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OCHSENFURT (AF): Vorläufiges Happy-End vor Gericht

OCHSENFURT (AF)

Vorläufiges Happy-End vor Gericht

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    Vier Strafanzeigen in zwei Jahren. Oder mehr. Vor Gericht kann sie sich nicht mehr genau erinnern. Die Polizei war für die 21-jährige Krankenpflegerin oft die letzte Rettung, wenn ihr Freund, ein 21-jähriger Masseur, im Drogenrausch wieder aggressiv wurde. Immer wieder Beleidigungen, Schläge, Tritte oder gar Drohungen, sie "platt zu machen".

    Aus dem Gerichtssaal

    Wie im Mai 1999. Auch damals eskalierte der Streit in ihrer Wohnung, nachdem er seine Sachen abholen und ausziehen wollte: Zusammengekauert hockt sie auf dem Boden in der Küche, lässt die Beschimpfungen ein weiteres Mal über sich ergehen: "Schlampe. Fette Sau. Rabenmutter. Ich mach dich platt." Eine Spül-Bürste, die er nach ihr wirft, verfehlt sie nur knapp und saust in die Glasscheibe der Tür. Die Wucht des Wurfes lässt sie in tausend Stücke zerplatzen. Erst als sie ihm wieder mit der Polizei droht, beruhigt er sich.

    Vor dem Amtsgericht Ochsenfurt hat die Sache dennoch eine Art Happy-End. Jedenfalls für ihn: Gegen Zahlung einer Auflage von 800 Mark stellte Richterin Barbara Landgraf das Verfahren vorläufig ein. Nach so langer Zeit hat die junge Frau kein Interesse mehr daran, dass ihr Ex-Freund und Vater ihrer zweijährigen Tochter bestraft wird für das, was er getan hat. "Er hat sich auch entschuldigt", sagte sie bei ihrer Vernehmung. "Deshalb will ich mich gütlich mit ihm einigen."

    Dem will das Gericht nicht im Weg stehen. Mit ihrem Beschluss würdigte die Richterin zudem das Bemühen des 21-Jährigen, seine Drogensucht nach mehr als drei Jahren endlich in den Griff zu bekommen. Bei allen Angriffen auf seine Freundin sei er stets betrunken gewesen oder habe Drogen genommen, beteuerte er. Oder auch beides. Seit einem halben Jahr nimmt er an einer Entzugs-Therapie teil, die noch bis Oktober dauert. In dieser Zeit darf er dreimal nach Hause fahren, um "die Kleine" zu sehen.

    Die Zukunft der jungen Familie - wenn es denn eine gibt - ist ungewiss. Für sein Alter hat der Angeklagte ein stattliches Vorstrafen-Register aufgebaut, das ihn eines Tages hinter Gitter bringen könnte. Kopfzerbrechen bereitet ihm und seinem Anwalt vor allem ein noch bevorstehendes Strafverfahren in Schweinfurt, bei dem ihm die Staatsanwaltschaft Raub vorwirft.

    Im vergangenen Jahr hat er einer 75-Jährigen auf offener Straße den Einkaufswagen entrissen, um an ihr Geld zu kommen. Mit seiner Beute, so der 21-Jährige vor Gericht, habe er stets versucht, seinen teuren Drogenkonsum zu finanzieren. "Ich hab' geklaut oder Freunde abgezockt." Manchmal habe er das Heroin auch vom Geld seiner Eltern gekauft. Der Ausgang des Verfahrens in Schweinfurt - Bewährungsstrafe oder Haft - werde auch davon abhängen, ob sein Mandant die Drogen-Therapie erfolgreich beenden kann, gab sein Verteidiger zu bedenken.

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