Kunden der Volksbank Raiffeisenbank Würzburg (VR-Bank) flatterte Ende Oktober ein Brief ins Haus, der für Unmut sorgte. Die Ankündigung des Geldinstituts: Die jährliche Miete für ein Bankschließfach ab dem 1. Januar 2018 von bisher 25 Euro auf 100 Euro zu erhöhen. „Diese Erhöhung ist maßlos“, ärgert sich Walther Häußler. Der 72-Jährige aus Geroldshausen hat seit drei Jahren ein Schließfach in der Filiale im Ort gemietet – und dieses nach dem Schreiben der VR-Bank nun erst einmal gekündigt.
Etwa 1800 Kunden sind betroffen
In Stadt und Landkreis betreibt die VR-Bank Würzburg 35 Filialen. „Wobei nicht jede Filiale über ein Angebot von Kundenschließfächern verfügt“, erklärt Joachim Erhard, der im Vorstand für das Kundengeschäft der Bank verantwortlich ist. 1800 Schließfächer sind auf verschiedene Standorte verteilt. „In etwa so viele Kunden sind von der Mietpreisänderung betroffen“, sagt Erhard.
Auch Monika Zwirners Schließfach in Würzburg wird nun teurer. Die Würzburgerin konnte zunächst nicht fassen, was sie las und ging in eine Filiale, um ihrem Unmut Luft zu machen. Eine Bankangestellte versprach, die Kritik an die Beschwerdestelle weiterzugeben. Die Antwort kam eine Woche später per Post. In dem Antwortschreiben war unter anderem zu lesen: „Im Rahmen einer Kalkulationsüberprüfung stellten wir fest, dass wir keine kostendeckenden Preise in Rechnung gestellt haben. Die Kosten setzen sich zusammen aus Wartung, Versicherung sowie Personal, um den Zugang zu gewähren(...) Rückwirkend betrachtet konnten Sie somit in der Vergangenheit von sehr niedrigen Preisen profitieren.“
Monika Zwirner ist enttäuscht: „Ich wäre sofort mit einer zehn- bis 20-prozentigen Erhöhung einverstanden gewesen. Aber eine Preissteigerung um 300 Prozent. Das ist Wucher, das grenzt schon an Unverfrorenheit.“ Die Würzburgerin ist seit über 36 Jahren Mitglied der Bank. Ihr Entschluss steht fest: „Ich steige aus. Ich werde mir ein anderes Geldinstitut suchen.“
„Jede Beschwerde ist eine zu viel“
Natürlich seien nach der Preisänderung die Beschwerden bei ihm angekommen, erklärt Erhard. „Aber die Anzahl war in Relation zu den etwa 1800 Kunden überschaubar“, sagt das Vorstandsmitglied. Er schätzt, dass sich nur etwa zwei Prozent der betroffenen Kunden beschwert hätten: „Aber jede Beschwerde ist eine zu viel.“
Und auch wenn Erhard den Unmut der Kunden verstehen kann – für ihn ist es „der Fluch der guten Tat.“ Die VR-Bank Würzburg habe eine kontinuierliche Anpassung der Mietpreise über Jahre hinweg unterlassen, so Erhard: „Zur Euro-Umstellung 2002 haben wir den Preis auf 20,30 Euro festgelegt, nach Fusionen mit anderen Filialen dann 2013/14 auf 25 Euro vereinheitlicht.“ So hätten die Kunden den Service günstig in Anspruch nehmen können. „Aber jetzt wird der deutliche Anstieg gesehen“, sagt das Vorstandsmitglied. Daneben verweist er auf die Kosten des Schließfachangebots durch Unterhalt, Versicherung und Personalaufwand.
Neukunden zahlen bereits die höheren Mietpreise
Die Bank bietet verschiedene Schließfachgrößen an, die ab dem neuen Jahr nun teurer werden: Die mittlere Größe, die bisher 35 Euro gekostet hat, wird mit 150 Euro zu Buche schlagen und ein großes Schließfach kostet den Kunden der VR-Bank Würzburg statt wie bisher 50 dann 180 Euro. Jeder Kunde, der seit diesem Jahr ein Schließfach bei der Bank hat, zahlt bereits den neuen Mietpreis. Erhard: „Wir sind marktkonform unterwegs, sonst hätten wir auch keine Neukunden.“ Bewusst hätte sich die Bank dazu entschieden, den Preis für die Bestandskunden erst zum 1.Januar 2018 zu erhöhen, erklärt er.
Neben der VR-Bank bieten auch andere Banken in Stadt und Landkreis den Service an: Bei der Sparkasse Mainfranken Würzburg kosten die Mietgebühren für ein Schließfach je nach Größe 39 Euro, 69 Euro, 149 oder 229 Euro im Jahr. Das meistgenutzte Schließfach bei der Commerzbank in Würzburg kostet 89 Euro im Jahr. Zudem gibt es auch hier noch größere Schließfächer für 129 Euro, 169 Euro, 279 Euro oder 449 Euro. Und auch bei der Fürstlich Castell'sche Bank in Würzburg gibt es Schließfächer zu 60 Euro, 80 Euro, 100 Euro, 150 Euro, 175 Euro und 250 Euro.
Kein Freund des billigsten Anbieters
Walther Häußler überlegt noch, ob er nach der Kündigung seines Schließfaches nun auch die Bank wechselt. „Ich bin nicht der Freund davon den billigsten Anbieter zu suchen. Ich würde gerne bei der VR-Bank bleiben, weil die mich seit 50 Jahren begleitet“, sagt der 72-Jährige. „Aber die unanständige Erhöhung hat mich sehr geärgert.“