zeit angedeutet hatte, ist am Freitag offen zu Tage getreten: Friedl Deichselberger und Irene Treugut, die namentlich das Bürgerbegehren bei der Stadt eingereicht haben, distanzieren sich in einer e-Mail an die Medien ausdrücklich von der Interessengemeinschaft.
Noch bis vor kurzem firmierte Deichselberger als einer der vier Sprecher der Bürgerinitiative. Doch das Tischtuch ist zerschnitten: „Die derzeitigen Handlungs- und Vorgehensweisen der Interessengemeinschaft Paradiesgarten stehen in keiner Absprache mit uns“, heißt es in der Mitteilung. Ihr ist ein Brief von Rechtsanwalt Jochen Hofmann-Hoeppel beigefügt. Er weist darauf hin, dass juristisch gesehen nur Deichselberger und Treugut als Unterzeichner das Bürgerbegehren vertreten dürften. Äußerungen der IG Paradiesgarten dazu seien „von Rechts wegen irrelevant“. Deichselberger kündigt in der e-Mail eine Mitgliederversammlung der IG für Mitte Februar an. Zur Wahl stünden dort „ein neuer Vorstand und weitere zielführende Inhalte im Tenor des Bürgerbegehrens.“
Deichselbergers Schritt an die Öffentlichkeit trifft die Bürgerinitiative schwer. Sie zählt nach eigenen Angaben rund 75 Mitglieder. Als Sprecher zeichnen aktuell Martin Schiffer (Würzburg), Ursula Messerschmidt (Würzburg) und Rainer Ahlborn (Werneck) verantwortlich. Letzterer spricht gegenüber unserer Zeitung von einem „Machtkampf“. Ja, man habe Deichselberger „gestürzt“ bzw. „abgesetzt“. Ahlborn: „Wir konnten mit ihm nicht mehr zusammenarbeiten“, er schade der Sache. Was das Ziel angeht – eine Blockrandbebauung auf dem 1,4 Hektar großen Areal zu verhindern – sei die IG überhaupt nicht zerstritten. Es gehe um rein „charakterliche“ Fragen.
Wichtig sei, den Führungsstreit in der Mitgliederversammlung nach dem Fasching – die IG will beim Umzug mit einem eigenen Wagen auffahren – beizulegen. Ahlborn kündigt einen Plan an, den die drei Sprecher den Mitgliedern vorstellen wollen. Er rechnet mit einer Mehrheit dafür. Die IG Paradiesgarten hatte zuletzt in einem offenen Brief an den Stadtrat erneut vor einer Wohnbebauung auf dem so genannten Platz'schen Garten gewarnt. Mit Blick auf Umwelt- und Klimaschutz dürfe der Baumbestand dort nicht vernichtet werden.