Doch der Hauptautor, der Würzburger Mediziner und Historiker Dr. Walter Michael Brod, konnte die Vollendung des Werkes nicht mehr erleben. Wenige Tage, nachdem er die letzten Zeilen geschrieben hatte, ist er im hohen Alter von 97 Jahren verstorben.
Sein Bild stand deshalb bei der Präsentation des Buches bekränzt neben dem Pult der Festredner, die allesamt den Alt-Obermeister der Zunft in den Mittelpunkt zu stellen suchten. In der auf festlichem Büttenpapier gedruckten Einladung der Gäste stand Brod gar noch als Redner für Dankesworte auf dem Programm. Dafür sprang Enkel Magnus Brod in die Bresche und würdigte seinen Großvater als einen „Forscher einer anderen Zeit, der aber noch die heimische Mundart beherrschte, genauso wie mühsames Forschen“. Die Werke des Verstorbenen bezeichnete er als Fundus für Würzburg und für die Würzburger Hochschulen.
Autor Walter Brod hat in dem Buch mit großer Kompetenz noch einmal die Bedeutung der Fischerei für Würzburg in 1000 Jahren und damit auch die Zusammenhänge mit dem historischen Wirken der Fischerzunft aufgrund authentischer Quellen in Buchform zusammengefasst. Es muss eine absolut mühsame Arbeit gewesen sein, „die Fischerei im Main von der Frühzeit bis zum Ende des 20. Jahrhunderts“, wie das zweite Kapitel betitelt ist, aufzuarbeiten und sehr seriös, dazu gut leserlich darzustellen. Das ist absolut gelungen und auch sehr spannend, weil Fischen im Main schon germanisches Recht war. Ein Recht, das unter der Herrschaft der Fürstbischöfe bis in die jüngste Zeit ebensolche Turbulenzen durchmachen musste, wie der Fischbesatz im Main selbst. Der Niedergang des Fischbestands und damit einhergehend auch des Standes der Berufsfischer im vorigen Jahrhundert war das traurigste Kapitel.
Mainausbau der Todesstoß
Das war auch der Part, den Co-Autor Dr. Peter Wondrak, langjähriger Fischereifachberater bei der Regierung von Unterfranken, als Redner besonders betonte. Es fiel ihm schwer, dass Walter Brod bei der Veranstaltung nicht mehr dabei sein konnte und dass der amtierende Obermeister Georg Göß, der erst seinen 85. Geburtstag feiern konnte, schwer krank in der Klinik lag.
Der Mainausbau für die Schifffahrt war wohl letztlich der Todesstoß für eine 1000-jährige Tradition, die jetzt vor allem kulturell hoch gehalten wird. Zusammenhänge für Wanderfische wurden gestört. Damit reduzierte sich nicht nur der Besatz, sondern auch die Artenvielfalt. Eine Verschmutzung durch Einleitungen über die Kanäle direkt in den Main taten das übrige. Im 19. Jahrhundert gab es noch Wanderfische wie Stör, Lachs, Meer- und Seeforelle, Flunder, Meerneunauge und Maifisch, sie sind längst verschwunden und damit auch die Erträge der Berufsfischer. Aber es ist kein trauriges Buch. Es gibt auch viel zu lesen über den kulinarischen Part, den der Fisch im Lauf der Jahrhunderte spielte, sogar Rezepte.
Wie tief die Zunft mit der Geschichte der Stadt und ihren Honoratioren verwurzelt ist, zeigte die Zahl der Festgäste. Wann käme sonst der Oberbürgermeister Georg Rosenthal persönlich zu einer Buchvorstellung. Altbischof Paul-Werner Scheele gaben sich ebenso die Ehre wie die früheren Landtagsabgeordneten Walter Eykmann und Manfred Ach. Ein hochkarätiges Publikum konnte Prof. Dieter Salch, der Präsident des Leitungsausschusses für das Jubiläumsjahr der Fischerzunft, begrüßen.
Fischerei Teil der Geschichte
Das Buch stellte Prof. Helmut Flachenecker vom Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte an der Uni Würzburg vor. Er bezeichnete das Werk als eine „eleganten Streifzug durch die Würzburger Geschichte“, in diesem Fall mit der Fischerei als roten Faden. Das Buch zeige auch die Nähe der Zunft zum christlichen Glauben. Für ihn ist diese große Vergangenheit auch eine große Verpflichtung für die Zukunft. Damit meinte er eindeutig den Schutz der Gewässer.
Das Buch „Zunft und Fisch“ ist ab sofort im Handel. Es ist im Verlag Echter Würzburg erschienen und kostet 20 Euro. Das fest gebundene Werk hat 182 Seiten. Auf 40 Seiten sind vorwiegend wertvolle historische Schwarz-Weiß-Bilder über die Fischerzunft, das Leben am Main und die Fischerei zu finden.